Bombardements in Irak, Syrien und Jemen: US-Eskalation im Nahen Osten geht weiter

09.02.2024, Lesezeit 7 Min.
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Als Reaktion auf den Tod von drei Soldaten in Jordanien haben die USA etwa 85 Ziele in Jemen, Irak und Syrien angegriffen. Aber können die Vergeltungsschläge die Ziele der USA erreichen?

Am vergangenen Freitag starteten die USA eine zweite Angriffswelle gegen pro-iranische schiitische Gruppen im Irak und in Syrien, dem am Sonntag eine Reihe koordinierter Angriffe gegen die jemenitische Ansar Allah (Houthis) folgte. Nachdem am 27. Januar drei US-Soldaten bei einem Drohnenangriff an der jordanisch-syrischen Grenze getötet wurden, schwor Präsident Joe Biden Vergeltung.

Die Option eines direkten Angriffs auf den Iran mit seinen potenziell verheerenden Folgen scheint nicht in Frage zu kommen. Der US-Imperialismus reagiert auf den Angriff einerseits massiv und doch auch „maßvoll“. Die USA sind nicht in der Lage, sich auf einen direkten Krieg mit dem Iran einzulassen, während sie gleichzeitig die ukrainischen Kriegsanstrengungen und Israels Kolonialkrieg im Gazastreifen entscheidend unterstützen, und sie sind auch nicht bereit, sich von der israelischen extremen Rechten in einen regionalen Flächenbrand hineinziehen zu lassen. Die Bombardements, mit denen der US-Imperialismus sein Abschreckungspotenzial wieder herstellen möchte, sind vorsichtig: Sie sind zu begrenzt, um ihre Ziele zu erreichen, tragen aber dennoch zur steigenden Intensität der regionalen Auseinandersetzungen bei und signalisieren eine wachsende Einmischung der USA im Nahen Osten und im israelischen Krieg in Gaza.

Das Bombardement und seine unmittelbaren Folgen

Innerhalb einer halben Stunde wurden vergangene Woche fast 85 Ziele von einem Geschwader von B-1-Bombern angegriffen und mit 125 Schuss zerstört. Diese Standorte, die nach Angaben des Zentralkommandos des US-Militärs von Gruppen genutzt werden, die den Revolutionsgarden und ihrer Eliteeinheit (Al-Quds) nahestehen, befanden sich mitunter in der Nähe von zivilen Gebieten, wie zum Beispiel im Bezirk Deir al-Zour in Syrien, der von Stromausfällen betroffen ist, oder in der Stadt Al-Qaim im Irak, wo Häuser durch die Angriffe vollständig zerstört wurden, was mindestens zwei zivile Opfer forderte. Im Irak wurden drei und in Syrien vier Kommandozentralen oder Waffenlager zerstört.

Der Sprecher der irakischen Armee, die an der Seite der US-geführten Koalitionstruppen gegen den Islamischen Staat kämpft, verurteilte die Intervention seines Verbündeten als „Verletzung der irakischen Souveränität“, „Diese Angriffe kommen zu einem Zeitpunkt, an dem der Irak versucht, die Stabilität in der Region zu gewährleisten. Dies wird schwerwiegende Folgen für die Sicherheit und Stabilität des Irak und der Region haben“.

Das Bombardement seiner eigenen Verbündeten begleitend, weitete der Imperialismus in der Nacht zum Sonntag seinen Feldzug im Jemen aus. Dreizehn Ziele wurden zerstört, darunter „unterirdische Munitionsdepots, Raketenwerfer und Luftabwehrwaffen“, wie Verteidigungsminister Lloyd Austin mitteilte. An dem Angriff, der weniger intensiv war als die Bombenangriffe im Irak und in Syrien, waren mehrere F/A-18-Kampfflugzeuge beteiligt, die von der USS Eisenhower, dem Flaggschiff der US-Flotte im Roten Meer, gestartet wurden, sowie britische Typhoons, die von Wasserflugzeugen unterstützt wurden. In den Küstenstädten As Salif und Al Munirah wurden mehrere Gebäude in die Luft gesprengt.

Mohammed al-Bukhaiti, ein Mitglied der Führung Ansar Allahs, erklärte, dass „die britisch-amerikanische Aggression nicht unbeantwortet bleiben wird“, und fügte hinzu: „Wir werden auf Eskalation mit Eskalation antworten“. Innerhalb weniger Tage schlugen die USA hundert Mal in der Region zu, wobei sie erklärten, dass diese Bombardements nur die erste Phase einer umfassenderen Kampagne zur Schwächung oder Vernichtung von Teilen des Widerstands unter iranischer Hegemonie seien. Biden hatte bereits am Freitag erklärt, dass „die Reaktion an den Orten und zu den Zeiten, die wir wählen, weitergehen wird“. Es wird erwartet, dass die Operationen die Form einer regionalen Kampagne in mehreren Wellen annehmen werden, die eine Reihe von gleichzeitigen Angriffen auf Ziele in der gesamten Region kombiniert.

Biden in der Zwickmühle

Die strategischen Ziele der US-Kampagne scheinen jedoch schwer zu erreichen, ohne einen größeren regionalen Krieg auszulösen. Das demokratische Lager, das durch die Abwanderung eines Teils seiner Wählerschaft, die die palästinensische Sache unterstützt, bedroht ist, steht im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen auch unter starkem Druck von Seiten der Republikanischen Rechten und rechtsextremer Gruppen an seiner Peripherie: Biden, der es nicht vermeiden kann, darauf zu reagieren, ist dennoch gezwungen, Mäßigung zu zeigen, um nicht den Rest seines politischen Kapitals unter jungen Menschen und ethnischen Minderheiten, den Stützen der demokratischen Wählerschaft in mehreren Schlüsselstaaten, zu verlieren. Er kann auch nicht den zerstörerischen Weg eines direkten Krieges gegen den Iran einschlagen, während die USA bereits die Ukraine und Israel unterstützen.

Unter anderem aufgrund dieser Einschränkungen bleibt Bidens Handlungsspielraum begrenzt. Biden befindet sich in einer Auseinandersetzung mit der israelischen extremen Rechten über das Tempo der Angriffe im Gazastreifen und versucht, das Horrorszenario einer Invasion im Libanon abzuwenden. Sein diplomatischer Druck auf Netanjahu würde jede Glaubwürdigkeit und Legitimität verlieren, wenn die USA sich massiv an einer großen anti-iranischen Operation beteiligen würden.

Die inzwischen massive Einmischung der USA in den Konflikt kann die diplomatische Kontrolle, die Washington über Israel auszuüben versucht, nur untergraben und den Imperialismus in eine Eskalationsspirale bringen: Die Forderungen nach Mäßigung der israelischen Operation im Gazastreifen verlieren mehr und mehr an Kraft, je länger die Angriffe andauern. Die unnachgiebigen Versuche des US-Imperialismus, seine regionalen Positionen aufrechtzuerhalten, sind lediglich eine weitere Ermutigung für Netanjahu, seinen genozidalen und kolonialen Krieg zu verlängern und ihn auf den Libanon auszudehnen.

Während Biden versucht, die Abschreckungskraft des US-Imperialismus wiederherzustellen, offenbart die Form der Reaktion die Widersprüche, die das Weiße Haus plagen. Die Kampagne ist notwendigerweise begrenzt – um die USA nicht auf den Kriegspfad mit Teheran zu bringen und die Legitimität ihrer Diplomatie gegenüber Israel zu untergraben – und kann nur die Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Akteuren in den bombardierten Ländern verschärfen, ohne eine Ende der Angriffe zu erreichen: Die Hisbollah hat in einer verzweifelten Abschreckungsstrategie ihre Angriffe an den Grenzen bereits intensiviert; die Houthis haben bereits geschworen, mit einer Intensivierung ihrer Operationen zu antworten; auch die mit der Hisbollah verbundenen Gruppen im Irak und die schiitischen Milizen in Syrien dürften ihre Operationen mit größerem Nachdruck wieder aufnehmen.

Diese drei Widersprüche drohen das regionale Gleichgewicht zu untergraben, das durch die israelischen Provokationen und den Mehrfrontenkrieg der IDF immer brüchiger geworden ist. Durch den Versuch, Israels Kolonialkrieg allein auf den Gazastreifen zu beschränken, können die USA nicht überreagieren, ohne ihre diplomatische Macht zu schmälern oder in einen direkten Krieg mit dem Iran zu geraten.

Die derzeitige Operation, mit der die USA ihre anhaltende „Macht“ in der Region und ihre Fähigkeit, die Rolle des Regionalpolizisten zu übernehmen, unter Beweis stellen wollen, hat die Eskalationsdynamik jedoch nicht beendet. Einmal mehr konfrontiert der Nahe Osten die USA mit den strategischen Grenzen ihres Imperialismus. Wieder einmal bedroht der US-Imperialismus die Region mit seiner kriegstreiberischen Politik.

Dieser Artikel erschien zuerst auf unserer argentinischen Schwesterseite La Izquierda Diario

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