Black Friday: Mit Konsumkritik gegen Kapitalismus?
Warum wir nicht den Käufer:innen, sondern dem Kapitalismus die Schuld für den Shoppingwahn geben müssen.
Am heutigen „Black Friday“ gibt es unzählige Rabatte und ein regelrechter Shoppingwahn entsteht dabei. Vor allem der Druck an Weihnachten Dinge zu verschenken und die Rabatte im Kontext der stark ansteigende Inflation treibt die Menschen in die Geschäfte. Auch online werden gigantische Mengen an Waren bestellt. Viele Konsumkritiker:innen bezeichnen dieses Verhalten als besonders kapitalistisch. Republik.ch bezeichnet Black Friday als “traurige[n] Feiertag des Kapitalismus” und utopia.de kritisiert die“profitable Marketing-Strategie”. Doch ist es das wirklich?
Was ist eigentlich Kapitalismus?
Viele Liberale und Konservative bezeichnen sich als kapitalistisch, weil sie so zynisch sind und das jetzige System gut finden. In einem richtigen Reflex lehnen Konsumkritiker:innen den Kapitalismus ab. Doch dabei geht die Analyse ein bisschen verloren was eigentlich kapitalistisch ist. Kapitalismus zeichnet sich nicht durch eine besondere Ideologie aus, sondern vor allem als Produktionsweise.
Nehmen wir das Beispiel ein:er Bäcker:in, der:die für etwa 12 Euro die Stunde arbeitet. In einer Stunde produziert er:sie jedoch, sagen wir, 25 Brote zu je 4 Euro, was etwa 100 Euro pro Stunde ergibt. Die Arbeiter:in erhält also einen Stundenlohn von 12 und produziert 100. Am Ende des Tages erhält der Arbeiter:in 96 Euro und hat für 800 Euro produziert. Das ist eine Menge Produkte mit denen Gewinne weit über die Materialkosten erzielt werden. Diese Differenz nennt Karl Marx die Aneignung von Mehrwert durch die Kapitalist:innen.
Kapitalistisch ist also die Ausbeutung von Arbeiter:innen und nicht der Kauf von Produkten. Auch die Verteidigung dieses Wirtschaftssystems ist streng genommen nicht kapitalistisch, was das völlige Unverständnis von Liberalen von Wirtschaft Mal wieder zeigt. Genauso wenig ist allerdings die reine Konsumkritik antikapitalistisch. Denn selbst wenn man nichts kauft, werden die Kapitalist:innen weiterhin die Arbeiter:innen ausbeuten, die dann auch wieder bei ihnen einkaufen müssen, selbst wenn die nur überlebensnotwendige Dinge wie Nahrung, Kleidung oder Hygieneprodukte kaufen.
#MakeAmazonPay
Durch Konsumkritik kann man die Kapitalismus also nicht bekämpfen und die Arbeiter:innen zu verurteilen, dass sie am heutigen Black Friday ihren Liebsten Geschenke kaufen oder sich Mal etwas gönnen, macht die Situation nicht besser. Stattdessen sollten wir da ansetzen, wo es den Bossen weh tut: Bei der Ausbeutung unserer Arbeitskraft. Heute streiken beispielsweise Tausende Amazon-Beschäftige unter dem Motto #MakeAmazonPay. Statt auf die Käufer:innen zu schimpfen, sollten wir uns mit den Arbeiter:innen verbünden und echten Druck auf die Bosse machen. Dabei fordern die Beschäftigten nicht nur bessere Arbeitsbedingungen und bessere Löhne, sondern auch höhere Umweltstandards und ein Ende der Produktion von Überwachungsprodukten, die unwissende Käufer:innen ausspionieren.