Corona: Wilde Streiks zwingen US-Autoindustrie zu schließen
Am Mittwoch kündigten die drei großen US-Autohersteller General Motors, Ford und Fiat Chrysler an, dass sie alle Werke in den USA schließen werden. Das Management präsentierte dies als freiwillige Entscheidung. In Wirklichkeit war es eine Reaktion auf die spontanen Streiks der Automobilarbeiter*innen. Beschäftigte der Autoindustrie auf der ganzen Welt haben zum Schutz ihrer Gesundheit und Sicherheit gestreikt.
Die „Großen Drei“ US-Autohersteller – General Motors, Ford und Fiat Chrysler – kündigten am Mittwoch an, dass sie alle Werke in den USA schließen werden. Die Produktion wird bis mindestens 30. März ausgesetzt. Von den Schließungen sind 25 Werke (elf von GM, acht von Ford und sechs von Fiat Chrysler) und 150.000 Beschäftigte betroffen.
Bürgerliche Medien wie CNBC berichten, dass diese Entscheidung aufgrund „des Drucks von Gewerkschaftsführer*innen und Beschäftigten“ getroffen wurde. Die Arbeiter*innen in diesen Unternehmen erzählen jedoch eine andere Geschichte: Die Werke wurden durch wilde Streiks zur Schließung gezwungen.
Am Dienstagabend legten die Beschäftigten des Montagewerks Sterling Heights (SHAP) in einem Vorort von Detroit die Arbeit nieder. Zwei der Kolleg*innen waren mit dem Coronavirus unter Quarantäne gestellt worden, aber die Unternehmensleitung wollte das Werk am Laufen halten. Die Arbeiter*innen aus der Nachtschicht, die sich weigerten, an das Band zurückzukehren, wurden vorzeitig nach Hause geschickt. Die Arbeiter*innen der Frühschicht erschienen, arbeiteten aber auch nicht. Später am Tag machten die „Großen Drei“ ihre Ankündigung.
In ihren Verträgen mit den „Großen Drei“ hat die Gewerkschaft United Autoworkers (UAW) das Recht, in Fragen der Gesundheit und Sicherheit zu streiken. Aber skandalöserweise hat die UAW-Führung die Fabriken nicht geschlossen. Stattdessen „forderte“ sie die Unternehmen lediglich auf, die Produktion einzustellen – und die „Großen Drei“ lehnten dies ab. Die UAW verfügt über enorme Macht, wie der massive GM-Streik im vergangenen Jahr gezeigt hat: Die Arbeitsniederlegung von 50.000 Arbeiter*innen hat General Motors bis zu vier Milliarden Dollar gekostet. Aber die Gewerkschaft steht unter der Kontrolle wohlhabender Bürokrat*innen, die sich mehr für die Gewinne der Unternehmen als für das Wohlergehen ihrer eigenen Mitglieder einsetzen.
In der vergangenen Woche hatten die US-Automobilhersteller weitgehend symbolische Maßnahmen ergriffen, indem sie Hygienespray verteilten und die Hälfte der Stühle im Pausenraum abdeckten, um die soziale Distanzierung zu fördern, wie LaborNotes berichtete. Das Management präsentierte die Gesundheitsempfehlungen des Zentrums für Seuchenkontrolle CDC – aber überarbeitete insbesondere die Empfehlung „Bleiben Sie zu Hause, wenn Sie krank sind“!
Ähnliche Streiks von Autoarbeiter*innen haben auf der ganzen Welt stattgefunden. Die Beschäftigten bei Fiat, unter anderem in Italien, begannen letzte Woche zu streiken, um die Schließung ihrer Arbeitsplätze zu erzwingen. 5.000 Mercedes-Arbeiter*innen in Vitoria-Gasteiz im Baskenland legten am Montag die Arbeit nieder.
Die Autoindustrie zeigt die Absurdität der kapitalistischen Reaktionen auf die Pandemie: Während Schulen geschlossen werden und die Menschen ermutigt oder sogar dazu aufgefordert werden, zu Hause zu bleiben, versuchen große Unternehmen, ihre Fabriken am Laufen zu halten. Braucht jemand in der Krise neue Autos?
Es ist dringend notwendig, diese Fabriken für die Produktion von Beatmungsgeräten, Mundschutz und Schutzkleidung zu nutzen, die dringend benötigt werden. Die Kapitalist*innen, die diese Fabriken leiten, haben ihre grobe Fahrlässigkeit gezeigt – sie können nicht einmal für die Sicherheit ihrer eigenen Arbeiter sorgen.
Aber die Arbeiter*innen haben gezeigt, dass sie, wenn sie sich organisieren, eine ganze Industrie schließen können. Jetzt liegt es an ihnen, die Industrie zu übernehmen – indem sie strenge Sicherheitsprotokolle einführen – und anfangen die Güter zu produzieren, die die Bevölkerung dringend benötigt.