Aktivistin in Quito verschwunden
In Kolumbien und Ecuador suchen ihre Bekannten nach einer jungen Aktivistin der linken Studierendenbewegung. Die 22jährige Carolina Garzón wird seit dem 28. April vermisst, als sie in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito die Wohnung ihrer FreundInnen verließ, bei denen sie untergekommen war, um ein Museum zu besuchen. Seither fehlt von ihr jede Spur. „In dem Fall gibt es viele mysteriöse Umstände. Ihre Freunde aus Quito beharren darauf, daß sie ins Museum ging. Aber sie hat weder ihr Notizbuch noch ihre Kamera mitgenommen, Gegenstände, von denen sie sich fast nie trennt“, erklärte ihr Vater Walter Garzón jetzt gegenüber PressevertreterInnen.
Der Polizeibericht erwähnt als Reisegrund nach Ecuador, daß die Lehramtsstudentin in Kolumbien aufgrund ihrer politischen Arbeit schwer beleidigt und „gebrandmarkt“ worden sei. Ihre MitstreiterInnen halten deshalb einen politischen Grund für Garzóns Verschwinden für nicht unwahrscheinlich. Carolina, eine jahrelange Aktivistin der Studentenbewegung, ist seit fünf Jahren Mittglied der trotzkistischen Partei PST und war zuletzt für deren Jugendarbeit in Bogotá verantwortlich. Desweiteren wurde sie durch ihre Arbeit im „Großen Tisch der Schüler und Studenten“ (MANE), in der „Bewegung der Opfer von Staatsgewalt“ (MOVICE) und durch ihre journalistische Arbeit in der studentischen Zeitung „El Macarenazoo“ bekannt.
Die Arbeit der Linken in Kolumbien wird immer wieder durch Einschüchterungen, Drohungen und Morde nahezu unmöglich gemacht. Zwischen 1991 und 2006 wurden 2.245 GewerkschafterInnen umgebracht, zumeist von Paramilitärs und Eliteeinheiten der Armee. Die angebliche Entwaffnung der Paramilitärs unter dem bis 2010 amtierenden Staatspräsidenten Álvaro Uribe, der selbst aus Kreisen der Paramilitärs stammt, hat sich im vergangenen Jahr als Betrug herausgestellt. Bauern berichteten damals, daß sie Geld bekommen hätten, um uniformiert an einen Tisch vorbei zu gehen, wo sie „ihre Waffen abgeben“ sollten. Diese gefälschten Bilder benutzte Uribe als Beleg für die „endgültige Entwaffnung der Paramilitärs“.
Auch Carolina Garzón wurde Zeugin, wie sich bei linken Demonstrationen Agenten der Paramilitärs einschleusen, um Aktivisten zu identifizieren und anschließend Schlägertrupps oder Mordkommandos auf diese zu hetzen. Die Untersuchungen zu solchen Vorfällen verlaufen meist im Sand. Auch nach dem Verschwinden Carolina Garzóns beschwert sich ihr Vater über nur zögerliche Ermittlungen. Auf die Frage, wie sie die Suche und die Aufklärung dieses Falles voranbringen wollen, sagte Walter: „Wir versuchen vor allem, Druck auf die Medien und die Kanzleien von Kolumbien und Ecuador auf zu bauen – In allen nur möglichen Ländern.“
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