Antofagasta: Neun Familien gegen den mächtigsten Wirtschaftsclan Chiles
2018 kämpften chilenische Eisenbahner:innen in scheinbar aussichtsloser Lage gegen ihre Entlassung. Welche Lehren bietet diese „Schule des Krieges“?
Unternehmen, bürgerliche wie auch reformistische Politiker:innen behaupten, Entlassungen oder Schließungen von Betrieben seien ein Naturgesetz. Doch es ist möglich, sich dagegen zu wehren, selbst in Phasen des niedrigen Klassenkampfniveaus. Solche „Leuchtturm“-Kämpfe können dazu dienen, die Avantgarde der Arbeiter:innenklasse zu sammeln. Um zu verstehen, welche Strategie dafür notwendig ist, wollen wir einen Blick auf einen Kampf werfen, der 2018 in Antofagasta, einer Stadt im Norden Chiles, ausgetragen wurde.
2018 zeigten neun Arbeiter des Eisenbahnunternehmens Ferrocarril de Antofagasta a Bolivia (FCAB), dass es möglich ist, Widerstand gegen Entlassungen zu leisten, obwohl die Gewerkschaftsbürokratie ständig versuchte, sich den Diktaten des Unternehmens anzupassen. Die Kollegen, ihre Familien und Unterstützer:innen schafften es, die Einheit der Arbeiter:innen-, der Frauen- und der Studierendenbewegung aufzubauen.
Der folgende Artikel geht zunächst auf die politische Situation 2018 ein, beschreibt weiter den Arbeitskampf und die strategischen politischen Diskussionen. Schließlich zieht er Schlussfolgerungen für den Aufbau einer revolutionären Partei der Arbeiter:innenklasse, die sich aus Avantgarde-Phänomenen im Klassenkampf herausbildet.
Der politische Kontext
2018 wurde der rechtskonservative Sebastián Piñera zum Präsidenten Chiles gewählt. Zuvor waren schon in anderen lateinamerikanischen Ländern rechte Regierungen an die Macht gekommen, wie die von Mauricio Macri in Argentinien, Michel Temer in Brasilien durch einen institutionellen Putsch sowie später Jair Bolsonaro. Zuvor waren die postneoliberalen Regierungen wie Lula-Rousseff in Brasilien, Kirchner in Argentinien und Bachelet in Chile in die Krise geraten. Sie behaupteten, Politik für das Volk zu machen, bedienten aber in Wirklichkeit die Interessen des internationalen Großkapitals.
Im Falle Chiles gelang es der Regierung von Bachelet zwar, einen Teil der Erwartungen einzuschläfern, die 2011 von der Studierendenbewegung geweckt wurden, und eine Arbeitsreform voranzutreiben, die die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften schwächte. Sie konnte ihrem politischen Projekt aber keine Kontinuität geben, da ihre Wähler:innenbasis schließlich zu einem erheblichen Teil zum reformistischen Parteienbündnis Frente Amplio (Breite Front) überging. Das chilenische Regime befand sich in einer Legitimationskrise seiner politischen Institutionen, die von Fällen von Unternehmensabsprachen und Korruption begleitet war.
Sebastián Piñeras Regierung, der Nachfolger, versprach den Chilen:innen „bessere Zeiten“, versteckte dahinter aber nur die Unfähigkeit und den Unwillen, die wirtschaftlichen Probleme des Landes zu lösen. Jahrelang schwächelte die Wirtschaft, während die Arbeitslosenzahlen bei sieben Prozent stagnierten. Gleich im ersten Amtsjahr Piñeras gab es eine Reihe von Entlassungen: 270 Beschäftigte beim Fernsehsender Canal 13, der im Besitz der Luksics steht, der reichsten Oligarchenfamilie des Landes. Zudem gab es Werksschließungen wie beim Logistikkonzern Maersk, den Lebensmittelherstellern Pastas Suazo und IANSA oder dem Bauunternehmen CIAL. Dies führte zwar nicht zu einem Anstieg der offiziellen Arbeitslosenzahlen oder zu einem abrupten Wirtschaftsabschwung. Doch erzeugte es Unzufriedenheit und Ängste bei den Arbeiter:innen. Die Gewerkschaftsführungen organisierten in den betroffenen Betrieben aber keine Gegenwehr.
Ganz anders nach den Entlassungen bei der Bahn. Die FCAB ist ein wichtiges Eisenbahnunternehmen, das sich ebenfalls im Besitz der Luksics befindet. Es transportiert vor allem Kupfer aus den Minen im Landesinneren sowie aus Bolivien in den Hafen von Antofagasta, von wo aus es für den Weltmarkt verschifft wird. Mit ihrer Kampfbereitschaft stießen die Eisenbahner:innen Debatten über neue Prozesse im Klassenkampf und eine entstehende Avantgarde der Jugend und Arbeiter:innen an. Wie kam es dazu?
Wie es zum Kampf kam
Im Februar 2018 entließ die FCAB den Gewerkschaftsführer Nicolás Bustamante unter dem Vorwand von Umstrukturierungen und „unternehmerischer Notwendigkeit“. Zwei Tage zuvor hatte er bei einer landesweiten Gewerkschaftsversammlung der FCAB-Arbeiter:innen die Gewerkschaftsbürokratie dafür angeprangert, dass sie eine Mitschuld an den für die Arbeiter:innen katastrophalen Schichtregelungen trage, die 2014 eingeführt worden waren. In Antofagasta gab es gleichzeitig weitere Entlassungen aus gewerkschaftsfeindlichen Motiven: So wurden einer Delegierten der Lehrer:innengewerkschaft und einem Delegierten der Gewerkschaft in der Sprengstofffabrik Orica gekündigt. In der Kupfermine Lomas Bayas wurden 50 Arbeiter:innen entlassen. Auch in weiteren Betrieben des Kupfer-Bergbaus und der Industrie gab es gewerkschaftsfeindliche Maßnahmen.
Mit der Entlassung von Bustamante versuchte die FCAB, den Aufbau einer betriebsübergreifenden Gewerkschaft (Sindicato Interempresa) zu verhindern. In dieser Gewerkschaft spielten die Genoss:innen unserer Schwesterorganisation, der Partei Revolutionärer Arbeiter:innen (PTR), eine führende Rolle. Gleichzeitig gab es bei der FCAB und ihren Subunternehmen sieben verschiedene Gewerkschaften. Es war nicht einfach, eine Kampagne gegen die Entlassungen zu starten. Dies lag zum Einen an der Passivität der Gewerkschaftsführungen. Doch auch in der Arbeiter:innenklasse gab es kaum Widerstand. Die erste Aufgabe bestand darin, die Argumentation der Chefs zu widerlegen, die behaupteten, dass Entlassungen eine grundsätzliche Notwendigkeit seien. Tatsächlich sind sie ein Naturgesetz des Kapitalismus. Aber die Arbeiter:innen müssen sich nicht der Gier der Unternehmen anpassen, für die sie nur ein Kostenfaktor in den Bilanzen darstellen.
Die Eisenbahnergewerkschaft gründete zusammen mit der Gewerkschaft der Sprengstofffabrik Orica und der Lehrer:innengewerkschaft eine „Koordinierung gegen Entlassungen und zur Verteidigung der Arbeiter:innen“. Sie sollte ein gemeinsames Handeln, eine Aktionseinheit, vorbereiten. Danach beteiligten sich auch weitere Initiativen und Gewerkschaften an der Koordinierung: Die Front der Minenarbeiter:innen, die Gewerkschaft für Lehrer:innen und Erziehung, die Gewerkschaft der Freiberufler:innen, die Initiative gegen die privaten Rentenfonds (No más AFP) sowie die Föderation der Studierenden der Universität von Antofagasta und der katholischen Universität des Nordens.
Sie setzten darauf, den Konflikt im Fernsehen und Radio bekannt zu machen, begleiteten Gerichtsprozesse und organisierten Solidaritätsaktionen, wie etwa beim 24-Stunden-Streik in der Sprengstofffabrik Orica und bei Streiks der Lehrer:innen gegen Entlassungen und für Preisnachlässe. Zudem organisierte die Koordinierung Aktionen zum 1. Mai, bei dem der Gewerkschaftsdachverband Central Unitaria de Trabajadores (CUT) abwesend war. Auch in der Entwicklung des weiteren Konfliktes würde die CUT keine Rolle spielen.
Durch diese Kampagne wurde Nicolás Bustamante vorerst wieder eingestellt. Das Unternehmen musste sich dem Urteil des Arbeitsgerichts von Antofagasta in erster Instanz beugen. Doch am 4. Juni 2018 startete die FCAB den nächsten Angriff: Sie entließ 19 Beschäftigte aus der Abteilung der Qualitätssicherung, die den Kern der Aktivist:innen und die Basis der Gewerkschaft bildeten. Die Chefs argumentierten, dass die Entlassungen wirtschaftlich notwendig seien, während sie im gleichen Jahr aber 150 neue Arbeiter:innen anstellten und in 14 hochmoderne Lokomotiven und Containerwagen investierten. Indem sie die organisierten Arbeiter:innen entließen, wollten sie der Gewerkschaft den Todesstoß versetzen.
Als Antwort darauf organisierte die Koordinierung der Gewerkschaften eine Versammlung der Entlassenen und ihrer Familien. Es ging darum, zu diskutieren, dass es notwendig sei, die Arbeitsplätze zu verteidigen, wofür sich die Arbeiter:innen organisieren müssten. Den Arbeiter:innen wurde von der FCAB eine Abfindung angeboten. Würden sie das Angebot annehmen? Von dieser Entscheidung hing ab, ob es überhaupt zu einem Kampf kommen würde. Die Arbeitslosenquote in der Region betrug etwa zehn Prozent. Vor allem die Ehefrauen der Entlassenen betonten die Belastungen, die die Arbeitslosigkeit mit sich bringen würde. Die berufstätigen Frauen waren am entschlossensten, dem Druck standzuhalten und die Abfindung nicht zu akzeptieren. Elf Familien beteiligten sich an der Versammlung, neun von ihnen entschieden sich, den Kampf aufzunehmen, den Kampf gegen die Familie Luksic, den reichsten und mächtigsten Clan des Landes.
Um die Lebensbedingungen der Arbeiter:innen zu sichern und somit den Kampf aufrechtzuerhalten, beschloss die Koordinierung, einen Widerstandsfonds einzurichten. Anders als bei anderen Entlassungen verschmolz der Wille der Anführer:innen der Gewerkschaft, der Sindicato Interempresa, die der PTR angehörten, mit den Zielen der Entlassenen und der Frauen.
Die Familien der Arbeiter:innen standen mit an vorderster Front. Sie beteiligten sich auch an Demonstrationen, die auf die Umweltverschmutzung durch die Unternehmen und deren gesundheitliche Folgen hinweisen, auf dem Transparent symbolisiert durch eine Lunge. Foto: Laizquierdadiario.cl
Die Kriegsschule
„Die verteidigende Form des Kriegführens ist also kein unmittelbares Schild, sondern ein Schild, gebildet durch geschickte Streiche.“ (Clausewitz)
Wir wollen nun betrachten, unter welchen genauen Bedingungen der Kampf geführt wurde. Auf der einen Seite standen unnachgiebige Bosse mit enormer Wirtschaftskraft. Auf der anderen Seite die Sindicato Interempresa, eine von sieben Gewerkschaften innerhalb eines Unternehmens, das in verschiedenste Subunternehmen aufgesplittet ist. Zudem gab es eine Gewerkschaftsbürokratie, die dem Unternehmen vollkommen hörig war.
Der Feind
Die Luksic-Gruppe ist eine der zentralen Wirtschaftsgruppen des Landes und eng mit den politischen Parteien verbunden, die das chilenische Regime stützen. Sie ist die Milliardärsfamilie mit dem größten politischen Einfluss in Chile und nahm damals mit einem Vermögen von 16,3 Milliarden US-Dollar den ersten Platz unter den Reichsten des Landes ein. Damit stand die Familie auf Rang 80 der Weltrangliste. Mittlerweile ist ihr Vermögen auf 23 Milliarden US-Dollar angewachsen.
Der Clan hat sein Wirtschaftsimperium aus Medien, der Lebensmittelindustrie, Kraftstoffen, Bergbau und den Häfen des Landes in seinen beiden Haupttochtergesellschaften aufgebaut: Quiñenco S.A. und Antofagasta PLC. Letztere befindet sich im Akkumulationsmodell der chilenischen Wirtschaft, die hauptsächlich auf Rohstoffen wie Kupfer basiert, in einer privilegierten Position.
Die mächtige Familie besitzt Bergbauunternehmen wie Los Pelambres, eines der größten der Welt, Mina Antucoya, Centinela und Zaldívar. Mit ihrem Unternehmen FCAB TRAIN, das auch weitere Bergbauprodukte wie Lithium transportiert, hat sie zudem ein Monopol auf den Transport von Kupfer und Schwefelsäure. Letztere ist für den Prozess der Kupfergewinnung unerlässlich.
Auf diese Weise wird die Hauptschlagader für die Bewegung des Bergbaukapitals in der Region Antofagasta betrieben. Millionen Tonnen Mineralien werden transportiert und landen am internationalen Terminal des Hafens von Antofagasta, das sich ebenfalls im Besitz der Luksics befindet. Von dort werden die Rohstoffe für den Weltmarkt verschifft.
Der politische Einfluss der Luksics ist weitreichend, da sie Finanziers der beiden Wahlkampagnen Piñeras waren. Iris Fontbona, Matriarchin der Familie Luksic, spendete dem Kandidaten elf Millionen US-Dollar, ihr Sohn Jean Paul steuerte mehr als 13 Millionen bei. Einen symbolischen Betrag von 670 Dollar gab er für den Wahlkampf von Donald Trump. Zudem verfügte er über Verbindungen zur Mitte-links-Wahlfront Nueva Mayoría (Neue Mehrheit), wie 2015 im sogenannten Caval-Korruptionsfall bekannt wurde. Darin gewährte er der Schwiegertochter der damaligen Präsidentin Michelle Bachelet auf der Grundlage vertraulicher Informationen einen Kredit in Höhe von zehn Millionen Dollar.
Die Rolle der Gewerkschaftsbürokratie
Sechs der sieben Gewerkschaften innerhalb der FCAB standen abseits des Konflikts. Dazu wurden sie von der Bürokratie angewiesen, die als direkte Agentin des Unternehmens fungierte und sich weigerte, die gewerkschaftliche Organisierung auszuweiten. Ebenso trug sie die Drohungen der FCAB an die Arbeiter:innen mit. Eine der Gewerkschaften beteiligte sich anfangs noch am Kampf, beendete diesen jedoch vorzeitig.
Die Gewerkschaftsbürokratie des zentralen Verbandes CUT wird von der Kommunistischen Partei geleitet. 2018 vereinbarte sie einen Waffenstillstand mit der Piñera-Regierung, mit dem sie auf landesweite Aktionen verzichtete. Über die Massenentlassungen sagte sie, es handle sich um „gesetzeskonforme Kündigungen“.
Ihr Ziel war es, die Abwehrkämpfe der Eisenbahner:innen oder auch im Hafen zu isolieren und zu unterdrücken, ohne sich den Angriffen der Bourgeoisie und der Regierung zu widersetzen. Damit waren die Klassenkämpfe 2018 ein Phänomen einer Avantgarde, da es keine gemeinsamen zentralisierten Aktionen wie große landesweite Aktionstage mit der Arbeiter:innenklasse als wichtigstem Akteur oder Generalstreiks gab. Die ungeplanten, anfänglichen und vereinzelten Kämpfe waren die wichtigste materielle und moralische Reserve der Arbeiter:innenklasse. Die Gewerkschaften führten diese Kämpfe mit politischen Forderungen, etwa gegen Massenentlassungen (die in Artikel 161 des Arbeitsgesetzbuchs geregelt sind), was sie in den Konflikt mit dem politischen Regime brachte. Dieses ist ein Erbe der Diktatur, die das Land ab 1973 17 Jahre lang beherrschte. Im Fall der Avantgarde der Hafenbeschäftigten setzten kämpferische Kolleg:innen ihren Kampf gegen die Bürokratie durch.
Bei der FCAB kämpfte die Sindicato Interempresa aus einer vollkommen defensiven Position heraus als eine Minderheit innerhalb der Gewerkschaftsbewegung. Die Herausforderung bestand darin, aus dieser Position heraus möglichst viele Mittel aktiv zur Verteidigung einzusetzen. Dies war der wichtigste Schlüssel, um den Kampf nicht aufzugeben. Um in dieser Situation bessere Bedingungen für die Offensive zu schaffen, versuchte sie, die Initiative zu ergreifen, um die Einheit der Arbeiter:innen im Kampf herzustellen und die Verteidigung gegen die Angriffe des Unternehmens zu organisieren. Einheitsfronten und Bündnisse ermöglichten es, die Sympathien von tausenden Arbeiter:innen, Studierenden und die Mehrheit der öffentlichen Meinung zu gewinnen und die Kollegen dem Einfluss der versöhnlichen Führung zu entreißen.
Die Einheitsfront
Die Aufgabe der Revolutionär:innen in den Gewerkschaften ist es, die gegenwärtige Passivität nicht einfach hinzunehmen, sondern sie aktiv zu bekämpfen. Nur so ist es möglich, das Vertrauen der Arbeiter:innenklasse zu gewinnen und sich auf künftige größere Kämpfe vorzubereiten. Es wäre ein Fehler anzunehmen, dass eine revolutionäre Organisation eine Offensive vorbereiten kann, ohne direkt am Klassenkampf teilzunehmen, ohne in direkte Konfrontation mit dem Gegner zu treten. Die Organisation darf nicht einfach auf eine revolutionäre Situation oder die allgemeine Mobilisierung einer Massenbewegung warten, sondern muss in Friedenszeiten ihre Strategie testen. Der Kampf der Eisenbahner:innen war ein solcher Test, eine „Schule des Krieges“. Er wurde zu einem Wettstreit der verschiedenen Parteien und Organisationen und ihrer Programme in einer Arbeiter:innen-Einheitsfront.
Die Arbeiter:innen-Einheitsfront ist eine Taktik, die von der Kommunistischen Internationalen auf ihren ersten vier Kongressen ausgearbeitet wurde, ausgehend von den Formulierungen Lenins und Trotzkis. Sie basiert auf den Erfahrungen der Russischen Revolution und greift in Situationen, in denen sich die Revolutionär:innen in der Minderheit innerhalb der Arbeiter:innenklasse gegenüber anderen, nicht-revolutionären, sondern reformistischen oder vermittelnden Strömungen befinden. Die Revolutionär:innen versuchen, durch Vereinbarungen mit diesen Organisationen die Einheit der verschiedenen Sektoren der Arbeiter:innenklasse zu fördern – im militärischen Sinne bezeichnen wir diesen Aspekt als Manöver. Beim taktischen Aspekt der Einheitsfront geht es um den Kampf für das unmittelbare Ziel (den Erhalt der Arbeitsplätze). Hierauf baut der politische Kampf auf, der strategisch darauf ausgerichtet ist, den Einfluss der Revolutionär:innen auszuweiten. Die Maxime gegenüber den vermittelnden Organisationen lautet: Getrennt marschieren, gemeinsam schlagen.
Die Einheitsfront wird auf der Ebene der Massenaktion nicht am allgemeinen Programm gemessen, sondern am Ziel des Kampfes. In Antofagasta führte die Koordinierung der Gewerkschaften zusammen mit weiteren Massenorganisationen eine Demonstration „gegen die Entlassung und Umweltverschmutzung von Luksic“ durch. Inhaltlich beschränkte sich der Aufruf auf diese zwei Aspekte. Es war nicht notwendig, dass die Beteiligten dafür ein weiterführendes Programm verfassten.
Dadurch versuchte die Einheitsfront, das Problem der „strategischen Reserven“ zu lösen, die für den Übergang von der Verteidigung zum Angriff unerlässlich sind. Diejenigen Sektoren, die unter der Führung der Bürokratie passiv waren, also in „Reserve“ standen, konnten mit der Einheit der Arbeiter:innen eine Erfahrung machen, wie es möglich ist, sich gegen die Angriffe von Piñera und den Unternehmen zu wehren.
Die Einheitsfront-Taktik der Sindicato Interempresa während des Eisenbahner-Konflikts war kein Zufall. Sie suchte die Einheit mit den Gewerkschaftsfunktionären, mit den Lehrer:innen und den Beschäftigten des öffentlichen Dienstes. Unsere Genoss:innen, die an diesem Kampf teilnahmen, versuchten, mit ihren taktischen Vorschlägen einen Beitrag zu leisten, geleitet von den strategischen Überlegungen der Kommunistischen Internationalen.
Erst im Kampf werden die Verbündeten geschmiedet, die entschlossen sind, mit einem Programm zu kämpfen, das den Interessen der Ausgebeuteten und Unterdrückten entspricht und somit die Unabhängigkeit der Arbeiter:innenklasse schafft.
Die Koordinierung der Gewerkschaften
In jedem Kampf, in dem die Strategie des Gegners darin besteht, die Positionen der Arbeiter:innen zu zerstören, ist die Frage des Kräfteverhältnisses von grundlegender Bedeutung. Eine zentrale Aufgabe liegt darin, die Isolation der Avantgarde vom Rest der Arbeiter:innen zu vermeiden. Deswegen nahmen wir uns vor, die Koordinierung gegen Entlassungen und gewerkschaftsfeindliche Praktiken zu entwickeln. Von dort versuchten wir andauernd, in Ereignisse des Klassenkampfes einzugreifen, etwa bei einer Versammlung der entlassenen Arbeiter:innen in Chuquicamata, einer der wichtigsten Minen der Welt nahe der Stadt Calama. Dort kündigte die Verwaltung des Bergbauunternehmens CODELCO einen Plan zur Umstrukturierung an, der dazu führen konnte, dass mehr als 5000 Kolleg:innen in der Anlage selbst und bei Zulieferern entlassen würden.
Eisenbahner:innen beteiligten sich an den internationalen Mobilisierungen für legale Schwangerschaftsabbrüche am 8. August und den landesweiten Lehrer:innenstreiks am 28. August und unterstützten andere Arbeiter:innen moralisch. Die kämpfenden Sektoren kamen zusammen. Die Gewerkschaft der Hilfslehrkräfte beteiligte sich an der Koordinierung; sie kämpfte für die Vereinigung der Beschäftigten im Bildungswesen und gegen die Unsicherheit der Arbeitsplätze. Zudem nahm die Vereinigung der Finanzbeamten ANEF teil, die gegen 250 Entlassungen im Ministerium für Öffentliche Arbeiten mobilisierte. Beteiligt waren auch Studierendenverbände und Gewerkschaften, die das Jugendarbeitsstatut der Stadt Antofagasta in Frage stellten.
Am 7. August demonstrierten Hilfslehrkräfte, Beamt:innen des Öffentlichen Dienstes, Eisenbahner:innen und Studierende. Dort wurde auch für den Kampffonds gesammelt, bei dem die Studierendengruppe der PTR, Vencer, eine wichtige Rolle in der Universität spielte. Sie sammelte Spenden und zahlreiche Solidaritätsbekundungen. Es wurden Gewinnspiele und Spendenaktionen veranstaltet, an denen sich hunderte Menschen beteiligten.
Die wichtigsten Bergbaugewerkschaften der Region schlossen ihre Lohnverhandlungen hingegen mit umfangreichen Prämien ab, ohne sich mit dem Kampf zu solidarisieren, wie etwa in der Mine von Escondida. Hier wurde deutlich, dass die Gewerkschaftsführungen eine Hürde gegen die Schaffung der Einheit darstellen.
Hegemonie der Arbeiter:innen
Um im Konflikt nicht isoliert zu werden, brauchte es nicht nur die Taktik der Einheitsfront wie oben beschrieben, sondern auch den Versuch, hegemonial aufzutreten. Das Problem der Hegemonie besteht im Wesentlichen darin, dass die Arbeiter:innenklasse sich die Forderungen aller unterdrückten Sektoren zu eigen macht, auch wenn sie mit ihnen möglicherweise sich widersprechende Interessen hat. Sie muss gegenüber diesen Sektoren eine Führungsrolle einnehmen, indem sie entschlossen den Willen unter Beweis stellt, für ihre Forderungen zu kämpfen, und ihre Fähigkeit zeigt, eine Lösung für die Bedürfnisse der Unterdrückten zu finden, die untrennbar mit dem Klassenkampf verbunden ist.
So könnten zum Beispiel mit den Millionen, die das Eisenbahnunternehmen erwirtschaftet, die Wohnungsprobleme der gesamten Region gelöst werden. Mit ihrem Kampf versuchten die Eisenbahner:innen, die hegemonialen Fragen aufzuwerfen. So kam das zustande, was wir „Orange Jacken und grüne Halstücher“ nennen. Die Arbeiter mit ihren orangen Warnwesten nahmen die grünen Tücher der Bewegung für das Recht auf Abtreibungen an. Dies war nicht nur eine Frage der allgemeinen Einheit der Arbeiter:innen- und Frauenbewegung, sondern ganz konkret eine Frage der Einheit innerhalb der Arbeiter:innenfamilien mit den Partnerinnen.
Die Regierung Piñera sah sich mit einer Frauenbewegung konfrontiert, an der sich Studierende im ganzen Land beteiligten. Zusammen gingen sie gegen sexuelle Belästigung und für eine nicht-sexistische Erziehung auf die Straße und schlossen sich damit den internationalen Kampagnen gegen machistische Gewalt wie Ni Una Menos („Nicht eine weniger“) und der Machtdemonstration der „grünen Flut“ an. Diese brachte in Argentinien die Stimme der Frauen für das Recht auf legale Abtreibungen zum Ausdruck und fand auch in den Straßen von Antofagasta ein Echo. Dies war eine Forderung der arbeitenden Frauen, der Studentinnen und der Armen – die am meisten den Folgen illegaler Abtreibungen ausgesetzt sind. Die entlassenen Eisenbahner und ihre Familien griffen die Forderung auf und machten damit innerhalb der Frauenbewegung zusammen mit der Frauengruppierung Pan y Rosas (Brot und Rosen) auf der Straße einen strategischen Unterschied. Sie stellten die Forderung nach legaler Abtreibung in den Vordergrund, die praktisch von der Hälfte der Arbeiter:innenklasse als ganz natürlich empfunden wird. Sie zeigten, dass die Durchsetzung daher Hand in Hand mit den männlichen Arbeitern erfolgen wird und nicht durch deren Ausschluss, wie es der separatistische Feminismus vorschlägt. Dies ist der Ursprung des Slogans „Orange Jacken und grüne Halstücher“ und eine politische Lehre für das, was wir aufbauen wollen: das Bündnis der Frauenbewegung und der Arbeiter:innenklasse.
Die entlassenen Eisenbahner standen auch an vorderster Front, als sie die Umweltzerstörung der Region anprangerten. Der Luksic-Konzern trägt dafür zum großen Teil die Verantwortung, denn sie wird durch den Transport sowie die Lagerung von Kupferkonzentrat verursacht. Sie waren Teil der Mobilisierungen in Mejillones, nördlich von Antofagasta, und riefen zu einer großen Demonstration auf, bei der sie die Verantwortung der Bosse betonten. Begleitet wurden sie von den Gewerkschaften der Hilfslehrkräfte, der Studierenden und auch von Ricardo Díaz, dem früheren Sprecher der Bewegung „Este Polvo Te Mata“ („Der Staub tötet dich“) und Regionalabgeordneten der Partei Revolución Democrática, die Teil des Parteienbündnisses Frente Amplio ist.
Die Rolle der Arbeiter:innen im Kampf gegen die Umweltverschmutzung durch die Unternehmen galt es hervorzuheben, weil diese zu den unmittelbar Betroffenen zählten. Gleichzeitig haben sie aber die Fähigkeit, die Unternehmen zu lähmen und dazu zu bringen, im Interesse der gesamten Bevölkerung und nicht der Profite einer kleinen Gruppe von Unternehmer:innen zu handeln. Dadurch wurde zudem die Notwendigkeit der Verstaatlichung als Perspektive deutlich, um die hochgradig umweltschädlichen Praktiken zu beenden. Dies ist auch im Kontext davon zu betrachten, dass Antofagasta durch die Umweltverschmutzung eine der höchsten Raten an Krebserkrankungen der Welt hat.
Im Gegensatz zu dieser Idee der Einheit und Hegemonie der Arbeiter:innen war für die Frente Amplio jedes Thema ein separates Problem. In Bezug auf die Umwelt legten sie den Schwerpunkt auf die juristische Frage und setzten im Kampf für das Recht auf Abtreibung rein auf den Gesetzgebungsprozess. Dies lief in Wirklichkeit darauf hinaus, die Forderung nach der Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen auf ein Gesetz zur Entkriminalisierung zu reduzieren. Ihre Strategie zielte nicht darauf ab, die Kräfte der Studierenden, der Umweltaktivist:innen und des Volks zu vereinen, um Luksic und der Regierung entgegenzutreten.
Eisenbahner:innen beteiligten sich auch am Aktionstag für legale Schwangerschaftsabbrüche. Dort entstand der Slogan „Orange Jacken und grüne Halstücher“. Foto: Laizquierdadiario.cl
Kampf gegen die Unterdrückung der Mapuche
Neben den Entlassungen führte die rechte Piñera-Regierung zwei andere wichtige Offensiven durch. Nach einem Urteil vom Gerichtshof in Den Haag war Chile verpflichtet, mit Bolivien über den Zugang zum Pazifik zu verhandeln. Dagegen versuchte die Regierung mit rassistischen und diskriminierenden Reden ein Klima der „nationalen Einheit“ zu schaffen, was auch die Bürgermeisterin von Antofagasta, Karen Rojo, reproduzierte. Gerade in einer Region mit einer großen Zahl an Migrant:innen stellte der Kampf der Eisenbahner einen wichtigen Gegenpol zum rassistischen Klima dar, indem sie die Notwendigkeit betonten, die Einheit der Arbeiter:innen unabhängig von deren Nationalität herzustellen.
Die andere Offensive der Regierung richtete sich gegen das Volk der Mapuche. Nachdem die Polizei am 14. November 2018 den 24-Jährigen Camilo Catrillanca erschoss, legten Teile der Jugend aus Solidarität die Universitäten lahm. Die Koordinierung der Gewerkschaften in Antofagasta rief zu einer Demonstration gegen die Militarisierung der Region Araucanía im Süden des Landes, wo besonders viele Mapuche leben, und für das Selbstbestimmungsrecht des indigenen Volkes auf. Große Teile der Jugend folgten dem Aufruf. Die Koordinierung nahm jeden isolierten Kampf für eine gerechte Sache auf, der es ermöglichte, Regierung und Bossen entgegenzutreten, um so ein gemeinsames Banner für die entlassenen Arbeiter zu schaffen.
Schlussfolgerungen und Widersprüche
Sechs Monate lang gab es intensiven Widerstand gegen einen unnachgiebigen Kapitalisten. Im Laufe des Konflikts setzte dieser auf vielfältige Weise darauf, die entlassenen Eisenbahner und ihre Familien zu ermüden, die von der wirtschaftlichen Instabilität immer stärker betroffen waren. Die Diskussion über einen geordneten Rückzug mit der Zustimmung zu den Abfindungen wurde zu einer zentralen Diskussion in den Versammlungen.
Es gilt jedoch zu verstehen, dass nicht nur der Kampfeswille der Entlassenen und deren Führung entscheidend für die weiteren Ereignisse war, sondern auch die Analyse der gesamten politischen Lage, der kritische Zustand der Kampfkraft der Arbeiter:innenklasse und die inneren Zustände bei der Eisenbahn. Hinge der Kampf nur vom Willen und der Bereitschaft der Entlassenen ab, wäre er von Anfang an gewonnen worden, indem sie ihre Kraft auf die Straße brachten: Mehr als drei Stunden lang blockierten sie die Tore der FCAB und damit die Abfahrt der Züge zum Hafen. Sie führten zahlreiche Demonstrationen im Stadtzentrum durch, wie etwa in Solidarität mit den Mapuche, und nahmen eine führende Rolle ein, als sie sich gegen die Repression der Polizei wehrten.
Es gab auch Teilsiege wie den Rücktritt des FCAB-Personalchefs Jorge Bustos, die Ausweitung der gewerkschaftlichen Organisierung auf strategische Bereiche der Bahn und ein Gerichtsurteil zugunsten der Gewerkschaft gegen die Praxis des Outsourcings. Um aber den Feind an seinem entscheidenden Punkt zu treffen, musste der Kampf gegen Luksic in einen Kampf gegen die Piñera-Regierung verwandelt werden, das heißt einen landesweiten Kampf. Doch die Rolle der offiziellen Führungen der Arbeiter:innen- und Studierendenbewegung war eine Grenze für diese Entwicklung.
Der von der Kommunistischen Partei geführte Gewerkschaftsdachverband CUT spielte im gesamten Konflikt keine Rolle und unterstützte den Kampf nicht einmal finanziell. Die vom Mitte-links-Bündnis Frente Amplio geleitete Lehrer:innengewerkschaft oder die großen Studierendenverbände wie die Confederación de Estudiantes de Chile (Confech) gingen nicht über Solidaritätserklärungen und minimale Beiträge hinaus. Obwohl die Eisenbahner:innen und die Trotzkist:innen ohne jedes Sektierertum eine aktive Politik der Einheitsfront mit den Massenorganisationen verfolgten und auch die Konferenzen der Confech in Iquique und der Industriegewerkschaft Constrament in Santiago besuchten, nahmen deren Führungen den Kampf nicht auf.
Die Beteiligung der Frente Amplio und all ihrer Parlamentarier:innen, die den institutionalisierten Arm der sozialen Bewegungen darstellen, ging nicht über Solidaritätsgrüße hinaus. Weder nutzten sie ihre medienwirksamen Bühnen, um den Kampf der Eisenbahner:innen zu stärken, noch stellten sie ihre Abgeordnetendiäten dem Kampffonds zur Verfügung, wie das in Argentinien unser Genosse Nicolás Del Caño von der PTS/FIT macht.
Unter diesen Bedingungen versuchte die Unternehmensführung der FCAB erneut, die Sindicato Interempresa zu isolieren und auszuschalten. Sie versetzte einen Teil der gewerkschaftlichen Basis von einem Fantasieunternehmen ins nächste, um einer unternehmensfreundlichen Gewerkschaftsbürokratie die Tür zu öffnen. Diese unterbreitete der Basis ein Angebot, für Geld die Gewerkschaft zu wechseln. Über ein Jahr lang klagten wir das Vorgehen bei der Auszahlung von Prämien und beim Schichtwechsel an. Während das Unternehmen auf uns nicht einging, erfüllte es plötzlich, vermittelt durch die Bürokratie, die Forderungen.
Mit solchen Schritten förderte das Unternehmen ein Klima von Konformismus oder Konservatismus in der Belegschaft, was die Einheit der Arbeiter:innen erschwerte und die Errungenschaften der Gewerkschaft schmälerte. Dies stellte uns vor neue Herausforderungen und schuf eine Wende bei der Organisierung der Eisenbahn-Beschäftigten.
Um die Bedeutung des Kampfes bei der FCAB zu verstehen, ist es hilfreich, ihn mit dem Hafenstreik 2019 zu vergleichen. Ersterer entstand durch die Verschmelzung eines Sektors von Arbeitern und ihren Partnerinnen, die bereit waren, mit den Genoss:innen der PTR zu kämpfen. Der Hafenkampf in Valparaíso hingegen war ein Klassenkampfphänomen mit einem hohen Grad an Spontanität und landesweiter Wirkung, was der FCAB-Kampf nie erreichte. Der unmittelbare Anlass des Kampfes war der Hunger, weil die Hafenarbeiter:innen keine Schichten bekamen. Die Vereinigung mit der Studierendenbewegung trug zur Politisierung der Avantgarde des Hafenkampfes bei. Doch es war kein Fusionsprozess wie bei der FCAB, wo ein wichtiger Teil der Protagonist:innen des Kampfes sich revolutionär organisierte.
In Valparaíso existiert immer noch eine Vorhut des Kampfes, die aber durch die „schwarzen Listen“ gelähmt ist: Die Drohung des Unternehmers van Appen besteht darin, die kämpferischen Arbeiter:innen zu entlassen und die Arbeitsplätze umzustrukturieren. Dadurch könnte es schwieriger werden, diese Erfahrung für neue Kämpfe im Hafen und in anderen Sektoren der Arbeiter- und Studierendenbewegung zu bewahren.
Der Aufbau der revolutionären Partei
Die PTR war die Führung in diesem Konflikt. Als Führung der Gewerkschaft war sie darauf ausgerichtet, der Luksic-Gruppe entschlossen entgegenzutreten, da die Konzeption der PTR darauf setzt, dass eine Avantgarde des Kampfes und der Klasse entsteht, egal wie klein oder groß der Konflikt auch ist. Sie muss sich entschlossen den großen Wirtschaftsgruppen und ihren Regierungen entgegenstellen. Diese Kämpfe sind diejenigen, die eine Alternative gegen die kapitalistische Ausbeutung schaffen werden, die sich unweigerlich in Elend wie niedrigen Löhnen, Arbeitslosigkeit und Prekarität niederschlägt und unter den arbeitenden Massen an Gewicht gewinnt.
Der Kampf endete mit einer gewerkschaftlichen Niederlage: Die Entlassenen wurden nicht wieder eingestellt. Trotzdem legte die PTR all ihre Energie in diesen Kampf. Denn nach unserer Vorstellung des Aufbaus einer Kampfpartei der Ausgebeuteten und Unterdrückten sind wir die Letzten, die sich zurückziehen und angesichts ungleicher Kräfteverhältnisse den Kampf aufgeben. Denn wir sind überzeugt, dass es notwendig ist, sich auf die großen Kämpfe vorzubereiten.
Wir wollen jede Schlacht, wie klein sie auch sein mag, in eine „Schule des Krieges“ verwandeln – was etwas anderes ist als der Krieg selbst. Doch ermöglicht sie der Arbeiter:innenklasse, ihre Fähigkeiten und ihre eigene Stärke zu erkennen und sich mit dem Feind, nämlich den Kapitalist:innen und der Regierung, zu messen. Die Kriegsschule dient auch dazu, die besten kämpferischen Anführer:innen der Arbeiter:innenklasse auszubilden und sich als revolutionäre Führer:innen auf einen Anstieg des Klassenkampfes vorzubereiten.
Gleichzeitig hat diese Schule wichtige politische Errungenschaften gebracht, wie etwa die Möglichkeit, „Volkstribune“ zu entwickeln, die nicht nur das ausdrücken, was die Arbeiter:innenklasse und die Massen am stärksten empfinden. Sie können auch eine Brücke zu einem antikapitalistischen, revolutionären Programm der Arbeiter:innen, Frauen und Jugendlichen schaffen, mit der Perspektive, eine Arbeiter:innenregierung zu erobern. Dies drückte sich auch darin aus, dass dieser Kampf eine neue Generation von Arbeiter:innen gewann, die sich entschieden, ein revolutionäres Programm für die Emanzipation der Menschheit und die Enteignung der Kapitalist:innen anzunehmen.
Dieser Artikel beruht auf einer Übersetzung eines Textes unserer chilenischen Schwesterseite La Izquierda Diario. Er wurde für ein deutsches Publikum angepasst.