2017 war das Jahr von Trump – wird 2018 das Jahr von Marx?

03.01.2018, Lesezeit 5 Min.
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2017 war ein Scheissjahr – das wird man wohl sagen dürfen. Aber was kann uns Karl Marx über Donald Trump lehren? Wladek Flakin und Bastian Schmidt hielten diese Neujahrsansprache vor einigen Genoss*innen.

2017 war ein Scheißjahr – das wird man wohl sagen dürfen. Das Jahr wird in Verbindung mit einem Namen in die Geschichte eingehen: Donald John Trump.

Am 20. Januar 2017 hatte der orange Clown seine Amtseinführung als 45. US-Präsident. Trump steht für zunehmende Kriegsdrohungen, für staatlichen Rassismus, für sexistische Übergriffe, für mutwillige Umweltzerstörung und für maßlose Spekulationen an den Börsen.

Die ganze Welt muss jeden Tag, beinahe jede Stunde auf die Umtriebe dieses rechten Narren achten. So ist die menschliche Gesellschaft im 21. Jahrhundert organisiert.

Man könnte verzweifeln. Ich fand ein bisschen Trost in Worten von Karl Marx. Denn der Trumpismus ist kein neues Phänomen. Er ist ein ganz normales, fast regelmäßiges Produkt der bürgerlichen Gesellschaft. Karl Marx hat vor 160 Jahren die folgenden Zeilen über Napoleon Bonaparte geschrieben, die wie die Faust aufs Auge zu Trump passen:

Von den widersprechenden Forderungen dieser Situation gejagt, zugleich wie ein Taschenspieler in der Notwendigkeit, durch beständige Überraschung die Augen des Publikums auf sich als den Ersatzmann Napoleons gerichtet zu halten, also jeden Tag einen Staatsstreich en miniature zu verrichten, bringt Bonaparte die ganze bürgerliche Wirtschaft in Wirrwarr, tastet alles an, was der Revolution von 1848 unantastbar schien, macht die einen revolutionsgeduldig, die andern revolutionslustig und erzeugt die Anarchie selbst im Namen der Ordnung, während er zugleich der ganzen Staatsmaschine den Heiligenschein abstreift, sie profaniert, sie zugleich ekelhaft und lächerlich macht.

Marx war eben nicht verzweifelt. Nein, er sah den närrischen rechten Bonapartismus von Bonaparte als Teil eines offenen, wenn auch anfänglichen revolutionären Prozesses.

Und das lässt sich bei Trump genauso beobachten. Gleich am Tag nach seiner Amtseinführung kam es zu den größten Protesten in der Geschichte der USA, mit drei Millionen Menschen beim Women’s March. Als Folge dessen haben Millionen Frauen angefangen, sich gegen sexualisierte Gewalt und Alltagssexismus zu wehren, unter dem Hashtag #metoo. Genauso kam es zu neuen Bewegungen gegen rassistische Polizeigewalt und gegen die Klimakatastrophe.

Unter Trump verschärfen sich die Widersprüche des Kapitalismus. Aber gleichzeitig beginnen unzählige Millionen Menschen, für ihre Interessen zu kämpfen. Trump ist kein Ausdruck der Stärke der Rechten – er ist Ausdruck ihrer Schwäche.

Nochmal Marx dazu:  

die Revolution ist gründlich. Sie ist noch auf der Reise durch das Fegefeuer begriffen. Sie vollbringt ihr Geschäft mit Methode. Bis zum 2. Dezember 1851 hatte sie die eine Hälfte ihrer Vorbereitung absolviert, sie absolviert jetzt die andre. Sie vollendete erst die parlamentarische Gewalt, um sie stürzen zu können. Jetzt, wo sie dies erreicht, vollendet sie die Exekutivgewalt, reduziert sie auf ihren reinsten Ausdruck, isoliert sie, stellt sie sich als einzigen Vorwurf gegenüber, um alle ihre Kräfte der Zerstörung gegen sie zu konzentrieren. Und wenn sie diese zweite Hälfte ihrer Vorarbeit vollbracht hat, wird Europa von seinem Sitze aufspringen und jubeln: Brav gewühlt, alter Maulwurf!

Und können wir in diesem Moment die Revolution am Horizont sehen? Nein, natürlich nicht.

Doch an den schwächsten Gliedern des kapitalistischen Systems wird deutlich, dass die momentane Stabilität nicht lange anhalten kann.

In diesen Momenten eröffnet sich einevorrevolutionäre Situation im Iran. Die armen Massen gehen auf die Straße, und auch die Studierenden und die organisierten Arbeiter*innen betreten die Bühne Im Gegensatz zu 2009 haben sie keine Illusionen in die sogenannten Reformer. Sie fordern: Nieder mit der Diktatur! Steht eine neue iranische Revolution bevor?

Auch den Blick nach Argentinien richten, lässt Hoffnung schöpfen. Dort gibt es einemassenhafte Protestbewegung, wie es sie seit den revolutionären Tagen von 2001 nicht mehr gab. Arbeitende Menschen mit ihren eigenen Kampfmitteln verhindern Angriffe auf ihre Renten. Und das in einem Land mit einer verhältnismäßig starken revolutionären Linken mit Einfluss in den Betrieben.

Selbst hier in Berlin sehen wir, wie am 1. Januar um 0:00 Uhr die Kolleg*innen vom Botanischen Garten ihre Forderungen durchsetzen konnten. Nach einem achtjährigen Kampf haben sie die Wiedereingliederung der Tochterfirma erzwungen. Ab jetzt gilt: Ein Betrieb, eine Belegschaft! Und: Gleiche Löhne für gleiche Arbeit. Nun wird der Kampf an vielen weiteren Töcterfirmen fortgesetzt.

Lass uns mit revolutionären Selbstbewusstsein auf das Jahr 2018 schauen. Ja, unsere Klasse ist noch in der Defensive. Aber unsere Klasse ist auch größer als je zuvor. Louis Bonaparte (Napoleon III.) war, historich betrachtet, nur ein kleines reaktionäres Vorspiel für die Pariser Kommune, die erste sozialistische Revolution der Welt. Trump wird bald die Bühne räumen müssen.

Und wir werden den revolutionären Sozialismus wieder großartig machen!

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