70.000 Arbeiter*innen streiken im Norden Mexikos

25.01.2019, Lesezeit 3 Min.
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Seit dem 12. Januar wurden über 40 sogenannte "Maquiladoras" an der nordmexikanischen Grenze zu den USA bestreikt – über 70.000 Arbeiter*innen beteiligten sich. Hotspot der Auseinandersetzungen ist die Großstadt Matamoros, benannt nach dem mexikanischen Unabhängigkeitskämpfer Mariano Matamoros.

Maquiladoras, oder auch Maqulias, sind in Deutschland bekannt als „Sweatshops“. Dort herrschen katastrophale Arbeitsbedingungen, die die „günstigen“ Preise in „unseren“ Warenhäusern ermöglichen. Diese Fabriken sind der Ursprung eines großen Teils des Profits, den sich die Eigentümer*innen von Zara, Nike und Co. in die eigene Tasche stecken. Profite, die von Vielen produziert werden, aber nur Wenigen zugutekommen.

Der Bundesstaat Taumalipas ist wie alle mexikanischen Grenzregionen ein Maquiladora-Paradies. DUrch die im im NAFTA (North American Free Trade Agreement) vereinbarten Freihandelszonen sprossen diese Fabriken im Norden Mexikos wie Pilze aus dem Boden. Amerikanische Konzerne nutzen die niedrigen Löhne im Grenzgebiet, natürlich ohne Garantien für Arbeitsschutz und im Wissen der mexikanischen Regierung.

Ein überwiegender Großteil der Arbeiter*innen sind Frauen. Sie leben in heruntergekommenen Unterkünften, ohne Zugang zu Trinkwasser und sind neben zahlreichen Arbeitsunfällen auch sexuellen Belästigungen ausgesetzt. Tausende Feminizide (Mord an Frauen) sind in den letzten Jahren im Norden Mexikos bekannt geworden.

Die hier lebenden und arbeitenden Menschen sind auch diejenigen, die in dieser ausbeuterischen Situation den Blutzoll zahlen müssen. Drogenkartelle, Polizei sowie die mexikanische Armee gehen gegen die überausgebeuteten Arbeiter*innen mit massiver Repression vor. Alles unter Mitwisser*innen- und Täter*innenschaft der Behörden, der Offiziere, der regierenden Politiker*innen und der US-Regierung.

Streik nur durch Druck auf die Gewerkschaftsführung

70.000 Arbeiter*innen sind nun seit dem 12. Januar in den Arbeitskampf übergegangen. Nachdem die Gewerkschaftssekretär*innen eine Unterstützung des Streiks zunächst ablehnten, kam es zu Unmut. Die Arbeiter*innen prangerten auch den Vorsitzenden der Gewerkschaft an, gemeinsame Sache mit den Bossen zu machen, statt die Rechte der Arbeiter*innen zu verteidigen. Der Streik wurde also gegen die Gewerkschaftsführung durchgesetzt. Dementsprechend kämpferisch sind auch die Forderungen:

Die Maquiladora-Beschäftigten fordern 20% mehr Lohn und einen jährlichen Bonus von 32.000 Mexikanischen Pesos (ca. 1500 €). Der durchschnittliche Monatsverdienst liegt in Mexiko bei knapp 13500 MXN (ca. 630 €). Dabei sind die Reallöhne in den letzten zehn Jahren um 6,4 % gesunken.

Perspektiven des Streiks

Führt dieser Streik zum Erfolg, werden die Arbeiter*innen aus Matamoros Geschichte schreiben – gegen NAFTA sowie gegen inländische wie multinationale Konzerne. Die Ausstrahlung auf die gesamte Masse der mexikanischen Arbeiter*innenklasse könnte zu weiteren Streiks führen. Mehr noch: Diese Streiks sollten eine Inspiration für die US-amerikanischen Arbeiter*innenklasse sein, die in den letzten Monaten mehrfach ihren Kopf erhoben hat, besonders durch die illegalisierten Streiks der Lehrer*innen.

Die Solidarität gilt daher beiden Streikbewegungen, egal auf welcher Seite der Grenze.

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