Brasilien: Metallarbeiter:innen kämpfen gegen Werksschließung bei Mercedes-Benz
In diesen Zeiten der Inflation und Krise gehen die deutschen Metall- und Elektroarbeiter:innen in ihre Tarifrunde. Währenddessen kämpfen auf der anderen Seite der Welt Arbeiter:innen gegen die selben Monopole. Unsere Klasse und unsere Kämpfe sind international.
Auf einer Versammlung am vergangenen Donnerstag beschlossen die Mercedes-Beschäftigten in Sao Bernardo, bis Montag gegen die vom Unternehmen angekündigten 3.600 Entlassungen zu streiken. Die Versammlung vor dem Werkstor letzten Donnerstag hat gezeigt, dass die Metallarbeiter:innen bereit sind, sich diesem brutalen Angriff zu widersetzen und die Kapitalist:innen für die Krise bezahlen zu lassen. Dicht gedrängt stehen die brasilianischen Arbeiter:innen dabei unter einer deutschen Fahne.
Der deutsche Riesenkonzern will die gesamte Produktion von bestimmten Teilen auf andere Unternehmen auslagern. In der Praxis wollen sie mehr als 3000 Familien auf die Straße setzen, um ihre Gewinne mitten in der Krise zu steigern. Die Metallarbeiter:innen haben die Unterstützung der Bevölkerung der Region, wie z.B. die Studierenden der UFABC, die eine Solidaritätskampagne durchführen.
Grausamkeiten wie diese kommen nicht nur von den Bossen bei Mercedes. Ähnliche Vorgänge finden in der gesamten Industrie Brasiliens statt, wie zum Beispiel Schließungen bei Ford, bei Toyota, die Einstellung der Fahrzeugproduktion im Werk Caoa-Chery in São José dos Campos, (die CAOA Group ist eine brasilianische Vertriebsgesellschaft der Marken Subaru, Hyundai und Chery), die ausbleibenden Lohnzahlungen bei MWL (das von den Arbeiter:innen besetzt wurde) und andere.
Die großen Gewerkschaftsdachverbände wie die CUT müssen einen landesweiten Kampfplan gegen die Entlassungen und die Arbeitslosigkeit aufstellen, die Arbeiter:innen in den Fabriken, die unter diesen Angriffen leiden, vereinen und versuchen, mit Streiks und gemeinsamen Demonstrationen geschlossen auf diese Probleme zu reagieren, von denen Millionen von Arbeiter:innen betroffen sind. Im Rahmen dieses Kampfes sollten sie die Verkürzung der Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich fordern. Dies wäre ein Weg, die Arbeitslosigkeit zu beenden, indem viel mehr Arbeiter:innen beschäftigt und die langen Arbeitszeiten abgeschafft werden (eine Situation, die durch die Arbeitsreform noch verschärft wurde).
Nur der Kampf der Arbeiter:innen kann einen Ausweg aus dieser Lage bieten. Es ist ein Fehler, darauf zu wetten, dass Wahlen die Angriffe und Entlassungen lösen werden. Die Regierung Bolsonaro und die extreme Rechte in Brasilien haben unserer Klasse einiges angetan, doch auch die Lula-Alckmin-Koalition bietet keine Lösung, auch wenn sie sich selbst als Opposition positioniert. Luiz Inácio Lula da Silva, beliebter Expräsident der brasilianischen Arbeiterpartei, PT, hat sich für die kommende Präsidentschaftswahl mit Geraldo Alckmin, einer Figur der traditionellen Rechten des Landes, als seinen Vizekandidaten verbündet. Sie bieten keine Lösung für das Problem der Deindustrialisierung und setzen wirtschaftlich weiterhin auf Brasilien als „Farm der Welt“, was deutlich macht, dass sie sich den Agrarbaronen nicht entgegenstellen werden. Sie haben den Industrieunternehmer:innen außerdem bereits versichert, dass sie die Reformen gegen die Arbeiter:innen der letzten Jahre nicht rückgängig machen werden. Es ist unmöglich, die Rechte der Arbeiter:innen zu verteidigen, wenn man sich mit den Rechten und der Wirtschaft verbündet.
Wir vom internationalen Zeitungsnetzwerk von Esquerda Diário und Klasse Gegen Klasse begrüßen den Kampf der Mercedes-Benz-Beschäftigten in São Bernardo. Nur die internationale Arbeiter:innenklasse, die sich an der Basis der Betriebe organisiert, kann einen Ausweg aus dieser Krise bieten, die die Kapitalisten geschaffen haben.
Dieser Artikel erschien in leicht abgeänderter Fassung zuerst bei unserer brasilianischen Schwesterseite Esquerda Diario.