5 Fragen über Sozialismus, die du an Weihnachten gestellt bekommst
Weihnachten steht vor der Tür und für viele von uns bedeutet das verordnete Harmonie und politische Auseinandersetzungen im Kreis der Familie. Um euch für die Feiertage zu wappnen, haben wir einige der Standard-Sprüche gesammelt und beantwortet.
Dieser Text basiert auf einem Artikel von Ezra Brain und wurde für klassegegenklasse.org angepasst.
Es ist wieder so weit, “diese Zeit des Jahres” steht an, trotz Corona werden einige von uns nach Hause fahren und unsere Familien über die Feiertage besuchen, andere treffen sich auf Zoom und manche sind erleichtert, dieses Jahr den alljährlichen Diskussionen ausweichen zu können. Es ist immer wieder eine herausfordernde Zeit, insbesondere, weil die meisten von uns Familienmitglieder haben, die unsere politischen Ansichten nicht teilen, und mit uns zu “diskutieren” kann oft zum Quell familiärer Unterhaltung werden. Und nachdem es nicht gerade das Leichteste ist, komplexe Argumente über den dialektischen Materialismus zu entwickeln, während wir Tante Alice darum bitten, uns die Klöße zu reichen, haben wir einen einfachen Leitfaden für euch vorbereitet, der zeigt, wie man auf fünf der häufigsten Fragen antworten kann, die Sozialist:innen in den Ferien von ihren Familien zu hören bekommen.
#1: Wollt ihr mir meine Zahnbürste/Bücher/mein Auto wegnehmen?
Nein. Wollen wir nicht.
Das ist eine Befürchtung, die frustrierend häufig auftaucht, die aber aus einem falschen Verständnis des Begriffes “Privateigentum” stammt. Als Sozialist:innen lehnen wir Privateigentum ab und wollen es für das Gemeinwohl an uns reißen. Was wir hingegen nicht ablehnen, ist persönliches Eigentum. Persönliches Eigentum ist alles, was du für deinen persönlichen Gebrauch verwendest – wie eine Zahnbürste, Bücher, Kleidung, ein Auto, usw. So ziemlich jede:r besitzt irgendeine Form von persönlichem Eigentum. Privateigentum dagegen ist das Eigentum an den Produktionsmitteln – Eigentum, das es erlaubt, Arbeiter:innen auszubeuten und von ihrer Arbeit zu leben. Das sind die Menschen, die enteignet werden müssen, die Großunternehmer:innen und Großgrundbesitzer:innen. Nur sehr wenige Menschen besitzen tatsächlich Privateigentum. Selbst Kleinunternehmer:innen mit ein paar Angestellten oder die Familie, die einen zusätzlichen Raum in ihrem Haus vermietet, können Verbündete der Arbeiter:innenklasse sein. Wenn du kein Großunternehmen besitzt oder mit Wohnraum spekulierst, wird dir nichts weggenommen werden. In der Tat bedeutet die Enteignung des Privateigentums der Kapitalist:innen für die Mehrheit der Bevölkerung nur, dass wir dann demokratisch über die Produktion entscheiden können, und dass diese Entscheidungen nicht auf Profiten basieren, sondern auf dem, was für Verbraucher:innen und Produzent:innen am besten ist. Es bedeutet mehr Kontrolle, nicht weniger. Also keine Sorge, Opa, deine Zahnbürste ist sicher.
#2: Menschen sind grundsätzlich faul – im Sozialismus werden also einige von uns die ganze Arbeit machen und andere Leute arbeiten gar nicht?
Die Vorstellung davon macht die meisten Leute sehr aufgebracht, da das nicht „fair“ ist. Dass einige gar nicht arbeiten, während der Großteil von anderen erledigt wird, ist aber keine Eigenschaft des Sozialismus, sondern des Kapitalismus. In dem gegenwärtigen System gehen wir jeden Tag zur Arbeit und vergeuden unser Leben, während Menschen in Anzügen in gemütlichen Sitzungssälen sitzen und von unserer Arbeit profitieren. Profit ist etwas, das wir – als Arbeiter:innen – produzieren, und das sie – als Chef:innen – von uns nehmen. Die Welt der harten Arbeiter:innen, die sich abrackern, um die Faulenzer zu bereichern, ist die Welt, in der wir alle derzeit leben. Viele Menschen der Arbeiter:innenklasse brauchen mehrere Jobs, um über die Runden zu kommen.
Außerdem ist das, was oft als „Faulheit“ bezeichnet wird, genau das, was wir die alltägliche Ablehnung der Arbeit im Kapitalismus nennen würden: sich Zeit nehmen, um mit Kolleg:innen zu quatschen, inmitten eines langweiligen oder entmenschlichenden Jobs, die ganze Pausenzeit nutzen oder sich sogar über den Arbeitstag beschweren. „Faulheit“ ist eine Reaktion auf das Gefühl, dass die eigene Arbeit sinnlos ist und nicht etwas, das der Arbeit selbst innewohnt. Aber die Arbeit muss nicht so sein. Wir könnten in die Planung unserer Arbeit einbezogen werden, den Prozess und das Ziel verstehen. Im Sozialismus könnten wir die Produktion anders organisieren: Wir könnten weniger Stunden an einem Job arbeiten, der uns aber tatsächlich Spaß macht, wir müssten uns keine Sorgen um Geld machen, und wir könnten uns in die Arbeit, die wir tun, eingebunden fühlen. Die Trennung zwischen körperlicher und geistiger Arbeit würde wegfallen und alle Arbeit, die von den Menschen verlangt wird, würde der Gesellschaft zugutekommen. Und vor allem könnten wir viel mehr Zeit damit verbringen, nicht zu arbeiten.
Warum haben wir überhaupt diesen Hyperfokus auf Produktivität? Immerhin könnte uns die Entwicklung der Technologie erlauben, deutlich weniger Stunden zu arbeiten. Die Arbeitszeit zu reduzieren wird nicht nur von Gewerkschaften gefordert, inzwischen ist allgemein anerkannt, dass weniger wöchentliche Arbeitszeit durchaus zu höherer Produktivität führen kann. In einem kommunistischen System müssten wir nicht so viele Stunden arbeiten, und wir hätten immer noch effektivere Produktionssysteme, sodass wir Freizeit hätten: Zeit für Kunst, fürs nichts tun, für was immer wir wollen. Im Kapitalismus stehen Menschen ohne Jobs neben Menschen mit drei Jobs und keine:r von ihnen ist mit der Situation zufrieden. Im Kommunismus könnten wir alle Arbeit, die verrichtet werden muss, um uns allen das bestmögliche Leben zu ermöglichen, auf alle Schultern verteilen, sodass alle, arbeiten können – die sich dafür psychisch und physisch in der Lage fühlen.
#3: Du hasst den Kapitalismus? Warum hast du denn dann ein iPhone?!
Trotz zahlreicher Memes, Rants und ernsthaften Widerlegungen schafft es dieses Argument immer wieder an den Weihnachtstisch. Es geht davon aus, dass Antikapitalist:innen sich dem Kapitalismus entziehen müssten, und wenn sie das nicht tun, heuchlerisch seien. Das ist leicht zu entkräften, da es weitgehend unmöglich ist, sich nicht auf den Kapitalismus einzulassen. Aufgrund der Tatsache, dass wir in dieser Welt leben, müssen wir uns in irgendeiner Weise mit dem Kapitalismus beschäftigen. Wir müssen für Essen, Kleidung, Unterkunft und – ja – Telefone bezahlen, um materiell in der Welt zu überleben. Das macht uns nicht zu Kapitalist:innen oder zu Kompliz:innen des kapitalistischen Systems. Kapitalist:innen sind Menschen, die die Produktionsmittel besitzen und Profit machen, indem sie die Arbeit der großen Mehrheit der Menschen ausbeuten, die außer ihrer eigenen Arbeitskraft nichts zu verkaufen haben. Kapitalist:innen sind eben nicht die Leute, die darum kämpfen müssen, ihren Lebensunterhalt in einem System zu verdienen, das wir nicht gewählt haben. Dieses Argument macht die Opfer des Kapitalismus – die Arbeiter:innenklasse – für das System verantwortlich und nicht die Bourgeoisie, die in Wirklichkeit diejenigen sind, die dieses System leiten. Wir verurteilen Menschen nicht, die versuchen, in diesem unmenschlichen System ein möglichst angenehmes Leben führen, in dem sie sich das Smartphone kaufen, was sie möchten. Wenn Menschen die (finanzielle) Möglichkeit haben, nachhaltig einzukaufen und keine Großkonzerne direkt zu unterstützen, können sie dies natürlich tun. Das ist jedoch was anderes, als für die Abschaffung des Kapitalismus zu kämpfen. Das eine ist eine eher symbolische Handlung, denn individuelles Konsumverhalten wird die Wirtschaftsverhältnisse nicht sozialer machen. Der Kampf gegen die Ausbeutung derer, die Handys bauen und aller Arbeiter:innen der Welt bedarf eine international organisierte Bewegung, die sich nicht mit Reformen zufriedengibt, sondern die Grundfeste des Kapitalismus zerstört.
Häufig steckt in dem Argument auch die Annahme drin, dass nur der Kapitalismus Innovationen hervorbringen könne. Das zeigt ein mangelndes Verständnis sowohl dafür, wie eine sozialistische Gesellschaft aussehen würde, als auch dafür, wie das derzeitige System aktuell funktioniert. Die kapitalistische Innovation basiert auf Rentabilität. Das bedeutet, dass Zeit und Ressourcen nur für das reserviert werden, was Geld einbringen wird – typischerweise nur kurzfristig. So werden Handys so gebaut, dass sie kaputt gehen, damit Neue gekauft werden müssen.
Innovation im Kapitalismus findet nur dann statt, wenn ein deutliches Gewinnpotenzial zu erkennen ist. Hinzu kommt, dass aufgrund der Fokussierung auf den Wettbewerb die Forschung und ihre Erkenntnisse nicht geteilt werden und somit der Innovationsprozess dadurch eingeschränkt wird, auf welche Informationen das die Innovation finanzierende Unternehmen Zugriff hat. Obwohl der Kapitalismus viele Innovationen hervorgebracht hat – große Innovationen, die das Potenzial haben, das Leben besser zu machen – ist die Suche nach Profit nicht nur ein Hindernis für die Entwicklungen, die wir brauchen, sondern sie zerstört auch den Planeten.
Unter dem Sozialismus wird die Notwendigkeit, einen Gewinn zu erzielen, beseitigt, sodass wir in der Lage sein werden, neue Technologien und Erfindungen zu entwickeln, die das Leben der Menschen tatsächlich besser machen – dies wird das Hauptziel sein. Die Forschung wird frei geteilt, und die Entwicklung wird kooperativ statt konkurrierend erfolgen, um die beste Innovation für das Leben der Menschen zu finden. Das bedeutet, dass es keine geplante Veralterung geben wird: Neue Technologien werden länger halten und weniger Fehler haben. Wir werden auch im Sozialismus noch Smartphones haben, aber sie werden nicht von unterbezahlten Arbeiter:innen in unsicheren Fabriken hergestellt.
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#4: Möchtest du, dass wir wie die DDR oder die Sowjetunion enden?
Nein. Das Ziel für, das wir kämpfen, ist der Kommunismus. Das ist ein weltweites Gesellschaftssystem ohne Klassen und ohne Staat. Davon waren die Sowjetunion und die DDR offensichtlich meilenweit entfernt. Wir sind der Ansicht, dass wir nicht von jetzt auf gleich in den Kommunismus gehen können, sondern eine Übergangsphase brauchen: den Sozialismus.
In diesem muss es einen Staat geben, um zu überprüfen, dass niemand jemals wieder sich an der Arbeit anderer bereichert. Dieser Staat muss jedoch – anders als heutzutage – ein echt demokratischer Staat sein: wir wollen Gremien der Selbstverwaltung, Räte (oder russisch: Sowjets) in den Betrieben, Schulen, Unis, Nachbarschaften aufbauen, die die politische Macht innehaben.
Unter Stalin war die Sowjetunion alles andere als demokratisch. Doch entstanden ist sie als wahrer Arbeiter:innenstaat im Jahr 1917. Die Arbeiter:innenklasse hat wirklich zu den Waffen gegriffen und die Kapitalist:innenklasse enteignet und den ersten Arbeiter:innenstaat der Geschichte geschaffen. Unglaublich fortschrittliche soziale Reformen wurden eingeführt, wie das Recht auf eine Abtreibung, Scheidung, Legalisierung von Homosexualität usw. Den Arbeiter:innen wurde die Kontrolle über ihre Arbeitsplätze gegeben und die Unterdrückungswerkzeuge des Staates wurden neu ausgerichtet, um die Arbeiter:innenklasse gegen die Kapitalist:innenklasse zu verteidigen. Die Armee wurde demokratisch umgestellt und die Macht im Land lag bei den Arbeiter:innen und Bäuer:innen. Die meisten revolutionären Aspekte der Sowjetunion wurden jedoch unter der Leitung von Joseph Stalin beseitigt, mit dem eine bürokratische Kaste an die Macht kam, die gegen das Interesse der Bevölkerung stand. So wurde der erste Arbeiter:innenstaat in einen reaktionären und konterrevolutionären Schatten seines früheren Selbst verwandelt wurde.
Dennoch gibt es hier ein größeres Argument, das sich unter der Oberfläche verbirgt, nämlich, dass Sozialismus immer zu Diktatur und Unterdrückung führe. Diejenigen, die dieses Argument vorbringen, werden auf die obigen Beispiele – vor allem auf Stalin – als Beweis dafür verweisen, dass der Sozialismus „nur auf dem Papier funktioniert“. Was diesem Argument fehlt, ist eine materielle Analyse jeder Situation, in der der Sozialismus gescheitert ist – ist der Sozialismus absichtlich zum Scheitern verurteilt, oder gibt es Wege, wie wir für den Erfolg des Sozialismus kämpfen können? Um die Sowjetunion als Beispiel zu nehmen: Sie befand sich in einer sehr spezifischen wirtschaftlichen Situation, in der die Russ:innen schon vor der Revolution hungerten. In einem Land, das nicht sehr industrialisiert war und das von den imperialistischen Armeen der Welt angegriffen wurde, musste ein Apparat, in diesem Fall eine Staatsbürokratie, entstehen, um die knappen Ressourcen zu verteilen. Auch das Ausbleiben der Revolutionen in industrialisierten Staaten wie Deutschland oder Frankreich führte zur Ersetzung der demokratischen Organe durch Stalins Bürokratie, denn Sozialismus kann nur international funktionieren. Kein grundlegendes Problem des Sozialismus also, sondern diese spezifischen materiellen Bedingungen haben zum Aufstieg Stalins geführt.
Die DDR wurde von der Sowjetregierung gegründet. Es gab Arbeiter:innenorganisierung und demokratische Bewegungen, aber sie wurden von der SED-Bürokratie niedergeschlagen. Die DDR war nie der Sozialismus, für den wir kämpfen, sondern immer nur ein Schatten davon.
Heute ist die materielle Lage eine andere: Deutschland ist ein hoch-industrialisiertes Land. Anstatt nicht genug für alle zu haben, haben wir mehr als genug für alle. Die Sicherstellung, dass jede:r genügend Nahrung und Ressourcen zum Leben hat, während man Arbeiter:innenrevolutionen auf der ganzen Welt unterstützt, wäre vergleichsweise einfach im Vergleich zu weniger wirtschaftlich entwickelten Ländern wie dem Russland der 1910er Jahre. Deutschland ist eins der imperialistischen Zentren der Welt. Wenn wir es hier schaffen, eine revolutionäre Kraft aufzubauen, greifen wir den Kapitalismus an seinem Herzen an. Dieses Jahr haben wir gesehen, wie Hunderttausende in den USA gegen Rassismus und Polizeigewalt protestiert haben und dabei gezeigt haben, dass der Kapitalismus uns keine Perspektive bietet und wir uns für eine bessere Welt organisieren können und müssen. Durch den Ausbruch von Revolutionen in Ländern wie Deutschland oder den USA wären wichtige Grundsteine gelegt, um sicherzustellen, dass der Sozialismus nicht auf ein Land beschränkt ist. Gerade der Akt der Abschaffung der Grenzen und der Schaffung einer Planwirtschaft im globalen Maßstab wird den Kommunismus herbeiführen.
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#5: Der Berliner Mietendeckel führt uns doch direkt in den Sozialismus
Weder der Mietendeckel noch die Enteignung von Deutsche Wohnen machen aus der BRD einen sozialistischen Staat und in Berlin ist auch noch keine Sowjetregierung ausgerufen. Als Sozialist:innen sind wir der Meinung, dass jeder Mensch das Recht haben sollte, in einer Wohnung zu leben. Wir sind auch der Meinung, dass Wohnraum kein Spekulationsobjekt sein darf und Zwangsräumungen verboten gehören.
Die Vorstellung, dass jede Maßnahme der Regierung, die in den Marktprozess eingreift, direkt irgendwas mit Sozialismus zutun hätte, ignoriert fast jedes Element des Marxismus. Wenn wir es runterbrechen, dann bedeutet Sozialismus – auf der aller einfachsten Ebene – die Enteignung der Kapitalist:innenklasse. Es bedeutet die Arbeiter:innenkontrolle über die Produktionsmittel. Weder der Mietendeckel noch eine Enteignung der großen Immobilienkonzerne bedeuten automatisch, dass die Bewohner:innen der einzelnen Bezirke über die Entwicklung der Häuser entscheiden können. Es bedeutet nicht, dass Komitees von Bewohner:innen ins Leben gerufen werden, die selbst darüber bestimmen, was renoviert werden muss, wo ausgebaut werden soll und wie das Wohnen organisiert werden soll. Auch wenn wir es also schön fänden, wenn die Immobilienhaie Recht hätten mit der Behauptung, dass mit Maßnahmen wie dem Mietendeckel der Sozialismus praktisch direkt vor der Tür stehe, sind solche Aussagen eigentlich nur Produkt der kapitalistischen Schnappatmung, die sie bekommen, weil ihre Profite in Gefahr sind.
Das Argument, dass staatliche Leistungen oder Maßnahmen etwas mit Sozialismus zu tun hätten, verwechselt progressive Reformen und den Wohlfahrtsstaat mit dem Sozialismus. Um beim Mietendeckel zu bleiben, so ist dieser eine wichtige progressive Reform, die die Lebensbedingungen vieler Arbeiter:innen verbessern wird, er hat mit Sozialismus aber wenig zutun. Keine Reform – nicht mal die Vergesellschaftung einzelner Industriezweige – wird im Alleingang den sozialistischen Staat herbeiführen. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir als Sozialist:innen Reformen nicht unterstützen würden, ganz im Gegenteil. Wir glauben, dass der Kampf für Reformen die Macht der Arbeiter:innenklasse steigern und die Solidarität entwickeln kann, die notwendig sein wird, um die Revolution zu vollziehen.
Trotzdem ist der Versuch, den Sozialismus nur durch Reformen herbeizuführen in etwa so – um die große Rosa Luxemburg zu paraphrasieren – wie Limonade in den Ozean zu schütten mit der Erwartung, den Ozean in ein Meer aus Limonade zu verwandeln. Vielleicht wird das Wasser ein wenig süßer schmecken, aber es wurde nichts Substanzielles daran geändert, was der Ozean ist. So lange die Arbeiter:innen nicht die Kontrolle über Staat und Produktion haben, haben wir auch keinen Sozialismus – egal wie viele progressive Reformen es auch geben mag.
“Sozialismus” wird mehr und mehr zu einem Schlagwort, an das viele Mythen geknüpft werden, in der Politik ebenso wie am Familienesstisch. Folglich wird von vielen Sozialist:innen verlangt werden, aus dem Ärmel ihre politischen Überzeugungen und ihr Weltbild zu verteidigen. Wir hoffen, diese Antworten werden dir helfen, für die Möglichkeit einer besseren Welt zu argumentieren, ohne ein Lehrseminar über das Kommunistische Manifest zwischen Punsch und Weihnachtsbraten geben zu müssen.
Viel Glück, Genoss:innen!
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