Beschäftigte rüsten sich gegen soziale Kaltfront bei Zalando

04.10.2017, Lesezeit 3 Min.
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Beim Online-Modehändler Zalando sind heute die über eintausend Beschäftigte am Standort Brieselang zum Streik aufgerufen. Bereits im Juni haben die Kolleg*innen ihre Arbeit niedergelegt. Sie fordern bessere Bezahlung und tarifliche Bedingungen auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels.

Mit coolen Styles gegen die Kaltfront wirbt Zalando dieser Tage auf ihrer Homepage für ihre Herbstmode. Doch während sich die Kund*innen für diese Kaltfront relativ problemlos rüsten können, kämpfen die Kolleg*innen gegen die soziale Kaltfront des Online-Unternehmens. Streitpunkt ist die Tarifangleichung an den Einzel- und Versandhandel. Zalando verlangt als Vorbedingungen für weitere Verhandlungen, dass ver.di die Forderung aufgibt.

In einer Pressemitteilung erklärte ver.di:

So bot die Arbeitgeberseite am Verhandlungstag nichts Neues, sondern beharrte auf Verschlechterungen bei der Arbeitszeit ohne auch nur eine Andeutung von Verbesserungen bei den Einkommen der Beschäftigten anzubieten. Einen neuen Verhandlungstermin gibt es derzeit nicht.

Zum konkreten Angebot des Arbeitgebers heißt es:

Die Arbeitgeberseite bietet bisher lediglich die Beibehaltung des aktuellen Niveaus bei Vergütungen, Arbeitszeiten, Urlaub, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Zuschlägen an. Das sind Stundenlöhne in Höhe von 10,12 € bzw. 1.754 € monatlich, eine 40-Stunden-Woche, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Urlaub sowie Zuschläge weit weg vom branchenüblichen Niveau. Stattdessen fordert Zalando eine extreme Flexibilisierung der Arbeitszeiten mithilfe eines Arbeitszeitkontos mit ±120 Stunden und jährlich bis zu 96 Stunden verpflichtende Mehrarbeit. Auch bei der Forderung nach mittelfristiger Standortsicherung hat Zalando bisher lediglich einen Zeitraum bis zum Jahre 2019 angeboten.

Die Ungleichbehandlung der Kolleg*innen im Vergleich zum Einzel- und Versandhandel ist absolut unangemessen. Für Zalando bietet sie aber einen günstigen Wettbewerbsvorteil gegenüber Einzelhandelsunternehmen wie Otto oder H & M. Darüber hinaus sind rund ein Drittel der Beschäftigten am Standort Brieselang befristet oder dauerhaft in Leiharbeit beschäftigt. Ganz nach dem Vorbild des größeren Nachbarn Amazon, dessen Werk in Brieselang direkt gegenüber von Zalando steht. Auch die Kolleg*innen bei Amazon kämpfen seit Jahren für eine tarifliche Angleichung an den Einzel- und Versandhandel und haben dort schon wichtige Teilerfolge erzielt. Erst am Montag wurden wieder sechs Standorte bestreikt. Leider ist ausgerechnet das Amazon-Werk in Brieselang das einzige, wo es noch keine Streiks gibt.

Auch insgesamt sind die Bedingungen im Einzelhandel in Berlin und Brandenburg schlecht. Im Juli hatte ver.di tausende Beschäftigte des Einzelhandels zum Streik aufgerufen. Auch dort forderte die Gewerkschaft eine Anhebung der Löhne um bis zu sechs Prozent. Für den Erfolg beider Kämpfe wäre es notwendig, die Streiks zusammenzuführen und politisch gegen Befristung und Leiharbeit auszuweiten. Denn es sind keine Phänomene, die auf Zalando oder Amazon beschränkt sind, sondern in Deutschland in den letzten Jahren flächendeckend durch die Decke geschossen sind.

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