Charlottesville: Baut die Einheit auf, um den Faschismus zu schlagen
Seit Trump das Amt des Präsidenten übernommen hat, hat er zu einer großen Anzahl rassistischer und antisemitischer Hassverbrechen geschwiegen, die seitdem stattgefunden haben. Nach einer abschweifenden und zusammenhangslosen Stellungnahme zu den Zusammenstößen in Charlottesville benannte Trump nicht einmal den Mord an Heather Heyer. Er verurteilte die Gewalt auf „vielen Seiten“ und weigerte sich, die Rechtsextremist*innen und Faschist*innen speziell zu verurteilen.
¡Heather Heyer, presente! Socialist Action verurteilt den Mord an Heather Heyer (32) durch den ultrarechten Terroristen, der mit einem Auto in eine Gruppe antifaschistischer Demonstrant*innen raste, während der Gegenmobilisierungen am 12. August gegen die sogenannte „Unite the Right“-Demonstration. Mehr als 30 antirassistische Protestierende haben im Verlauf des Tages Verletzungen erlitten.
Heather, die als Rechtsanwaltsgehilfin in Charlottesville, Virginia, arbeitete, ging zum Protest um ihre Liebe zur Mitmenschlichkeit und ihre Opposition zu rassistischen und faschistischen Schlägertypen, die das verfaulende kapitalistische System hervorbringt, zu zeigen. Ihr offensichtlicher Mörder, James Alex Fiedls Jr. (20), flüchtete vom Tatort, aber wurde kurz darauf verhaftet. Eine*r seiner Highschool-Lehrer*innen in Ohio sagte ABC News dass Field „ganz vernarrt war in die Nazis und Adolf Hitler.“
Der Aufruf für eine ultra-rechte Kundgebung in Charlottesville war dazu angedacht, „alt-right“ („alternative Rechte“), Neo-Nazis, Neo-Konföderierte (die konföderierten Staaten verteidigten im amerikanischen Bürger*innenkrieg die Sklaverei [Anm.d.Ü.]) und Ku Kux Klan-Gruppen für eine Aktion zusammenzubringen. Sie wollten die Statue von Robert E. Lee zu verteidigen, dem General, der die Armee der Sklav*innenbesitzenden während des Bürger*innenkriegs in den 1860er Jahren anführte. Das Stadtparlament von Charlottesville hatte beschlossen, das Denkmal von seinem Standort im ehemaligen Lee Park zu entfernen – der Park wurde umbenannt in Emanzipationspark. Es wurde berichtet, dass die Demonstration das größte Treffen der extremen Rechten und rassistischen Gruppen mindestens eines Jahrzehnts war.
Während eines Fackelmarschs am 11. August über den Campus der Universität von Virginia riefen die Rechtsradikalen und Faschist*innen: “White life matter“ (Weißes Leben ist von Bedeutung; eine Anspielung auf die Bewegung gegen rassistische Polizeigewalt Black Lives Matter), „You will not replace us“ (Ihr werdet uns nicht ersetzen), „Jews will not replace us“ (Juden*Jüdinnen werden uns nicht ersetzen) und „Blood and Soil“ (Blut und Boden). Rechte griffen eine kleine Gruppe von Gegendemonstrant*innen mit Pistolen und Schlagringen an, während die Polizei herumstand und zuguckte.
Am Samstag, den 12. August, als sich die Faschist*innen für ihre Kundgebung versammelten, war der Gegenprotest zahlenmäßig überlegen, im Verhältnis 2 zu 1. Als es zu Zusammenstößen kam, erklärten die Behörden den Ausnahmezustand und die Polizei befahl, die Versammlung aufzulösen. Bei anhaltenden Prügeleien zwischen Faschist*innen und Gegendemonstrant*innen wurden 15 Protestierende verletzt.
Später starteten die Gegendemonstrant*innen einen Marsch durch die Innenstadt und riefen: “Whose streets? Our streets!“ (Wessen Straßen? Unsere Straßen!). Ohne Vorwarnung fuhr Fields seinen Wagen in eine Gruppe von Demonstrant*innen, ermordete Heyer und verletzte mindestens 19 andere. Unter den Verletzten waren Mitglieder der International Socialist Organisation (Internationale Sozialistische Organisation) (ISO), den Democratic Socialist of Amerika (Demokratische Sozialist*innen von Amerika) (DSA) und der International Workers of the World (IWW).
Trumps Aufstieg ermutigt Faschist*innen
Der Holocaust-Leugner, Ku Kux Klan-Mitglied und ehemalige Nazi-Führer David Duke sagte bei der Charlottesville „Unite the Right“-Demonstration: „Wir sin entschlossen, uns unser Land zurückzuholen. Wir werden die Versprechen von Donald Trump erfüllen … deswegen haben wir für Doland Trump gestimmt, weil er sagte er wird unser Land zurückholen.“
Trumps Präsidentschaftskampagne basierte auf einer reaktionären populistischen Plattform, um Leute mit wirtschaftlichen Problemen anzusprechen. Während seines Aufstiegs zum Weißen Haus machte er Migrant*innen und Muslim*innen zum Sündenbock, während er Unterstützung von offenkundigen Faschist*innen wie David Duke und „alt-right“-Gründer Richard Spencer, wie auch vom Ku Kux Klan, erhielt. Trump-Unterstützer*innen griffen Demonstrant*innen bei Wahlkampfveranstaltungen körperlich an, während der Kandidat ihre Gewalt anspornte.
Auch wenn Trump kein Faschist ist, versammelt er Wortführer der „alt-right“ wie Steve Bannon und Stephen Miller (einem College-Freund von Richard Spencer) um sich. Seine Wahl und seine Rhetorik haben die faschistische und rassistische extreme Rechte ermutigt. Diese Gruppen sind seid der Wahl gewachsen und mobilisiert, sie nahmen Trumps Machtübernahme als ein Signal aus dem Schatten hervorzutreten. Der Nazi Daily Stormer (Anspielung auf das NS-Propagandablatt „Der Stürmer“ [Anm.d.Ü.]) schrieb, dass Trump „uns freisetzt“.
Seit Trump das Amt des Präsidenten übernommen hat, hat er zu einer großen Anzahl rassistischer und antisemitischer Hassverbrechen geschwiegen, die seitdem stattgefunden haben. Nach einer abschweifenden und zusammenhangslosen Stellungnahme zu den Zusammenstößen in Charlottesville benannte Trump nicht einmal den Mord an Heather Heyer. Er verurteilte die Gewalt auf „vielen Seiten“ und weigerte sich, die Rechtsextremist*innen und Faschist*innen speziell zu verurteilen.
David Duke, offenbar irritiert von Trump mildem Tadel, twitterte: „Ich würde ihnen empfehlen, in den Spiegel zu gucken und sich daran zu erinnern, dass weiße Amerikaner*innen Sie zum Präsidenten gewählt haben und nicht radikale Linke.“
Aber andere Rechte nahmen Trumps Stellungnahme als einen Sieg auf. „Hat Trump gerade die Antifa denunziert?“, twitterte Richard Spencer. Und der Nazi Daily Stormer schrieb vergnügt, dass Trump sich „vollständig weigerte sich zu distanzieren“. „Er hat uns nicht angegriffen… als er gefragt wurde ob, er es verurteilt hat, er den Raum verlassen. Wirklich, wirklich gut.“
Faschismus und wie wir dagegen kämpfen können
Faschismus ist ein Symptom des Kapitalismus in seinem Endstadium. Die Taktik von Faschist*innen wurde von Malik Miah im August 1975 in der International Socialist Review („Meinungsfreiheit und der Kampf gegen die extreme Rechte“) beschrieben:
Faschist*innen versuchen den Zorn aller, die durch die kapitalistische Krise vom Ruin bedroht sind, gegen die unterdrückten ethnischen Minderheiten und die organisierten Arbeiter*innen zu lenken. In diesem Land war die Herangehensweise der faschistischen Organisationen in den 1930er und 1940er Jahren, zu behaupten, sie würden die „kleinen Leute“ vertreten, sowohl gegen die großen Kapitalist*innen, wie gegen die „Kommunist*innen“, und richteten ihr Feuer besonders gegen Schwarze, Juden*Jüdinnen und die großen Gewerkschaften. In seinem Buch „Faschismus und das große Geschäft“ betont Daniel Guerin, dass „das faschistische Spiel ist, sich selbst anti-kapitalistisch zu nennen, ohne die Kapitalist*innen ernsthaft anzugreifen“.
Die soziale Basis des Faschismus ist das Kleinbürger*innentum („Mittelklasse“). Im Kampf um die Macht benutzt der Faschismus anti-kapitalistische Sprüche, aber ihr Zahlmeister ist die herrschende Klasse. Sie benutzen das Kleinbürger*innen als Rammbock gegen die Arbeiter*innenklasse. Das Regime des Faschismus ist, in der finalen Analyse, die Regierung des Finanzkapitals.
Ihre Absicht haben sie unter einer anti-kapitalistischen Rhetorik versteckt, die Nazis ordneten bald die gesamte deutsche Gesellschaft unter die Bedürfnisse der kapitalistischen Klasse. Wir können uns nicht auf die Bullen, die Gerichte und bürgerliche Politiker*innen verlassen, dass sie uns vor den faschistischen Schlägertruppen beschützen. Bullen verbrüdern sich oft selber direkt mit den Faschist*innen.
Sozialist*innen lehnen die Vorstellung ab, dass kleine engagierte Gruppen den Faschismus in Straßenkämpfen schlagen können. Wir versuchen eine möglichst große Gegenmobilisierung der Arbeiter*innen und Unterdrückten gegen diese Schlägertypen zu organisieren. Wir müssen große gemeinsame Fronten für Massen-Aktionen aufbauen, die die Gewerkschaften und Organisationen der unterdrückten Nationalitäten, Frauen*, Studierenden und LGBTI* mit einbinden.
Zur selben Zeit unterstützen wir das Recht, Selbstverteidigung gegen rassistische und faschistische Angriffe zu organisieren. Wir nehmen uns den Spruch der IWW zu herzen: „Ein Angriff auf einen ist ein Angriff auf uns alle.“
Dieser Artikel auf unserer US-Schwesterseite Left Voice. Ursprünglich veröffentlicht beiSocialist Action