Bis zum 8. März werden 8640 Gebärende wegen kapitalistischer Gesundheitsversorgung sterben

24.02.2023, Lesezeit 4 Min.
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Foto: Gorodenkoff / shutterstock.com

Weltweit stirbt alle zwei Minuten eine Person durch Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt. Das wäre vermeidbar. Lasst uns dagegen kämpfen!-

Am 23. Februar dieses Jahres veröffentlichte die WHO einen Report zur Sterblichkeit während Geburt und Schwangerschaft von werdenden Müttern.  Die Zahlen sind erschreckend – alle 2 Minuten stirbt demnach eine Person an Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt.

Würde man heute Nacht um Mitternacht beginnen zu zählen, so sterben bis Mitternacht des 8. März statistisch 8640 Menschen. In einem Artikel der Tagesschau heißt es, “alle Todesfälle seien weitgehend vermeidbar, sofern die werdenden Mütter Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung hätten”. Geburten an sich sind zwar schon eine Herausforderung für den Körper der Gebärenden, aber grundsätzlich nicht gefährlich oder tödlich. Doch je nach bestehenden Vorerkrankungen, Mangelversorgung und Belastung kann eine ausbleibende oder unzureichende medizinische Versorgung und Begleitung zur Gefahr für Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett werden.

Und in diesem Kontext tut der Kapitalismus Gebärenden und Schwangeren systematisch Gewalt an. Denn ein System, in dem Menschenleben weniger wert sind als Profite, ist voller Gewalt. Besonders in halbkolonialen und abhängigen Ländern ist die Situation ernst. Neben der direkten Ausbeutung zum Beispiel durch den Abbau und Export von Rohstoffen durch multinationale Konzerne, leiden die Menschen in diesen Ländern unter den Staatsschulden an den IWF. Diese Schulden schlucken Geld, das dann wiederum im Gesundheitssystem und adäquater Versorgung fehlt.

Doch auch in imperialistischen Ländern ist die Sterblichkeit von Gebärenden laut dem Bericht wieder gestiegen, wie beispielsweise in Nordamerika. Kein Wunder, denn auch in imperialistischen Ländern stehen auch Profite vor Menschenleben. Beispielsweise in Deutschland durch Verteidigungsminister Pistorius Bedenken geäußert werden, eine Lohnerhöhung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst und damit auch in den Krankenhäusern würde der historischen Aufrüstung Deutschlands deutlich im Wege stehen.

Oder wenn die wenigen Kreißsäle in Deutschland, in denen eine gute Betreuung durch ausreichend Personal gegeben ist, wegen Kostengründen geschlossen werden sollen, wie der Kreißsaal der München Klinik Neuperlach. Durch betriebliche Organisation und das Organisieren eines Soli-Komitees um dem Fall öffentlich zu machen und mehr Druck auf die Politik auszuüben, konnte die Schließung vorerst abgewendet werden. Ein doppelt feministischer Kampf, weil die Arbeiterinnen in einem durch Sexismus abgewerteten Sektor der medizinischen Versorgung, also der Reproduktionsarbeit, dadurch auch gegen die Abwertung der körperlichen Selbstbestimmung von Frauen und Queers gekämpft haben.

Was ebenfalls in diese Statistik einfließt, sind die Toten, die durch die fehlenden Zugänge zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen ihr Leben verlieren. Das Recht auf körperliche Selbstbestimmung ist so essentiell, und doch immer noch eine Klassenfrage. Abtreibungen werden immer stattfinden, egal ob sie legalisiert sind oder nicht. Doch nur, wer es sich leisten kann, beispielsweise für einen Schwangerschaftsabbruch in ein Land zu reisen, in dem diese Praxis legalisiert ist, hat bessere Chancen, nicht bei illegalisierten heimlichen Eingriffen zu sterben.

Kapitalismus braucht Sexismus, um zu funktionieren. Die Abwertung der so wichtigen Reproduktionsarbeit, also beispielsweise in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Erziehung und sexistische Ideologie, die uns klein halten soll und eine Spaltung der Arbeiter:innenklasse bewirkt, um unsere enorme Kraft als Ganzes zu schwächen.
Dagegen gilt es, sich zu organisieren und zu kämpfen. Der Kampf gegen Sexismus muss sich zwangsläufig auch gegen das kapitalistische System richten, um die materielle Grundlage unserer Unterdrückung aufzuheben.

Wenn du Lust hast, mit uns darüber zu diskutieren, welches feministische Programm es gegen kapitalistische Ausbeutung und sexistische Unterdrückung braucht und wie wir dafür kämpfen müssen, dann komm zu unserer feministischen Veranstaltung in Berlin am vierten März!

 

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