Aufruf zum Gedenkblock

14.12.2012, Lesezeit 4 Min.
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// Aufruf zu einem Block zum Gedenken der Bolschewiki-LeninistInnen auf der LL-Demo 2013 // Offener Brief an die trotzkistischen Gruppen in der BRD //

Liebe GenossInnen,

die Wirtschaftskrise sorgt in ihrem fünften Jahr für immer schärfere Angriffe der herrschenden Klasse auf die breite Masse der Bevölkerung, von der insbesondere Jugendliche, Frauen, RentnerInnen und MigrantInnen betroffen sind, und gleichzeitig für eine wachsende Antwort von Seiten der ArbeiterInnen und der Jugend auf eben diese Angriffe. Allen voran sind dabei die Situation im Spanischen Staat, in Griechenland und der wieder aufflammende Arabische Frühling in Ägypten zu nennen. Gleichzeitig zeigen Situationen wie in Griechenland den langsamen Aufstieg faschistischer Kräfte, die den Widerstand gegen die Krise zu brechen versuchen. In Deutschland ist diese Radikalisierung der politischen Situation, die sich bei all ihren Beschränkungen und bürokratischen Kontrollen in diesen Ländern zeigt, noch nicht so weit fortgeschritten. Dennoch versuchen wir auch alle hier, eine Antwort auf die Krise im Interesse der ArbeiterInnenklasse und der Jugend aufzuzeigen.

In diesem Zusammenhang sind auch die Diskussionen zu sehen, die hierzulande im Vorfeld der diesjährigen LL-Demo über das Verhältnis der Gedenkveranstaltung zum Stalinismus geführt werden. Das „Rosa & Karl“-Bündnis organisiert eine Paralleldemonstration, weil – so argumentieren sie – sich die LL-Demo nicht vom Stalinismus distanziert. Die „R&K“-Demo wird sich wiederum nicht von ihren sozialdemokratischen GeldgeberInnen distanzieren. Wir gehen davon aus, dass alle Gruppen, die sich auf das Erbe von Leo Trotzki beziehen, diese falsche Wahl zwischen StalinistInnen und SozialdemokratInnen durchbrechen wollen, da keine der beiden Strömungen in der Tradition von Luxemburg und Liebknecht steht.

Dazu möchten wir natürlich keine dritte Demo organisieren – wir möchten auf der traditionellen LL-Demo einen Block organisieren, um der Bolschewiki-LeninistInnen zu gedenken, die der Repression zum Opfer gefallen sind. Damit wollen wir darauf aufmerksam machen, dass es eine – immer noch wenig bekannte – revolutionäre Strömung gibt, die sich gegen Kapitalismus und Stalinismus stellte, und deswegen von kapitalistischen und stalinistischen Regimes verfolgt wurde. Darin sehen wir keinen Personenkult, sondern lediglich ein Gedenken an die Menschen, die für unsere Bewegung gestorben sind (genauso wie niemand behauptet, die LL-Demo insgesamt würde einen Personenkult um Luxemburg und Liebknecht betreiben).

Wir haben bereits zehn Bolschewiki-Leninisten gefunden, die der Repression zum Opfer gefallen sind, aber diese Liste würden wir gemeinsam mit euch erweitern: Leo Trotzki, Mariano Ferreyra, Walter Held, Marcel Hic, Abraham Leon, Cesar Lora, Wolfgang Salus, Lew Sedow, Ta Thu Thau, Pietro Tresso. Wir möchten uns jedoch nur auf GenossInnen berufen, die nie im Dienste der Bourgeosie standen: So denken wir, dass Andreu Nin, trotz seiner vielen Dienste für die revolutionäre Bewegung, aufgrund seiner Rolle als Justizminister der katalanischen Regierung nicht in diese Liste gehört, da wir uns dann von Teilen seines Erbes distanzieren müssten. Umgekehrt denken wir, dass der vor zwei Jahren ermordete Genosse der argentinischen PO Mariano Ferreyra einen Platz verdient, da er im Kampf gegen die korrupte Gewerkschaftsbürokratie an der Seite der entrechtetsten Schichten der ArbeiterInnenklasse von eben dieser Bürokratie erschossen wurde.

Wie wir den Block genau gestalten, sollte von allen Gruppen gemeinsam entschieden werden. Wir würden für ein großes Fronttransparent plädieren, auf dem „Im Gedenken der Bolschewiki-Leninisten“ und das Gesicht von Leo Trotzki stehen. Dann würden wir zusätzlich auch Pappschilder mit den Namen und/oder den Gesichtern von weiteren ermordeten Bolschwiki-LeninistInnen tragen. Wir wollen unter keinen Umständen die politischen Differenzen zwischen den Gruppen verwischen, weshalb jede Gruppe eigene Fahnen, Materialien usw. mitbringen sollte. Wir würden lediglich ein gemeinsame erste Reihe vorschlagen, damit es kein Gedrängel gibt. Dazu würden wir auch einen kurzen gemeinsamen Flyer mit Biographien der ermordeten Bolschewiki-LeninistInnen entwerfen, wobei jede weitere politische Aussage den einzelnen Gruppen überlassen werden würde.

Zusammenfassend denken wir, dass die Diskussion um die LL-Demo und den Stalinismus uns eine Möglichkeit gibt, die Tradition in Deutschland bekannter zu machen, auf die wir uns alle beziehen. Wir hoffen, dass wir das gemeinsam machen können, durch eine solidarische Zusammenarbeit, die keine Differenzen verschleiert. Wir bitten euch daher um eine baldige Antwort, ob ihr Interesse habt, und würden ein kleines Treffen vor Weihnachten vorschlagen.

Mit solidarischen Grüßen,
RIO

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