Arbeitskampf bei REAL 2016

31.12.2016, Lesezeit 4 Min.
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Das Jahr 2016 war turbulent. Besonders getroffen hat es die Arbeiter*innen bei Real. Deren Antwort war nicht weniger kraftvoll. Wir blicken auf diesen harten und langen Kampf zurück und wagen einen Blick auf das kommende Jahr.

Schon Mitte 2015 gab der Chef des Mutterkonzernsvon Metro bekannt, dass Real aus der Tarifbindung aussteigen wolle. Grund dafür war, dass andere Einzelhandelskonzerne ebenfalls nicht vom Flächentarifvertrag erfasst sind. Diesen Wettbewerbsnachteil wollte Metro ausgleichen.

Schon im November 2015 zogen viele Real-Arbeiter*innen durch Bielefeld, um gegen eine Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen zu protestieren.

Auch 2016 regte sich Widerstand unter den Arbeiter*innen bei Real. Schon Anfang März hatte es bei Real  zwei Warnstreiks  gegeben, an denen sich Tausende Beschäftigte aus dem ganzen Bundesgebiet beteiligten.

Real begann immer mehr zu taumeln. Das Management erklärte, Real befände sich in der Krise. Mit harten Einsparungen auf dem Rücken der Arbeiter*innen sollte versucht werden, Real zu retten.

Der Arbeitskampf erregte nach und nach immer mehr Öffentlichkeit. Im April erschien der erste Artikel auf Klasse Gegen Klasse, der darüber berichtete. Sieben weitere folgten im Verlauf des Jahres.

Für weitere Öffentlichkeit sorgte die WebsFacebook-Seite Solidarität für alle Mitarbeiter/innen von REAL. Täglich berichteten sie 2016 über die Probleme der Beschäftigten bei Real.

Nach einigen großen erfolgreichen Streiks bei Real handelte die bürokratische Führung von ver.di mit Real den sogenannten Zukunftstarifvertrag aus. Dieser beinhaltete Stellenstreichungen durch Schließungen und Lohnkürzungen. Das Weihnachts- und das Urlaubsgeld wurde gestrichen. Zwar konnte für 265 Märkte eine Bestandsgarantie ausgehandelt wurde, aber 18 Märkten droht die Schließung.

Die Gewerkschaftsführung ließ die Arbeiter*innen darüber abstimmen. Ein Nein hätte möglicherweise noch schlimmere Folgen für die Beschäftigten gehabt, ein Ja war allerdings auch keine besonders schöne Option.

Rund 70 Prozent der Beschäftigten bissen in den sauren Apfel und stimmten mit Ja.

Nach der Abstimmung begann die Geschäftsleitung von Real mit der Entwicklung eines neuen Konzepts für den angeschlagenen Konzern. Real sollte zum Erlebnis-Supermarkt werden. Dafür wurde in Krefeld mit viel Geld ein Pilot-Projekt umgesetzt, um das neue Konzept zu testen.

Bei den Arbeiter*innen traf diese Idee auf wenig Gegenliebe. Schon lange befürchteten sie damit verbundene Entlassungen. Als ein Handelsexperte die Stammbelegschaft bei Real, im Zusammenhang mit dem neuen Konzept von Real und dem Vorzeige-Markt in Krefeld, mit einem Ackergaul verglich, fühlten sie sich in ihrer Vermutung bestätigt und waren gleichsam empört.

Am Ende kam es knüppeldick: Entgegen des beschlossenen Tarifvertrags kündigte Real die Schließung der Filiale in München Obersendling an. Laut Tarifvertrag hätten sie die Schließung bereits einige Monate vorher ankündigen müssen. Aber Real gab erst einige Wochen vorher die Schließung bekannt.

Grund für die Schließung sei die angeblich marode Bausubstanz. Dies sei laut Real aber bereits im Sommer bei Bauarbeiten aufgefallen. Ein Gutachten, das die Aussage bestätigt, wurde jedoch nie veröffentlicht. Real konnte so ohne größeren Widerstand Vertragsbruch begehen.

Die SPD sah in der Schließung des Marktes und der Kündigung der Arbeiter*innen sogar eine einmalige Chance. Mittlerweile prangt neben dem geschlossenen Markt ein Plakat, auf dem Eigentumswohnungen beworben werden.

Wie schaut es für 2017 aus? Weitere Märkte sollen geschlossen werden. So zum Beispiel der Real am Gesundbrunnen in Berlin. Dieser soll bereits im Januar dicht gemachtgeschlossen werden.

Auch das neue Konzept wird uns im nächsten Jahr beschäftigen. Dass die Geschäftsleitung es schaffen wird, die 264 Bestandsmärkte zu „Event-Märkten“ umzubauen, darf bezweifelt werden. Der Aufwand dafür ist nicht tragbar und steht in keinem Verhältnis zum Nutzen für die Kund*innen und die Beschäftigten.

Der Kampf bei Real und im Einzelhandel wird also auch 2017 weiter gehen. Als ein Medium der Ausgebeuteten und Unterdrückten wird Klasse Gegen Klasse auch im nächsten Jahr den Kampf bei Real solidarisch begleiten.

Für ein kämpferisches Jahr 2017!

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