Botanischer Garten: FU verstößt mal wieder gegen Vereinbarungen!
Die Freie Universität Berlin will entgegen bestehender Vereinbarungen Techniker aus dem Botanischen Garten abziehen. Unter dem Motto "Alle Techniker sollen bleiben!" wehren sich die Beschäftigten dort gegen den Vorstoß. Wir spiegeln den Artikel von Claudius Naumann von der Verdi-Betriebsgruppe an der FU.
Am Botanischen Garten fanden sich in einer Mittagspause spontan knapp 50 Beschäftigte für eine Solidaritätsaktion unter dem Motto „Alle Techniker sollen bleiben!“ zusammen. Schon wenige Monate nach dem Betriebsübergang verstößt die Freie Universität Berlin gegen die Vereinbarungen im Interessenausgleich und gegen den Kuratoriumsbeschluss, der besagt, dass alle Techniker auch weiterhin überwiegend am Botanischen Garten eingesetzt werden müssen.
Die Techniker wurden beim Betriebsübergang nicht wie die Beschäftigten der Bereiche des Besucher- und Gartenservices in die Zentraleinrichtung Botanischer Gartens / Botanisches Museums (ZE BGBM) eingegliedert, sondern flossen der Technischen Abteilung der Freien Universität zu. Damit verbunden war für die ehemaligen Techniker der Betriebsgesellschaft von Anfang an die Befürchtung aus dem Betriebsbereich des Botanischen Gartens abgezogen zu werden. Bei den Technikern handelt es sich um langjährig – teils über 12 Jahre – am Botanischen Garten tätige Heizungsmonteure, Gas-Wasser-Installateure und Elektriker.
2 der 8 Techniker sollen jetzt entgegen der Vereinbarungen dauerhaft aus dem Betriebsbereich Botanischer Garten abgezogen werden und andere Aufgaben an der FU wahrnehmen. Die FU begründet das mit der Abschaffung der 12-Stunden-Schichten und einem daraus resultierenden Personalüberschuss. Im krassen Widerspruch stehen nicht nur die Vereinbarungen im Interessenausgleich und im Kuratorium sondern auch, dass die FU umfangreiche Arbeiten wie die Reparatur der Rasensprenger an eine externe Firma vergeben hat. Andere bisherige Tätigkeiten wurden über Monate nicht mehr an die Techniker weitergegeben, wie zum Beispiel die Herstellung von aktuell 15 000 Pflanzenschildern, die dringend benötigt werden. Die Behauptung die Techniker hätten zu wenig zu tun ist gerade vor diesem Hintergrund grotesk.
Der Schwerpunkt der politischen Bemühungen von ver.di und der Arbeitnehmervertretungen lag schon während des Rückführungsprozesses darauf, eine verbindliche Regelung zu erreichen, dass die 8 Techniker und deren Vorarbeiter wie in den vergangenen Jahren weiter für den Botanischen Garten tätig sein sollen. Begründet wurde das auch damit, dass die vom Senat bereit gestellten Mittel für den Aufwuchs der Löhne der Beschäftigten der Betriebsgesellschaft im Hochschulvertrag über einen Sondertatbestand geregelt wurden. Der damalige Betriebsrat des Gemeinschaftsbetriebes wandte sich auch deshalb mit einer anwaltlichen Stellungnahme an die Mitglieder des Hauptausschusses, die in ihrer Sitzung knapp 45 Minuten den zuständigen Staatssekretär Steffen Krach (SPD) zu diesem Thema befragten, was schon ein bemerkenswerter Vorgang war.
Im Frühjahr 2018, also zu einem Zeitpunkt, zu dem es für die Freie Universität längst feststand, dass das 8-köpfige Team um 2 Techniker reduziert werden sollte, schrieb die ZE BGBM 2 unbefristete Hausmeisterstellen aus, also genau die Anzahl an Stellen, die auf Seiten der Technischen Abteilung im Betriebsbereich Botanischer Garten abgebaut werden sollte. Eine für alle Seiten versöhnliche Lösung drängte sich geradezu auf. Obwohl diese Stellen schlechter dotiert waren und den Technikern Informationen zum Beispiel zu künftigen Arbeitszeiten vorenthalten wurden, bewarben sich schließlich 2 von ihnen auf die externen Ausschreibungen. Verbunden damit war die Hoffnung auf eine Standortgarantie am Botanischen Garten für alle 8 Techniker. Die Leitung der ZE BGBM lud die beiden Techniker allerdings nicht mal zum Bewerbungsgespräch und besetzte die Stellen extern.
Damit bewahrheitet sich jetzt die Befürchtung, die die Beschäftigten und ihre Gewerkschaft im vergangenen Jahr auf Kuratoriumssitzungen und bei verschiedenen Aktionen zum Ausdruck brachten. Abzuwarten bleibt wie der zuständige Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, Steffen Krach (SPD), der sich auch gegenüber dem Hauptausschuss und im Kuratorium der Freien Universität für eine weitere überwiegende Beschäftigung der Techniker am Botanischen Garten einsetzte, mit dem Abweichen der Freien Universität von der vereinbarten Vorgehensweise, umgehen wird. Interessant dürfte in diesem Zusammenhang die nächste Kuratoriumssitzung werden, in der die Kanzlerin sich erklären muss, warum sie sich nicht an den Beschluss des Kuratoriums gehalten hat.