Am 8. März bebte die Erde. Wie geht es nun weiter? Veranstaltung am Samstag in Berlin

16.03.2017, Lesezeit 5 Min.
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Die Frauenbewegung ist im Aufwind und mobilisiert unter anderem gegen Trump. Die Demokratische Partei möchte diese Bewegung für sich instrumentalisieren. Ein Blick nach Russland vor hundert Jahren zeigt: Die Frauen können nur auf sich und die Kraft der Arbeiter*innen vertrauen. Darüber soll auf einer Veranstaltung in Berlin diskutiert werden.

Die Frauenbewegung lebt – und sie ist so stark wie lange nicht mehr! Das hat der 8. März bewiesen. Während in Berlin 10.000 Menschen auf die Straße gingen, demonstrierten auch in mehr als 50 anderen Ländern insgesamt mehrere Millionen Menschen für die Rechte von Frauen. Viele bestreikten an diesem Tag ihre Arbeit: In Uruguay hatten die Gewerkschaftszentralen zu einem Generalstreik aufgerufen genauso wie in Frankreich. In anderen Ländern wurde vor allem in bestimmten Sektoren und Betrieben gestreikt, zum Beispiel in Argentinien und den USA. Dort machten vor allem Lehrer*innen die Schulen dicht. Auch in Mexiko, Chile, Polen, Italien, dem Spanischen Staat, Irland und Brasilien fanden große und wichtige Aktionen statt. In der Türkei gingen Massen gegen Gewalt an Frauen und gegen Erdogans Verfassungsreform auf die Straße.

Auf die Demokratische Partei vertrauen?

Der nächste Paukenschlag der feministischen Bewegung nach dem Women‘s March gegen Trumps Vereidigung Anfang des Jahres also – so sichtbar, groß und international koordiniert ist derzeit keine andere Bewegung. Sie fordert das Recht auf Abtreibung, das Ende von Gewalt gegen Frauen, bessere Programme für Betroffene, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, ein Ende von rassistischen Gesetzen und Diskriminierung gegen migrantische und nicht-weiße Frauen und vieles mehr. Ein wichtiges Thema war weltweit auch der Widerstand gegen Donald Trump und seine rassistische, sexistische und arbeiter*innenfeindliche Politik.

In dieser Situation versucht in den USA die Demokratische Partei die Frauen, die zu Recht empört über den Präsidenten sind, für sich zu gewinnen. Sie behauptet, dass nur die Einheit mit den Demokrat*innen die Rechte der Frauen sichern könnte – dabei haben die letzten acht Jahre bewiesen, dass amerikanische Frauen keineswegs auf die Unterstützung dieser Partei hoffen können. Es gab zwar ein paar Verbesserungen, zum Beispiel die Ehe für alle oder den Zugang von trans Menschen zu Toiletten. Aber der Zugang zu Abtreibung verschlechterte sich sogar, Frauen verdienten mit der Krise noch schlechter als zuvor und auch die Gewalt an Frauen nahm nicht ab. Im Gegenteil: Unter Obama starben immer wieder Schwarze Frauen durch die Hand von Polizisten. Und wir sehen auch, dass selbst die kleinsten Errungenschaften schnell wieder Geschichte sind, wenn Regierungen wechseln. Denn an den grundlegenden Strukturen hat sich nichts geändert.

Vor hundert Jahren: Frauen kämpfen

Diese Lektion mussten vor 100 Jahren auch schon die Frauen Russlands machen. Auch im Jahr 1917 gingen am 8. März Tausende Frauen auf die Straße: In Petersburg demonstrierten die Textilarbeiterinnen am internationalen Frauenkampftag für Brot, Frieden und den Sturz des Zaren. Sie traten so einen revolutionären Prozess los, der sich rasch auf die gesamte Arbeiter*innenklasse ausweitete. Aber unter der provisorischen Regierung, die nach dem Sturz des Zaren etabliert wurde, erlangten sie immer noch nicht automatisch die Rechte, die sie seit Jahren gefordert hatten. Die Kapitalist*innen waren nicht enteignet und die provisorische Regierung wollte sie nicht herausfordern.

Und so bekamen die Frauen das Wahlrecht nicht von den Parteien, die sich mit dem Bürgertum in eine Front begaben, geschenkt. Sie bekamen es erst, als sie es lautstark auf der Straße erkämpften. Und so grundlegende Rechte wie die vollkommene rechtliche Gleichstellung mit Männern, das Scheidungsrecht, das Prinzip von Gleichem Lohn für gleiche Arbeit und vieles mehr erlangten sie erst, als die bürgerliche Herrschaft gestürzt war: Mit der Oktoberrevolution, als die Räte der Arbeiter*innen und der Soldaten die Macht übernommen hatten, dauerte es nur einen Monat – und es bedurfte keiner weiterer Massendemonstrationen.

Mit der Revolution wurden zum ersten Mal die Grundlagen für tatsächliche Gleichberechtigung gelegt. Denn erst mit der Enteignung der Kapitalist*innen war die Möglichkeit geschaffen worden, nicht nur gleiche Rechte sondern auch tatsächlich gleiche Bedingungen für alle Geschlechter zu ermöglichen. Die Gesellschaft konnte nun die Produktion demokratischen Prinzipien unterwerfen. Sie konnte die Hausarbeit vergesellschaften und Frauen so von der doppelten Bürde der Hausarbeit neben der Arbeit in der Produktion befreien.

Für die Klassenunabhängigkeit!

Es ist deshalb wichtig, im Kampf gegen Trump und seinesgleichen auf der anderen Seite des Ozeans, nicht auf die bürgerlichen Parteien zu vertrauen, die letztlich von unserer Unterdrückung profitieren. Sie haben auf keinen Fall ein Interesse an ihrer Beseitigung. Wir können nicht auf Parteien hoffen, die unsere Schwestern im Nahen Osten bombardieren. Wir können nur auf uns selber vertrauen. Dafür müssen wir eine Kraft aufbauen, die in der Lage ist, die Herrschaft der Kapitalist*innen und ihrer Verbündeten in diesen Parteien zu stürzen. Dafür müssen wir den Schritt, den die Frauenbewegung letzte Woche getan hat, indem sie streikte, fortsetzen: Wir müssen uns auf die Kraft der Arbeiter*innenklasse besinnen. Denn als organisierte Klasse haben wir die Kraft, die Gesellschaft lahmzulegen, und sie so von Grund auf zu verändern. Lasst uns darüber diskutieren, wie uns das gelingen kann.

Veranstaltung: 1917 und 2017 - vom Frauenstreik zur Revolution


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Samstag, 18. März 2017
Versammlungsraum im Mehringhof
Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin (U-Mehringdamm)
Beginn: 18 Uhr
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