Berlin: 1.000 auf Spontandemo für Flüchtlinge

17.10.2012, Lesezeit 2 Min.
1

Rund 1.000 Menschen beteiligten sich am Montag Abend an einer Spontandemonstration für die Freilassung von festgenommenen Flüchtlingen in Berlin. Am Vormittag hatten AsylbewerberInnen, die seit mehr als einer Woche in einem Protestcamp am Kreuzberger Oranienplatz wohnen, vor der nigerianischen Botschaft in der Alten Jakobstraße demonstriert. Deren MitarbeiterInnen unterstützten die deutschen Behörden bei der Abschiebung von Menschen nach Afrika, etwa durch die Ausstellung von Ausweisen – selbst an Menschen, die bestreiten, dass sie aus Nigeria stammen.

Nachdem Sicherheitspersonal der Botschaft einige AktivistInnen mit Baseballschlägern vertrieben hatte, begann die Polizei mit Festnahmen. Dort, und bei einer anschließenden Spontandemonstration zurück zum Oranienplatz, wurden insgesamt 28 Menschen festgenommen. Betroffenen berichteten, von der Polizei geschlagen worden zu sein. Henry, ein 28jähriger Flüchtling aus Nigeria, berichtete, dass er bei der Festnahme mehrmals geschlagen wurde, obwohl er keinerlei Widerstand leistete.

Am Wochenende hatten bereits über 5.000 Menschen zur Unterstützung der Flüchtlinge demonstriert, und die Nachricht von den Festnahmen verbreitete sich schnell per SMS und soziale Netzwerke. Gegen 18 Uhr hatten sich bereits mehr als 500 am Oranienplatz versammelt, und zogen – im Laufschritt und mit lauten Parolen – durch die Straßen Richtung Polizeipräsidium. Nachdem sie mehrere Blockaden der Polizei umgehen konnte, erreichte die Menge ihr Ziel am Platz der Luftbrücke.

Dort gab es Reden, Samba-Musik und „Die Internationale“ in türkischer Sprache. Bis zur Freilassung der letzten Festgenommenen um 23.45 Uhr demonstrierten mehr als 100 UnterstützerInnen vor der Gefangenensammelstelle am Tempelhofer Damm. Henry erzählte, dass die Polizei einem Freund von ihm mit Mord drohten: „Sie sagten, sie könnten ihn umbringen, weil die deutsche Regierung keine schwarzen Menschen hier haben will.“ Dieser Freund habe jetzt blauen Flecken im Gesicht.

Auch Hamid, ein 29jähriger Flüchtling aus dem Iran, war über das Vorgehen der deutschen Behörden entsetzt: „Ich dachte, dass nur die Polizei im Iran auf friedliche Menschen, auch Frauen und Ältere, losschlagen würde, aber in dieser Demokratie sieht es nicht anders aus.“ Das Protestcamp und Oranienplatz soll unbegrenzte Zeit weiterbestehen. Interessierte sind eingeladen.

dieser Artikel auf Indymedia
dieser Artikel in der jungen Welt

Mehr zum Thema