Bundesweit Zehntausende im Kita-Streik
Im ganzen Land haben heute zehntausende Beschäftigte für bessere Arbeitsbedingungen in Kitas und Horten gestreikt. Kommende Woche streiken dann Kolleg:innen aller Berufsgruppen im Sozial- und Erziehungsdienst gemeinsam.
3500 Streikende in Bremen und Niedersachsen, über 3000 in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, allein über 8000 in Nordrhein-Westfalen. Noch ist nicht ganz abzusehen, wie viele es bundesweit insgesamt waren. Klar ist jedoch: Es waren viele. Landauf, landab sind heute im Rahmen der Tarifauseinandersetzung im Sozial- und Erziehungsdienst Beschäftigte in Kitas und Horten in einen ganztägigen Streik getreten. Aufgerufen hatten die beiden Gewerkschaften ver.di und GEW unter dem Motto „Mehr braucht mehr“.
In den ersten beiden Verhandlungsrunden war die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberbände (VKA) auf die Forderungen der Gewerkschaften nicht eingegangen. Diese verlangen bessere Arbeitsbedingungen, darunter Zeit zur Vor- und Nachbereitung, Maßnahmen gegen den Personalmangel sowie die finanzielle Aufwertung der Berufe.
Statt alle Berufsgruppen im Sozial- und Erziehungsdienst vereint zum Streik aufzurufen, hatten sich die Gewerkschaftsführungen für getretnnte Streiktage entschieden. Am Montag hatten bereits die Beschäftigten in der Sozialen Arbeit die Arbeit niedergelegt. Am Donnerstag folgen die Kolleg:innen in der Behindertenhilfe.
Über die notwendigen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen sprach auch Rojhat Altuntaş. Er nahm in München als Auszubildender an seinem ersten Streik teil.
In einer Rede auf der Kundgebung der GEW auf dem Wittelsbacherplatz schilderte er Erfahrungen, wie sie viele seiner Kolleg:innen kennen. „Es macht mir sehr viel Spaß, den Beruf auszuüben“, sagt Rojhat. Es falle ihm aber auch auf, wie anstrengend es ist, den Beruf auszuüben. „Nicht aufgrund des Berufs an sich, sondern aufgrund der Arbeitsbedingungen.“ Und er zählt auf: „Personalmangel, schlechte Bezahlung, wenig Vorbereitungszeit.“ Das alles mache es schwer, den Interessen der Kinder gerecht zu werden.
Er schlug jedoch auch den Bogen zu aktuellen politischen Fragen. Die Kriegspolitik mache ihn nervös. „Ich finde es sehr inakzeptabel, dass uns ein Sparkurs aufgedrückt wird“, sagt er. „Aber wenn es darum geht, aufzurüsten oder die Konzerne zu retten, ist die Regierung auf einmal großzügig.“ Seine Kolleg:innen stimmten ihm mit Applaus und Jubel zu.
Zum Abschluss seiner kurzen Rede rief er ihnen zu: „Ich möchte alle Anwesenden ermutigen, keinen Millimeter von den Forderungen abzuweichen. Sie sind gerechtfertigt. Sorgen wir dafür, sie umzusetzen!“ Während GEW und ver.di in München die Streikerfassung auf zwei unterschiedlichen Plätzen durchführte, fand die Abschlusskundgebung gemeinsam statt. Etwa 700 Beschäftigte kamen dafür auf dem Odeonsplatz zusammen.
Die dritte Verhandlungsrunde findet am 16. und 17. Mai in Potsdam statt. Dann wird es darum gehen, die Forderungen durchzusetzen. Gerade angesichts der immensen Inflation, ist weniger als die volle Durchsetzung nicht tragbar.
Zuvor jedoch rufen GEW und ver.di alle Beschäftigten des Sozial- und Erziehungsdienstes zu einem gemeinsamen Streiktag auf. Am kommenden Donnerstag streiken dann alle Berufsgruppen, die in dieser Woche noch getrennt voneinander die Arbeit niedergelegt haben, gemeinsam.