Wolf Down: Bandauflösung nach Bekanntwerden sexualisierter Übergriffe

27.07.2017, Lesezeit 3 Min.
1

Am gestrigen Mittwoch tauchte ein Beitrag im Internet auf, in dem zwei betroffene Frauen* ihre Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt beschreiben. Verantwortlich für die Gewalt war der Gitarrist der deutschen Hardcore-Punk-Band Wolf Down. Heute morgen löste sich die Band infolge des Outings auf. Eine Betroffene beschreibt die Band, die sich sonst sozialkritisch gibt und in linken Kreisen unterwegs ist, schlichtweg als sexistischen Männerbund.

Sexualisierte Gewalt bis hin zu Vergewaltigungen sind in Deutschland alltäglich. Im Jahr 2016 wurde sogar ein Anstieg von Vergewaltigungsdelikten und sexueller Nötigung von bis zu zwölf Prozent im Vergleich zu 2015 verzeichnet – und das sind nur die angezeigten Fälle. Dabei werden Betroffene oft genug selbst zu Mitschuldigen erklärt oder sogar der Lüge bezichtigt, wenn sie solche Fälle öffentlich machen, wie der Fall von Gina-Lisa Lohfink im letzten Jahr gezeigt hat.

Der aktuelle Fall um den Gitarristen von Wolf Down zeigt, dass die politische Linke auch nicht frei davon ist. Immerhin bezeichnen sich Wolf Down selbst als Band, die den „Tierbefreiungsgedanken“ sowie „antifaschistische und anarchistische Messages“ verbreiten. Auch Auftritte auf linken Festivals waren für die Band alltäglich. Doch von Vergewaltigungsvorwürfen wollte der Gitarrist Tobias offenbar nichts hören.

Rechtfertigung statt Einsicht

In dem Beitrag beschreiben die betroffenen Frauen immer wieder von nicht-konsensualen sexuellen Handlungen. Dabei hat ihnen Tobias teilweise jede Möglichkeit genommen, überhaupt zuzustimmen oder die fehlende Zustimmung schlichtweg ignoriert oder umgedeutet. Sie beschreiben auch die patriarchalen Machtstrukturen in heterosexuellen Beziehungen, die besonders Frauen oft in Abhängigkeitspositionen bringen und ihre Handlungsspielräume massiv einschränken. Als sie ihn auf die Vorwürfe angesprochen haben, reagierte der Gitarrist vor allem mit rechtfertigenden Äußerungen, wie “als bayrischer dorfjunge hat mir niemand etwas über konsens beigebracht”. Auch dem Schlagzeuger Sven werden dabei schwere Vorwürfe gemacht. Mittlerweile hat auch die ehemalige Sängerin der Band Larissa Stupar auf facebook von ihren Erfahrungen mit Sven berichtet.

Rechtfertigungstiraden sind längst kein Einzelfall. Letztlich sind es Versuche, die Taten zu relativieren. Die geringe Zahl von Anzeigen geschweige denn Verurteilungen von Vergewaltigungen sind dabei ein Ausdruck einer insgesamt sexistischen Gesellschaft, in der patriarchale Gewalt geschützt und die Unterdrückung von Frauen* gerechtfertigt wird. Eine Unterdrückung, die – wie auch im Beitrag beschrieben – zu psychischen Problemen bis hin zu Suizidgedanken führen kann. Unsere Solidarität gilt den drei Frauen und allen Betroffenen, machistischer, sexualisierter Gewalt.

In dem Sinne können wir uns den Forderungen der beiden Betroffenen nur anschließen:

GEMEINSAM fordern wir beide, dass wolf down die konsequenzen aus diesem outing ziehen, wie auch immer diese aussehen werden. klar ist für uns, dass wir sie danach bewerten werden, wie sie auf dieses outing reagieren. wir haben die geduld mit mackern, sexisten und vergewaltigern verloren. sollten wolf down versuchen, sich beziehungsweise das verhalten einiger ihrer mitglieder zu rechtfertigen oder abzustreiten, oder gar die anschuldigungen schlichtweg zu ignorieren, werden sie nicht ungestört bleiben.

Der gesamte Outing-Beitrag ist hier nachzulesen.

Als Konsequenz auf das Outing erklärte die Band heute Morgen auf Facebook ihre Auflösung:

Mehr zum Thema