Aktiv gegen Diskriminierung an der Schule

27.10.2017, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Drei Schüler*innen aus Berlin haben vor Kurzem an ihrem Gymnasium ein Awareness-Team aufgebaut, um Diskriminierung zu bekämpfen. Dafür haben sie Zuspruch, aber auch viel Ablehnung erfahren. Hier berichten sie, welche Erfahrungen sie bisher gemacht haben.

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Hey, wir sind Hannah, Elisa und Magda. Wir gehen in die elfte und zwölfte Klasse des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums in Berlin und haben dort vor mehreren Wochen das Awareness-Team gegründet. Awareness bedeutet Bewusstsein und genau das wollen wir damit schaffen!

Wir wollen, dass Menschen klar wird, dass und mit welchen Diskriminierungserfahrungen viele Leute täglich konfrontiert werden. Weil das eine ziemlich große Aufgabe ist, fangen wir bei unserer Schule an. Mit Aufklärungsplakaten und -veranstaltungen wollen wir nicht nur den Lernenden, sondern auch den Lehrenden vor Augen führen, inwiefern sie sich oft, auch unbewusst, diskriminierend verhalten. Jeden Dienstag in der dritten Hofpause bieten wir zudem Sprechstunden an.

Unser aktuelles, relativ großes Projekt ist jedoch, Änderungen an der Toilettenpolitik durchzuführen. Anfangs waren All-Gender-Toiletten das Ziel, doch aufgrund ziemlich heftigen Feedbacks, negativem natürlich, versuchen wir es nun mit einer anderen Herangehensweise. Statt der aktuellen Einteilung in Mädchen- und Jungenklos wären es dann Toiletten mit oder ohne Urinal. Momentan sind wir dabei, einen Antrag an die Schulleitung zu verfassen, in dem wir die Probleme eines binären Geschlechtersystems darlegen und um eine Befugnis zur Toilettenumgestaltung bitten. Außerdem sind wir schon mit einigen Lehrenden zu diesem und ähnlichen Themen ins Gespräch gekommen, sodass diese bei zukünftigen Gremiensitzungen angesprochen werden.

Da das Ganze noch ziemlich am Anfang ist, haben wir ansonsten noch keine weiteren Schritte einleiten können. Eine Unterschriftenaktion beispielsweise wäre alles andere als sinnvoll, da sich viele der Problematik nicht bewusst sind, und selbst wenn wir darauf aufmerksam machen, oft abweisend reagieren. Denn dass die binäre Geschlechterteilung nicht selbstverständlich ist, ist vielen nicht klar und unsere Vorstellung einer perfekten Welt, in welcher Kategorien wie weiß, Schwarz, männlich, weiblich, trans*, mit/ohne Behinderung etc. nicht nötig wären und keine Privilegien zugeschrieben würden, scheint den meisten absurd, denn all diese Kategorien „sind ja naturgegeben“.

Obwohl unser Team häufig als unnötig abgestempelt wurde, da es ja gar keine Diskriminierung an der Schule gebe, haben sich seit unserer Gründung sexistische, queerphobe und rassistische Bemerkungen und Vorfälle gehäuft. Darüber hinaus haben einzelne Lehrkräfte durch Ignorieren Diskriminierung geschehen lassen. Besonders an einer nach einem bekennenden Antifaschisten benannten Schule sind Aussagen wie „Mir scheißegal, wo die Tunten pissen gehen!“, „No gay!“, „Nigger!“, „Nur weil sie Schwarz ist“, und „Schutzräume sind Rassentrennung“ enttäuschend und nicht akzeptabel! Wir sind es Carl von Ossietzky schuldig, es ihm gleich zu tun und gegen solche Strukturen vorzugehen.

Nichtsdestotrotz: Von einigen Lernenden und Lehrenden haben wir auch sehr positives Feedback erhalten. Nicht wenige finden das Awareness-Team und seine Ideen sehr gut. Das ist wichtig, denn auch wenn wir stark sind, ein bisschen Unterstützung kann nie schaden. Da wir außerdem von einer anderen Schule in Pankow wissen, die All-Gender-Klos auf Probe eingeführt hat, sind wir hoffnungsvoll.

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