Beschäftigte der Charité Tochter CFM protestieren gegen den Berliner Finanzsenator: “Kollatz komm raus!”

31.08.2020, Lesezeit 4 Min.
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Am 13. Warnstreiktag der Charité Facility Management zogen Hunderte Beschäftigte vom Campus Benjamin Franklin in Berlin-Steglitz zum Bürgerbüro des SPD-Abgeordneten und Berliner Finanzsenators Michael Kollatz. Die Zahl der Streikenden steigt - die Wut auch.

Um neun Uhr morgens sammelten sich die Beschäftigten vor dem Eingang des Campus des Universitätsklinikums. Zwar erfolgten in den letzten Wochen illegale Einschüchterungen durch das Management der Tochterfirma, insbesondere gegen die Reinigung und die Logistik, denen sogar mit Entlassungen bei einer Streikbeteiligung gedroht wurde. Um den Streik zu brechen, beauftragte das Management sogar Fremdfirmen mit Werkverträgen.

Dennoch steigt die Zahl der Kolleg*innen, die dieses Union-Busting nicht hinnehmen wollen. So zogen um 10.30 Uhr knapp 400 Beschäftigte mit Mund- und Nasenschutz und Sicherheitsabstand los in Richtung des Bürgerbüros des Finanzsenators Michael Kollatz, in der Nähe des Rathauses Steglitz. Die Rufe nach “Tarifvertrag jetzt” und “TVöD für alle an der Spree” zogen die Solidarität vieler Anwohner*innen mit sich, die vom Balkon oder Gehweg aus applaudierten.

Seit 14 Jahren kämpfen die Arbeiter*innen der CFM gegen die miserablen Arbeitsbedingungen in ihrem Betrieb. Bis zu 1.000 Euro weniger gibt es für die Angestellten der “Schmuddeltochter” im Vergleich zur Stammbelegschaft, das Weihnachtsgeld fehlt und auch weniger Urlaubstage sind zu verbuchen. Nach Jahren des Arbeitskampfs stiegen die Löhne immerhin ein bisschen: Daniel Turek, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, erinnert seine Kolleg*innen daran, dass er zu Beginn noch rund 9 Euro die Stunde bekam, während heute viele 12.50 Euro verdienen.

Doch auch das gleicht im immer teurer werdenden Berlin einem Hungerlohn – und das im Gesundheitssektor, dessen Bedeutung in den letzten Monaten unübersehbar war. Das größte Universitätsklinikum Europas, renommiert und international bekannt, wird kaputtgespart. Die Kosten tragen die Beschäftigten, inmitten einer globalen Pandemie.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Wut auf die Politik groß ist: Der rot-rot-grüne Senat versprach bereits vor vier Jahren die Wiedereingliederung der Tochterfirmen. Doch da er die Kürzungspolitik mitträgt, blieb dies bislang nur eine leere Versprechung. Finanzsenator Kollatz wollte den Beschäftigten heute nicht entgegentreten – und blieb daher im Büro.

Vor Kollatz’ Büro rief der Gewerkschaftssekretär Marco Pavlik (ver.di / Die LINKE) die Beschäftigten zu Geduld auf. Während er selbst meinte, 14 Jahre seien genug und die Parole “Tarifvertrag jetzt” ins Mikrofon rief, behauptete er im selben Atemzug, die Belegschaft gebe sich auch mit einem Vertrag , der sie erst in zwei bis drei Jahren an den TVöD angleichen soll, zufrieden. Ein Problem an diesem Kompromiss ist, dass er die Gefahr birgt, dass die Angleichung immer weiter nach hinten verschoben wird – und dann die Kolleg*innen wieder neu mobilisiert werden müssten, während sie jetzt bereits organisiert sind.

Zum Ende hielt Pavliks Parteigenossin Lucy Redler (SAV / Die LINKE) ein Grußwort. Redler wies darauf hin, dass die Beschäftigten ein Beispiel für alle Arbeiter*innen seien, die sich gegen die Kürzungspolitik im Dienste der Großkonzerne stellen. Es bräuchte eine breite Mobilisierung auf der Straße gegen Rechtsruck und Krise.

Jedoch wiesen weder Pavlik noch Redler darauf hin, dass Die LINKE, die SPD und die Gewerkschaftsführung keine Anstrengungen unternehmen, damit die Arbeiter*innen nicht für die Wirtschaftskrise zahlen. Im Gegenteil stellen sie sich alle hinter das Krisenmanagement der Regierung mit den Hilfen in Milliardenhöhe an Unternehmen, welche durch die jahrelange Kürzungspolitik finanziert werden. Die Tarifrunde der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst, die morgen beginnt, ist eine Möglichkeit für eine breite Mobilisierung aller von der Krise betroffenen Sektoren. Ein gemeinsamer Streik der Stammbelegschaften und Töchter, mit Versammlungen, in denen politische Diskussionen und Resolutionen für die Fortführung des Kampfes getroffen werden können, könnte die Grundlage für eine solche Mobilisierung schaffen.

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