Amazon-Fahrer:innen in den USA gehen mit Gewerkschaftskampf an die Öffentlichkeit

22.09.2024, Lesezeit 4 Min.
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Foto: Lieferwagen von Amazon / Tdorante10 (Creative Commons)

Hunderte von Zustellfahrer:innen fordern, dass Amazon ihren Beitritt zur Teamsters-Gewerkschaft anerkennt und dass das Unternehmen sie am Verhandlungstisch empfängt. Dies geschieht inmitten der zunehmenden Organisierung von Amazon-Fahrer:innen und Lagerarbeiter:innen im ganzen Land.

Am Montagmorgen marschierten Hunderte von Amazon-Lieferfahrer:innen in Maspeth, Queens (USA), mit unterschriebenen Gewerkschaftsvollmachten auf das Management zu. Die Karten sind der Beweis dafür, dass die Mehrheit der Fahrer:innen, die über drei „Lieferdienstpartner“ (DSP) für Amazon arbeiten, den Beitritt zur Gewerkschaft Teamsters unterstützen. „Wir sind eine Gewerkschaft!“, riefen die Fahrer:innen.

Die Fahrer:innen kämpfen für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und gegen überfordernde Routen mit übermäßigen Paketen. Wie ein Fahrer am Montag zu seinen Vorgesetzten sagte: „Diese Routen sind unmenschlich.“ Sie schließen sich dem Kampf um eine Gewerkschaft an und wollen als das anerkannt werden, was sie sind: Amazon-Mitarbeiter:innen.

Der Kampf um die Anerkennung der Amazon-Fahrer:innen hat sich seit April letzten Jahres beschleunigt, als Fahrer:innen eines Drittanbieters in Palmdale, Kalifornien (USA), für eine Gewerkschaftsmitgliedschaft stimmten. Da die Fahrer:innen als Angestellte des Drittanbieters und nicht von Amazon galten, kündigte Amazon einfach den Vertrag mit dem Drittanbieter, statt die Fahrer:innen anzuerkennen.

Daraufhin brachte die Gewerkschaft Teamsters den Fall vor das National Labor Relations Board (NLRB) und argumentierte, dass Amazon ein gemeinsamer Arbeitgeber der Fahrer:innen sei. Das NLRB bestätigte dieses Argument im August und legte damit den Grundstein für die rechtliche Legitimität der Amazon-Fahrer:innen bei Verhandlungen mit dem Unternehmen. Anfang diesen Monat wurde auch den Fahrer:innen in Atlanta, Georgia (USA), vom NLRB die Anerkennung als gemeinsamer Arbeitgeber von Amazon zugesprochen.

Die Fahrer:innen holen die Pakete in den Amazon-Einrichtungen ab, fahren Lieferwagen mit dem Amazon-Logo und verwenden Amazon-Geräte, um die Pakete zu verfolgen. Die Nichtanerkennung der Fahrer:innen als Amazon-Arbeitnehmer:innen ist offener Arbeitsbetrug. Amazon versucht, an allen Ecken und Enden zu sparen, um die Flexibilisierung und Prekarisierung der Arbeit voranzutreiben. Dies ist auch ein Instrument, um die Arbeitnehmer:innen zu spalten und die gewerkschaftliche Organisierung zu erschweren.

Amazon hat Angst

Am vergangenen Donnerstag, als die Fahrer:innen mit ihrem Kampf für eine Gewerkschaft drohten, kündigte Amazon an, die Löhne seiner Zustellfahrer:innen um sieben Prozent zu erhöhen, wodurch die Fahrer:innen auf etwa 20 Euro pro Stunde kommen würden. Wir haben diesen Sommer in Großbritannien eine ähnliche Maßnahme des Unternehmens erlebt, als Amazon den Lagerarbeiter:innen eine zehnprozentige Lohnerhöhung gewährte, nachdem es eine Organisierungskampagne eines Lagers mit 3.000 Arbeiter:innen außerhalb von Coventry (England) erfolgreich zerschlagen hatte. Diese Lohnerhöhungen sind ein Versuch des Unternehmens, seine Mitarbeiter:innen zufriedenzustellen: „Ihr braucht keine Gewerkschaft, weil wir euch Lohnerhöhungen geben!“ Aber diese Lohnerhöhungen zeigen nur die Verzweiflung von Amazon. Wenn wir Lohnerhöhungen nur durch die geflüsterten Drohungen unserer Macht durchsetzen können, ist klar, dass es keine Obergrenze dafür gibt, wofür wir kämpfen können, wenn wir vereint sind.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Amazon-Beschäftigten die kollektive Macht der Lagerarbeiter:innen und der Zustellfahrer:innen erkennen. Obwohl die Jobs der Fahrer:innen und der Lagerarbeiter:innen sehr unterschiedlich sind, kann kein Paket ohne die Arbeit des jeweils anderen ausgeliefert werden. Der Gigant, der unser Leben bestimmt, ist derselbe. Daher müssen die Fahrer:innen für die Lagerarbeiter:innen kämpfen und die Lagerarbeiter:innen müssen für die Fahrer:innen kämpfen – denn unser Kampf ist ein und derselbe. Gemeinsam, demokratisch organisiert und von der Basis aus können wir die Macht der Arbeiter:innen aufbauen, die notwendig ist, um Amazon zu besiegen.

Solidarität mit den Amazon-Lieferfahrer:innen in Queens, die einen Schritt für die gesamte Bewegung gemacht haben!

Dieser Artikel erschien zunächst am 17. September auf unserer Schwesterseite Left Voice.

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