Das „elfte Gebot“: Du sollst den Koalitionsvertrag einhalten
Am Samstag forderte Mario Kunze, Beschäftigter von Vivantes, bei einer Kundgebung vor dem SPD-Landesparteitag auf originelle Weise die rot-rot-grüne Regierung auf, ihre Versprechungen aus dem Koalitionsvertrag einzuhalten. Wir dokumentieren seinen satirischen Beitrag.
Vor zwei Jahren standen wir an selber Stelle und beteten an diesem Altar zum Olymp, auf dass die zur Zeit gerade existierenden Götter unser Flehen erhören mögen. Vielleicht können sich einige noch an diese finsteren und hoffnungslosen Zeiten erinnern: Damals, als das göttliche Himmelsstürmer-Projekt auf dem Schönen Feld noch nicht fertig und wir die Diener verschiedener Gottestempel uns ausgebootet und im Stich gelassen von unseren Dienstherren fühlten.
Heute… ist nur ein anderer Tag.
Und doch hat sich etwas über den Wolken bewegt. Die Götter haben uns das 11. Gebot gesendet, dass da lautet: „Du sollst deine Tempel nicht zerschlagen, sondern fest zusammenfügen und alle deine Tempeldiener gleich speisen!“
Es ist ein Segen und gepriesen seien die Götter in ihrer unendlichen Weisheit dafür. Vor allem, dass sie von allein darauf gekommen sind.
Aber kaum ist uns euer Gebot vom Gipfel des heiligen Senatsberges überbracht worden, oh ihr Gewaltigen, gibt es bei euren unwürdigen Knechten schon wieder Streit. Unsere Äbte sind der Meinung, dass es reiche, wenn eure Worte in Stein gemeißelt sind, und wir nun Ruhe geben müssten, um euch nicht zu nerven.
Wir haben eure Worte aber anders interpretiert! Wir sehen es als unsere heilige Pflicht an, nicht nur um das goldene Koalitionsvertragskalb herum zu tanzen und Hosianna zu skandieren, sondern wir wollen den Kampf für euer 11. Gebot aufnehmen. Es gibt unzählige Ungläubige und Heiden in dieser Stadt, und es gilt sie zu missionieren!
In den Hohe-Ämtern der Tempel Vivantes und Charité tritt man eure Gebote mit den Worten „Ach, die Vier-Jahres-Götter…“ immer noch mit Füßen. Wir aber wollen eure Gloria in die Stadt hinaus tragen, damit sich alle, die in Dunkelheit verharren müssen, an eurem Segen erleuchten können.
Wir Undankbaren brauchen zu eurem Gebot aber auch Zeichen von euch.
Das Eine im Tempelgarten reicht nicht aus, denn es wird leider von den teuflischen Horden in den Tempelgeschäftsführungen nicht Ernst genommen. Auch unsere Äbte wollen dieses Zeichen nicht sehen. Sie haben den Dienern des Vivantes Tempels kurzerhand die Trommeln versteckt. Somit stehen unsere Brüder und Schwestern des Charité-Tempels gerade allein auf der Straße, um euer Wort in die Köpfe der unheiligen und frevlerischen Tempelführungen zu pauken.
Oh, ihr Rächer der Armen und Bedürftigen! Das nächste Mal, wenn ihr wieder unter den Sterblichen wandelt, tretet vor die Pharisäer, vor die Händler und Wechsler in eurem Tempel hin und verkündet ihnen: „Seht unseren Willen! Nehmet die Ausgestoßenen wieder in eure Tempel auf und reichet ihnen das selbe Mahl, wie allen Gläubigen des öffentlichen Tempels“ … und zwar sofort! Ein Tempel, eine Tempelgemeinschaft und eine Flächentempelspeisung!
Erst dann werden die Ungläubigen und Scheinheiligen verstummen. Dann wird der Pöbel wieder Zeugnis über die Weisheit und Güte eurer Dreifaltigkeit vor allen Urnen dieses Landes ablegen.
Erst dann werden wir sagen können: Gereinigt sei euer Name.