Argentinien: Krankenhaus-Beschäftigte kämpfen gegen Entlassungen und organisieren landesweite Versammlung

18.02.2018, Lesezeit 3 Min.
1

1.000 Arbeiter*innen versammeln sich unter der prallenden Sonne auf einem Krankenhausparkplatz. Zwischen unzähligen Fahnen, Blaumännern und Kitteln wurde zu einer landesweiten Koordinierung gegen Entlassungen und Kürzungen aufgerufen.

Am Samstag kamen auf dem Parkplatz des öffentlichen Krankenhaus Posadas im Westen von Buenos Aires 1.000 Arbeiter*innen zusammen. Die Beschäftigten des Krankenhauses kämpfen derzeit gegen 122 Entlassungen und riefen zu einer landesweiten Versammlung auf. Dem Ruf folgten unter anderem Minenarbeiter*innen aus Santa Cruz im Süden des Landes und Zuckerarbeiter*innen aus dem nördlichen Jujuy, genauso wie Metallarbeiter*innen, Lehrer*innen und viele andere.

Die Versammlung beschloss, die Koordinierung der Arbeitskämpfe zu vertiefen und eine gemeinsame Streikkasse einzurichten. Nächsten Mittwoch werden alle Kolleg*innen in einem unabhängigen Block an einer Demo der großen Gewerkschaftszentralen teilnehmen. Am 28. Februar werden sie einen Aktionstag gegen die Entlassungen im ganzen Land machen. Zum Frauenstreik am 8. März wollen sie auch gemeinsam mobilisieren.

Wie kam es dazu, dass Arbeiter*innen eines Krankenhauses zu einem landesweiten Treffen aufrufen?

Die Krankenpfleger*innen des Posadas befinden sich seit Monaten im Arbeitskampf. Ihre Arbeitsbedingungen sind prekär, circa 80 Prozent der fast 5000 Arbeiter*innen sind nicht fest angestellt. Ende letzten Jahres verschlimmerte sich die Situation für die Krankenpfleger*innen der Nachtschicht: Ihre Arbeitszeit wurde von 8 auf 12 Stunden angehoben – ohne Lohnerhöhung. Im Januar gab die Geschäftsleitung die fristlose Kündigung von 122 Angestellten bekannt, wobei im März weitere 600 entlassen werden sollen.

Getroffen hat es jedoch nicht nur die Krankenpfleger*innen der Nachtschicht, sondern auch schwangere Krankenpflegerinnen, Arbeiter*innen mit Krebs und die einzige Spezialistin für Onkologie in der Region. Viele der Entlassenen arbeiten seit über 15 Jahren im Krankenhaus, welches das größte und wichtigste im Westen der Hauptstadt ist. Betroffen sind also nicht nur die Entlassenen und ihre Familien, sondern es sind auch die Patient*innen, die die Kürzungen spüren.

In ihren ersten Streikversammlungen stellten die Streikenden fest, dass sie ihren Arbeitskampf nicht gewinnen können, wenn sie isoliert bleiben. Mit Straßenblockaden und Demonstrationen forderten sie ihre Wiedereingliederung und gewannen die Solidarität vieler Anwohner*innen, Patient*innen und Studierender. Doch sie sahen auch die Notwendigkeit, ihre Kräfte mit denen anderer Arbeiter*innen zu verbinden. Deswegen das landesweite Treffen gestern.

Neben den Delegationen der Arbeiter*innen kamen auch andere solidarische Sektoren. Abgeordnete der Front der Linken und der Arbeiter*innen (Frente de Izquierda) wie Myriam Bregman bekundeten ihre Unterstützung. Studentische Solidarität erhielten sie vom Studierendenzentrum der Philosophiefakultät der Universität von Buenos Aires, die eine Solidaritätskampagne unternehmen und den Entlassenen 10.000 Pesos überreichten. Beim Überreichen riefen sie: „Es lebe die Einheit von Arbeitenden und Studierenden!“

Luis Sucher, ein entlassener Arbeiter des Krankenhauses, informierte:

Wir sind viele, die entschlossen Widerstand gegen Entlassungen und Kürzungen leisten. Diese Koordinierung ist ein wichtiger Schritt, der es uns ermöglicht, die Kämpfe im ganzen Land zu vereinen. Wir fordern die Gewerkschaftsführungen dazu auf, zu einem landesweiten Streik aufzurufen und einen Kampfplan aufzustellen, um die Entlassungen und Kürzungen der Regierung und Unternehmen zu besiegen.

Mehr zum Thema