5 Gründe, warum Unis schlechte Arbeitgeber sind
Immer mehr Student*innen kommen aus Arbeiter*innenfamilien. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass immer weniger Student*innen gut betuchte Eltern haben und neben dem Studium arbeiten müssen. Oft bieten Universitäten dafür kleine Nebenjobs an der Uni. Doch diese sind nicht so gut, wie sie auf den ersten Blick erscheinen.
Unis werben clever für ihre Jobs. Keinen Chef, der unter kapitalistischer Verwertungslogik handeln muss, nette Kolleg*innen im gleichen Alter mit ähnlichen Interessen, rechtzeitige Bezahlung und die Möglichkeit, sich in seinem Fachbereich weiter zu entwickeln und praktische Erfahrungen zu sammeln – das klingt doch ganz gut. Doch die Realität sieht oft anders aus.
Grund #1 Niedriglohnsektor
In den allermeisten Fällen ist die Bezahlung katastrophal schlecht. Für Arbeiten, die relativ hohe Qualifikationen erfordern, wird verhältnismäßig wenig bezahlt. Auf dem „freien Markt“ kann man – leider in den allermeisten Fällen nur mit Abschluss – ein Vielfaches verdienen, obwohl man ähnliche bis gleiche Arbeiten verrichtet. In Berlin gab es beim TVStud-Streik die Forderung nach etwas über 14€/h. Immer noch viel zu wenig, um davon zu leben. Doch das ist kein Zufall.
Grund #2 Niedriglohnsektor
Viele Unis haben das ungenutzte Humankapital in Student*innen gesehen, nach und nach ihre Festangestellten entlassen und durch Studis ersetzt. Durch die hohe Konkurrenz können die Unis die Löhne sehr niedrig halten. Die Errungenschaften des Proletariats bleiben auch auf der Strecke. Tarifverträge sind oft gnadenlos veraltet, wurden komplett von der Gewerkschaftsbürokratie ausverkauft oder sie existieren erst gar nicht.
Grund #3 Work-Life-Balance
Das ist vor allem problematisch, weil man von 450€ in vielen Fällen gerade mal die Miete zahlen kann und für Lebenshaltungskosten einen zweiten Nebenjob braucht. So geht nicht nur viel Zeit drauf, sondern auch das Studium leidet unter dem Druck. Ein Studium wird oft mit 40-50 Stunden in der Woche berechnet. Wenn nochmal so viel Zeit für ein Nebenjob dazukommt, ist die Belastung auf Dauer viel zu hoch. Entweder man studiert langsamer und bleibt noch länger im Niedriglohsektor oder man brennt aus. Mit Prüfungsfristen sind die Nebenjobs auch oft nicht angeglichen und die Noten und damit auch das spätere Gehalt leiden darunter. Ein Teufelskreis der Armut, dem man nur schwer entkommen kann.
Grund #4 Befristung
Also ob das noch nicht genug wäre, sind viele Verträge sehr hart befristet. Viele wären an der Stelle schon froh, wenn sie Jahresverträge hätten. Größtenteils sind Stellen auf wenige Monate befristet. „Es könnte ja vorkommen, dass sie nächstes Semester nicht mehr hier studieren und deshalb befristen wir Ihre Stelle. So haben sie mehr Flexibilität“, bekommt man sehr oft zu hören. Bei Nachfragen und/oder Ablehnung kommt meist ein Verweis auf generelle Abläufe in Universitäten. Doch damit nicht genug: Es kommt sogar vor, dass Verträge auf einen Monat befristet sind.
Wenn die Uni in ein paar Monaten im Jahr – oft den Semesterferien – keine Arbeitskraft braucht, stellt sie niemanden ein. Ansonsten werden Studentische Hilfskräfte ausgetauscht, wie es ihnen gerade passt. In ganz vielen Fällen werden Student*innen für die gleiche oder sehr ähnliche Tätigkeiten mehrmals hintereinander eingestellt. Nicht nur das Arbeitsrecht wird von Unis mit Füßen getreten. Darunter leidet die soziale Sicherheit extrem. Wenn du dir jeden Monat Gedanken darüber machen musst, wie du deine überteuerte Miete bezahlen kannst, leidet nicht nur das Studium, sondern die gesamte Lebensqualität. Und in den Semesterferien, also gerade dann wenn man mehr Freizeit hat, kann man nicht in seinem eigentlichen Nebenjob arbeiten.
Grund #5 Kampfkraft
Student*innen haben – auch durch ihr Studium – oft eine sehr hohe Bindung an den Kapitalismus und glauben zusätzlich noch eher den Lügen von gut bezahlten Jobs nach einem Abschluss. Dazu kommt oft mangelnde Erfahrung im Klassenkampf, sowie die Einstellung, man würde ja eh nicht mehr lange studieren. Doch das kann nicht darüber hinweg täuschen, dass man richtig arm ist. Solche Zustände müssen bekämpft werden. Es geht nicht um Wertschätzungen oder Nettigkeiten, es geht um einen ökonomischen Kampf und darum, wie viel uns zusteht. Viele Unis hätten sogar Gelder dafür, aber rücken sie nicht raus. Früher wurden ja auch höhere Gehälter bezahlt – warum sollten wir sie uns nicht auch erstreiken?
Doch es gibt auch positive Beispiele. Aktuell beweisen Schüler*innen in ganz Deutschland bei „Fridays for Future“, dass es sogar möglich ist, einen politischen Streik zu führen. Vor einigen Monat gab es in Berlin bei TV-Stud einen großen Kampf, der immerhin in einem Teilerfolg und damit besseren Bedingungen als an vielen anderen Unis geendet ist. Dies sollten wir uns zum Vorbild nehmen, den Müßiggang des universitären Alltags überwinden und den Unileitungen zeigen, dass wir für unsere Interessen kämpfen werden und uns nicht länger verarschen lassen.