Blutige Repression durch Israel: Mindestens 52 Palästinenser*innen bei Protesten gegen Umzug der US-Botschaft getötet

14.05.2018, Lesezeit 5 Min.
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Mindestens 52 Palästinenser*innen wurden heute vom israelischen Militär getötet. Außerdem wurden Tausende von Menschen durch Schüsse verletzt. Sie hatten gegen den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem protestiert.

Mindestens 52 Palästinenser*innen – darunter mehrere Minderjährige – wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums heute durch israelische Schüsse getötet, außerdem wurden mehr als 2.000 Personen verletzt. Sie hatten an den Protesten entlang der Grenze von Gaza gegen den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem teilgenommen.

Die Palästinenser*innen mobilisieren sich seit Wochen in Form eines „Rückkehrmarsch“, mit dem sie das Recht der palästinensischen Geflüchteten auf Rückkehr in ihre Heimat fordern.

Die Demonstrationen konzentrieren sich auf die Grenze des Gazastreifens. Dort gibt es Zeltlager und Mobilisierungen, anlässlich derer Israel bereits den Befehl gegeben hat, jede*n zu erschießen, die*der sich den Grenzzäunen nähert. Das bleibt dem Ermessen der israelischen Scharfschützen überlassen, die in den vergangenen Wochen jeden Freitag durchschnittlich acht Palästinenser*innen bei Protesten getötet und Tausende verletzt haben.

Der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Gaza, Ashraf al-Qedra, berichtete, dass der erste Getötete heute der 21-Jährige Anas Qudieh war. Er wurde im Osten von Jan Yunis im südlichen Gazastreifen erschossen.

Fünf weitere Palästinenser*innen wurden später ermordet, eine Zahl, die stündlich durch die kriminellen Handlungen der israelischen Armee zunahm. Die Mehrheit der getöteten Palästinenser*innen sind Jugendliche und mindestens eine Minderjährige im Alter von 14 Jahren.

Dass die israelische Armee entschlossen ist, ein echtes Massaker zu begehen, zeigt sich dadurch, dass die meisten Verwundeten (mehr als 400) durch Kugeln verwundet wurden, weitere 3 durch runderneuerte Kugeln und 64 durch Schrapnell. Hunderte weitere wurden wegen Atemnot durch Gas behandelt.

Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman hatte gesagt, dass es in Gaza „keine unschuldigen Menschen gibt (…..) jeder ist mit der Hamas verbunden“. Das heißt, er gab der Armee einen Freifahrtschein zum Schießen und Töten. Das gleiche Argument wurde von Armeesprecher Jonathan Conricus am Freitag benutzt, um die Repression und den Mord zu rechtfertigen: Er sagte, dass „zwischen 200 und 400 Randalierer absichtlich den Zaun mit Molotow-Cocktails und Steinen angegriffen“ hätten, und warnte, dass er nicht dulde, dass „die Hamas Zivilisten und Minderjährige nutzt, um einzudringen“.

Während die israelischen Streitkräfte ein Massaker auf palästinensischem Gebiet verübten, begann die Einweihung der US-Botschaft in Jerusalem, die als erneute Provokation der US-amerikanischen und israelischen Regierung gegen arabische und muslimische Gemeinschaften in der gesamten Region betrachtet werden kann.

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„Heute eröffnen wir die US-Botschaft in Jerusalem, Israel“, sagte der US-Botschafter vor dem israelischen Präsidenten Reuvén Rivlin, Premierminister Benjamin Netanyahu, und der US-Delegation, die Donald Trump geschickt hatte. Dazu gehörten auch dessen Tochter Ivanka und ihr Mann Jared Kushner.

Einige Stunden zuvor hatte Präsident Trump auf Twitter gesagt – während Dutzende von Palästinenser*innen getötet wurden –, dass die Einweihung der neuen Botschaft „ein großer Tag für Israel“ sei.

Seit Trumps Ankündigung der Verlegung der Botschaft in Israel hat er eine Welle der Ablehnung unter Palästinenser*innen ausgelöst, die seit Wochen protestieren und von der israelischen Armee brutal unterdrückt werden. Die Repression des Staates Israel gegen die besetzten Gebiete, in denen er eine offen kolonialistische Politik betreibt, wird durch die massive Inhaftierung von Demonstrant*innen, darunter eine große Zahl junger Menschen, ergänzt.

Einem aktuellen Bericht zufolge sind 95 Prozent der bei den Protesten festgenommenen Personen Jugendliche, wobei der emblematischste Fall der von Ahed Tamimi ist, einer 16-jährigen jungen palästinensischen Aktivistin, die mitten in der Nacht mit ihrer Mutter und einer Cousine inhaftiert wurde. Ahed wurde verhaftet, nachdem ein Video von ihr viral ging, in dem sie einen israelischen Soldaten, der bis an die Zähne bewaffnet war, ohrfeigte, damit er ihr Haus verlässt.

Die Brutalität der „Methoden“ der israelischen Armee ist so offensichtlich, dass sie nicht nur von verschiedenen internationalen Organisationen, sondern auch von fünf ehemaligen israelischen Soldaten in Frage gestellt wurden: Sie veröffentlichten vor zwei Wochen einen Brief, in dem sie verurteilen, dass die Armee wahllos auf „unbewaffnete Personen“, inklusive Kinder, schießt, um sie zu töten.

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Der geplante Protest verschiedener palästinensischer Organisationen begann am 30. März und dauert sechs Wochen. Ziel ist es, die historische Forderung nach dem Recht der palästinensischen Geflüchteten so weit wie möglich zu verbreiten. Sie wollen in die Städte und Dörfer zurückzukehren, aus denen ihre Familien während der systematischen ethnischen Säuberungen, auf denen der Staat Israel 1948 in den historischen palästinensischen Gebieten künstlich gegründet wurde, flohen oder vertrieben wurden.

Das Massaker der israelischen Armee an der Grenze zum Gazastreifen wird von mehreren Ländern der Region abgelehnt. Die von der US-Regierung vorbereitete Feier zur Einweihung ihrer Botschaft erscheint als eine echte imperialistische Provokation gegen das palästinensische Volk.

Dieser Artikel auf La Izquierda Diario.

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