1923: Die Revolution war möglich
Vor einhundert Jahren tobte in Hamburg der Aufstand, doch die Revolution im Rest des Landes blieb aus. Welche strategischen Lehren können wir heute aus dem "Deutschen Oktober" ziehen?
Im Oktober jährt sich zum 100. Mal die Bildung von Arbeiter:innenregierungen in Sachsen und Thüringen und die Niederschlagung der Revolution in Deutschland 1923. Wir nehmen den Jahrestag zum Anlass, strategische Überlegungen über die Gründe des Scheiterns der Revolution, die Beziehung zwischen Verteidigung und Angriff und das Verständnis der Taktiken der Einheitsfront und der Arbeiter:innenregierung anzustellen. Der vorliegende Text basiert auf den Ausarbeitungen von Emilio Albamonte und Matías Maiello im 3. Kapitel ihres Werks Estrategia Socialista y Arte Militar (2017), welches gerade erstmalig ins Deutsche übersetzt wird.
Was geschah im Jahr 1923?
Nachdem Deutschland die von der Entente am Ende des Ersten Weltkriegs auferlegten Reparationszahlungen nicht in vollem Umfang gezahlt hatte, startete der französische Premierminister Raymond Poincaré im Januar 1923 eine Invasion des Ruhrgebiets. Dies war das Zentrum der deutschen Kohle-, Eisen- und Stahlindustrie. Sein Ziel war, Güter zu beschlagnahmen, die anstelle der Zahlungen benötigt wurden. Die Folge für Deutschland waren ein zunehmendes wirtschaftliches Chaos, die Lahmlegung der Industrie, hohe Arbeitslosigkeit und eine Hyperinflation, die die Revolution erneut entfachte. Im Mai setzte eine Streikwelle ein, es bildeten sich Betriebsräte als Organe der Selbstorganisation, „Proletarische Hundertschaften“ (Arbeiter:innenmilizen) überfielen Märkte und Geschäfte, um Lebensmittel zu beschaffen, und insbesondere im Ruhrgebiet wurden Kommissionen zur Kontrolle der Preise und der Verteilung von Lebensmitteln gebildet. Im August kam es in Berlin zu einem Generalstreik, der die Regierung von Bundeskanzler Wilhelm Cuno stürzte, ein technokratisches Kabinett, das direkt der großen Industrie- und Finanzbourgeoisie unterstand. An seine Stelle trat eine Koalitionsregierung unter Gustav Stresemann, der vier Minister der Sozialdemokratischen Partei (SPD) angehörten.
In diesem Zusammenhang bestand sowohl in Sachsen als auch in Thüringen die Möglichkeit der Bildung von „Arbeiter:innenregierungen“ mit dem linken Flügel der SPD. Eine Diskussion über diese Frage hatte bereits im Jahr zuvor, 1922, begonnen. Damals hatte der russische Revolutionär Leo Trotzki sie als unmittelbare Perspektive abgelehnt, sie aber als Möglichkeit für den Fall einer Verschärfung des Klassenkampfes offen gelassen, was mit dem Beginn der Ruhrkrise tatsächlich eintrat.
Auf einer Versammlung im Dezember 1922 sagte Trotzki: „Wenn ihr, Genossen, deutsche Kommunisten der Meinung seid, dass in den nächsten paar Monaten eine Revolution in Deutschland möglich ist, dann würden wir euch raten, in Sachsen an einer Koalitionsregierung teilzunehmen und eure Ministerposten in Sachsen für die Förderung der politischen und organisatorischen Aufgaben und für die Umgestaltung Sachsen in eine Art kommunistisches Aufmarschgebiet zu nutzen, um auf diese Weise schon in der Vorbereitungsperiode für den herannahenden Ausbruch der Revolution eine revolutionäre Hochburg zu festigen. Aber das wäre nur möglich, wenn der Druck der Revolution schon spürbar wäre, nur wenn sie schon da wäre. In diesem Fall würde es nur die Einnahme einer ersten Stellung in Deutschland bedeuten, das ihr als Ganzes bekommen müsst. Aber gegenwärtig werdet ihr in Sachsen natürlich die Rolle eines Anhängsels, eines ohnmächtigen Anhängsels spielen, weil die sächsische Regierung selbst ohnmächtig gegenüber Berlin ist und Berlin ist – eine bürgerliche Regierung.“1
Mit anderen Worten: Trotzki war der Meinung, dass die Beteiligung an einer regionalen Regierung mit der SPD zum Aufbau einer revolutionären Bastion eine Taktik sei, die nur in der Zeit der Vorbereitung des Aufstands angewandt werden sollte. Für Trotzki war dies der erste Moment des Bürger:innenkriegs, das heißt der strategischen Offensive des Proletariats.
Am 10. Oktober traten schließlich drei Mitglieder der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) – Paul Böttcher, Fritz Heckert und Heinrich Brandler – in die sächsische Regierung unter Erich Zeigner (SPD) ein, und am 13. Oktober traten drei weitere KPD-Mitglieder – Theodor Neubauer, Albin Tenner und Karl Korsch – in die Regierung von August Frölich (SPD) in Thüringen ein.
Zwei Tage nach dem Eintritt der Kommunist:innen in die Regierung gab Zeigner seine Absicht bekannt, die bürgerlichen Formationen zu entwaffnen und die Proletarischen Hundertschaften zu stärken. Daraufhin verschärften sich die Spannungen mit der Reichswehr, und General Müller, Befehlshaber des Dritten Wehrkreises, ordnete die Auflösung der Proletarischen Hundertschaften und ähnlicher Organisationen sowie die sofortige Abgabe ihrer Waffen an. In den folgenden Tagen fand in Sachsen ein Kongress der Proletarischen Hundertschaften statt, aber für die KPD-Führung blieben die Verhandlungen mit der SPD die Schlüsselfrage. Die Regierung Zeigners ergriff unterdessen trotz seiner Ankündigung keinerlei konkrete Maßnahmen zur Bewaffnung der Proletarischen Hundertschaften. Am 19. Oktober forderte Bundeskanzler Stresemann die Wiederherstellung der Ordnung in Sachsen und Thüringen. Am 21. Oktober fand in Chemnitz eine Betriebsräte-Konferenz statt, um über das weitere Vorgehen zu beraten, doch angesichts der ablehnenden Haltung der Sozialdemokrat:innen scheiterte die Konferenz und endete ohne einen Aufruf zum Handeln. Daraufhin zog sich die KPD zurück und beschloss, den Plan für einen Aufstand vollständig aufzugeben.2
Für Trotzki bestand der Zweck des Eintritts in „Arbeiter:innenregierungen“ darin, „Festungen“ zu errichten, die als Mittel zur Fortsetzung der Offensive genutzt werden konnten. Das heißt zur Stärkung der Betriebsräte und der Proletarischen Hundertschaften mit dem Ziel, den landesweiten Aufstand unter dem Banner der Verteidigung der „Arbeiter:innenregierung“ gegen die Reichswehr vorzubereiten. Die Regierungsbeteiligung wurde jedoch von der KPD-Führung in einen Selbstzweck verwandelt: Sie gab den Kampf für den Generalstreik und den Aufstand auf, als sich der linke Flügel der Sozialdemokratie gegen diese Politik stellte. Weit davon entfernt, als Sprungbrett für die Entwicklung der Offensive zu dienen, wurde diese „Festung“ zu einem toten Gewicht und hatte den gegenteiligen Effekt.
Diese versöhnlerische Linie der KPD-Führung ging so weit, dass sie die Arbeiter:innen aufforderte, den Aufstand in Hamburg nach einem relativ erfolgreichen Kampftag abzubrechen. Den meisten Quellen zufolge fand der Hamburger Aufstand statt, weil die KPD-Resolution, mit der der Aufstand abgebrochen wurde, die örtliche Führung nicht rechtzeitig erreicht hatte. So wurde dort der Generalstreik nach dem 21. Oktober verlängert, damit der Aufstand am 23. Oktober stattfinden konnte. Da in Hamburg keine Reichswehrtruppen stationiert waren, konnte der Aufstand in den ersten Stunden wichtige Erfolge verbuchen. Obwohl sie fast keine Waffen besaßen, nahmen die Proletarischen Hundertschaften im Morgengrauen 17 der 20 anvisierten Polizeistationen ein. Aufgrund der mangelhaften politischen Vorbereitung fand die erste Begegnung der Massen mit dem Aufstand jedoch erst am 23. Oktober selbst statt, und bald gerieten die Aufständischen in die Defensive.
Doch schon in den frühen Morgenstunden wurden in den Arbeiter:innenvierteln Barrikaden errichtet. In einigen Stadtteilen wurde der Aufstand niedergeschlagen, in anderen kam es zu heftigen Kämpfen; in Schiffbek entwaffneten die Aufständischen die Polizei und behielten zwei Tage lang die Kontrolle. In der Nacht vom 23. zum 24. Oktober gab der Hamburger KPD-Führer Hugo Urbahns den Befehl, den Aufstand abzubrechen. Trotzdem gingen die Kämpfe in der Stadt noch einige Tage weiter.3
Hätte der Aufstand in Hamburg triumphieren und zu einer revolutionären Bastion für das übrige Deutschland werden können? Das ist unmöglich zu sagen. Was wir sagen können, ist, dass Hamburg bereit war zu kämpfen und dass es die Basis für die Organisation eines landesweiten Aufstandsplans war.
Obwohl die deutsche Revolution von 1923 das Schicksal der internationalen revolutionären Bewegung tiefgreifend geprägt hat, ist sie im Allgemeinen nicht sehr gut bekannt, geschweige denn erforscht. Wie wir in dieser kurzen Zusammenfassung einiger Ereignisse zu zeigen versuchen, hat sich die KPD nicht strategisch orientiert, und hier müssen wir unserer Meinung nach nach den Ursachen der Niederlage suchen.
Die Einheitsfront und die Arbeiter:innenregierung in der Kommunistischen Internationale
Auf dem Vierten Kongress der Kommunistischen Internationale (Komintern) Ende 1922, also weniger als ein Jahr vor dem Scheitern des „deutschen Oktobers“, war neben der Frage der Revolution im Osten die Losung der „Arbeiterregierung“ eines der Hauptthemen gewesen. In den von diesem Kongress verabschiedeten „Thesen über die Taktik der Kommunistischen Internationale“ heißt es: „Als allgemeine propagandistische Parole ist die Arbeiterregierung (evtl. Arbeiter- und Bauernregierung) fast überall zu gebrauchen. Als aktuelle politische Losung aber hat die Arbeiterregierung die größte Bedeutung in denjenigen Ländern, wo die Lage der bürgerlichen Gesellschaft besonders unsicher ist, wo das Kräfteverhältnis zwischen den Arbeiterparteien und der Bourgeoisie die Entscheidung der Regierungsfrage als praktische Notwendigkeit auf die Tagesordnung setzt. In diesen Ländern ergibt sich die Losung der Arbeiterregierung als unvermeidliche Schlussfolgerung aus der ganzen Taktik der Einheitsfront.“4
Bis dahin hatte sich die Taktik der „Arbeiterregierung“ oder der „Arbeiter- und Bauernregierung“ auf die Erfahrungen der bolschewistischen Partei in Russland bezogen, die bis zur Eroberung der Mehrheit der Sowjets an der Forderung festhielt, dass die Menschewiki und die Sozialrevolutionäre (SR) mit den Kapitalist:innen und den imperialistischen Mächten brechen und die Macht übernehmen sollten. Unter diesen Umständen würden sich die Bolschewiki verpflichten, die Regierung gegen die Bourgeoisie zu verteidigen und sie nicht mit aufständischen Methoden zu konfrontieren. Jedoch würden sie sich weigern, in sie einzutreten oder die politische Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Diese Taktik trug entscheidend dazu bei, den Einfluss der Bolschewiki zu stärken und die Bedingungen für den siegreichen Aufstand vorzubereiten. Gleichzeitig trug sie zur Spaltung der Bauernpartei (der SR) bei und ermöglichte – nach dem Oktoberaufstand – die Bildung einer Arbeiter- und Bauernregierung aus Bolschewiki und linken SR.
Der Vierte Kongress der Komintern ging einen Schritt weiter. Mit dem gleichen Ziel, die Revolution zu entwickeln, hielten die Komintern-Delegierten es für möglich, dass die Kommunist:innen unter bestimmten Bedingungen des Zerfalls des bürgerlichen Staatsapparates an Regierungen mit nicht-kommunistischen Arbeiter:innenparteien und -organisationen teilnehmen können, bevor sie die Macht übernehmen, um die Bedingungen für den Aufstand vorzubereiten und die Mehrheit der Arbeiter:innenklasse zu gewinnen.
Wie die Einheitsfront enthielt auch die Taktik der „Arbeiterregierung“ sowohl Elemente des Manövers als auch der Strategie und Taktik.5 Das Element, das sich auf das Manöver bezog, bestand in der Möglichkeit, unter den Bedingungen des Zusammenbruchs des bürgerlichen Staatsapparates und bei einem günstigen Kräfteverhältnis Koalitionsregierungen zu bilden, an denen Revolutionär:innen neben nicht-kommunistischen Arbeiter:innenparteien und -organisationen teilnehmen würden, um das Proletariat zu sammeln und den revolutionären Kampf zu entfesseln. Die Resolution des Vierten Kongresses unterschied diese Art von Arbeiter:innenregierung klar von liberalen oder sozialdemokratischen Arbeiter:innenregierungen, die „keine revolutionären Arbeiterregierungen, sondern in Wirklichkeit verkappte Koalitionsregierungen zwischen Bourgeoisie und antirevolutionären Arbeiterführern“6 seien. Kommunist:innen sollten sich unter keinen Umständen an letzteren beteiligen, sondern sie im Gegenteil „unerbittlich vor den Massen entlarven“7.
Das in der Taktik der „Arbeiter:innenregierung“ der Komintern vorgesehene zeitweilige Bündnis hatte präzise taktische Ziele, nämlich die Erreichung bestimmter Minimalziele, die in den „Thesen über die Taktik der Komintern“ wie folgt zusammengefasst werden: „Die elementarsten Aufgaben einer Arbeiterregierung müssen darin bestehen, das Proletariat zu bewaffnen, die bürgerlichen, konterrevolutionären Organisationen zu entwaffnen, die Kontrolle der Produktion einzuführen, die Hauptlast der Steuern auf die Schultern der Reichen abzuwälzen und den Widerstand der konterrevolutionären Bourgeoisie zu brechen.“8 Das strategische Ziel war, wie bei der Einheitsfront, die Mehrheit der Arbeiter:innenklasse für die Revolution zu gewinnen, als Ergebnis ihrer gemeinsamen Erfahrungen oder ihrer Ablehnung durch die reformistischen oder zentristischen Führungen.
Der Vierte Kongress der Komintern zog sogar die Möglichkeit in Betracht, sich an einer „Arbeiter:innenregierung“ zu beteiligen, die aus einer parlamentarischen Kombination hervorgehen würde, jedoch immer ausgehend von demselben strategischen Ziel, nämlich der Entwicklung der revolutionären Bewegung und des Bürger:innenkriegs gegen die Bourgeoisie. „Eine solche Arbeiterregierung“, so heißt es in der Resolution, „ist nur möglich, wenn sie aus dem Kampfe der Massen selbst geboren wird, sich auf kampffähige Arbeiterorgane stützt […] Auch eine Arbeiterregierung, die einer parlamentarischen Konstellation entspringt, die also rein parlamentarischen Ursprungs ist, kann den Anlass zu einer Belebung der revolutionären Arbeiterbewegung geben. Es ist selbstverständlich, dass die Geburt einer wirklichen Arbeiterregierung und die weitere Aufrechterhaltung einer Regierung, die revolutionäre Politik betreibt, zum erbittertsten Kampf, eventuell zum Bürgerkrieg mit der Bourgeoisie führen muss.“9
Die taktischen Ziele der Politik der „Arbeiter:innenregierung“, die in den Resolutionen des Vierten Kongresses der Komintern dargelegt wurden, waren mit der Strategie verbunden, einen wirksamen Beitrag zur Organisation eines erfolgreichen Aufstands und zur Errichtung der Diktatur des Proletariats auf der Grundlage von Betriebsräten und der Proletarischen Hundertschaft zu leisten.
Wie Trotzki jedoch betonte, spielte die „taktische Routine“, die sich aus dem täglichen Kampf um die Massen ergab, eine grundlegende Rolle bei der Unfähigkeit der KPD-Führung, eine politische Wende entsprechend der Entwicklung der objektiven Situation zu vollziehen. Die Politik der KPD bewegte sich im Rahmen der bürgerlichen Legalität und war durch das Vertrauen in den linken Flügel der Sozialdemokratie begrenzt. Es war die erste große Niederlage, die die Komintern zu verantworten hatte; eine revolutionäre Chance war verpasst worden. Dies war das Urteil Trotzkis über die Rolle der KPD im Oktober 1923.
Die Ersetzung der Offensive durch das Verschanzen in „Festungen“
Im Gegensatz zu den oben dargelegten Punkten stützt sich der akademische „common sense“ in Bezug auf die Frage der Revolution in westlichen Gesellschaftsformationen auf eine bestimmte Interpretation der Ansichten des italienischen Kommunisten Antonio Gramsci. Dieser habe die Position vertreten, dass der Hauptgrund für die Niederlage der Revolution im Westen „im Allgemeinen“ die Unfähigkeit war, bestimmte Positionen oder „Schützengräben“ zu kontrollieren, die die westlichen Gesellschaften aufgrund ihrer größeren Entwicklung haben.
Auf der gleichen Linie wie dieser „common sense“, aber mit präzisen politischen Argumenten, existiert eine Kritik an Trotzki, der die revolutionären Möglichkeiten 1923 überschätzt und das Ausmaß der Illusionen der deutschen Arbeiter:innenklasse in die bürgerliche Demokratie nicht erkannt habe. Dies drücke sich insbesondere darin aus, dass Trotzki eine Analyse der Regierung Stresemann und ihrer Fähigkeit, den revolutionären Prozess durch die Einbeziehung sozialdemokratischer Minister zum Entgleisen zu bringen, unterlassen habe. Die Schlussfolgerung ist, dass entgegen Trotzkis Meinung die Bedingungen für den Aufstand nicht gegeben waren.
Ähnlich äußert sich Mike Jones von der Zeitschrift Revolutionary History: „Hier scheint Trotzki anzudeuten, dass man einen Umsturz ohne die aktive Beteiligung oder Unterstützung der Mehrheit der Arbeiter:innen oder sogar gegen sie durchführen könnte. Schließlich übertrafen die Zahlen innerhalb und im Umfeld der SPD die der KPD bei weitem, ganz zu schweigen von denen, die unter christlichem oder anderem Einfluss standen. Er lässt auch außer Acht, dass die Reformist:innen zwar Mitte 1923 gegenüber dem Kommunismus an Boden verloren, dass sich die Situation aber nach der Ankunft von Stresemann umkehrte. Er erwähnt nicht einmal den Regierungswechsel.“10
Trotzki analysierte jedoch die damalige Regierung Stresemann. Am 19. Oktober 1923 formulierte er die Frage wie folgt: „Die gegenwärtige Krise in Deutschland ist aus der Besetzung des Ruhrgebiets erwachsen. Stresemann hat vor dem französischen Imperialismus kapituliert. Aber das französische Wucherkapital wollte nicht mit dem Besiegten reden. Der deutsche bürgerliche Staat liegt in den letzten Zügen. Im Grunde genommen gibt es kein geeintes Deutschland mehr. Bayern mit seinen neun Millionen Einwohnern steht unter der Herrschaft des gemäßigten Faschismus. Sachsen mit seinen acht Millionen Einwohnern hat eine Koalitionsregierung aus Kommunisten und linken Sozialdemokraten. Keines der beiden Länder nimmt Notiz von der Zentralregierung in Berlin, wo der hilflose Stresemann regiert. Das Parlament hat seine Befugnisse an ihn abgetreten, die Befugnisse der Ohnmacht. Stresemann hält sich nur, weil weder die Kommunistische Partei noch die Faschisten bisher die Macht endgültig an sich gerissen haben. Aber der linke Flügel der politischen Front in Deutschland wächst weiter“11 .
Wie Trotzki sagte, zeigte die Entwicklung der Situation nach links in Sachsen und Thüringen, wo ein Teil der Sozialdemokratie eine gemeinsame Regierung mit den Kommunist:innen bildete, und nach rechts in Bayern, wo die Faschist:innen dominierten, einen zunehmenden Grad der Polarisierung, der sich nach der Machtübernahme durch Stresemann fortsetzte. Auf diese Weise erhielten die Regierung und das Regime einen schwachen bonapartistischen Charakter – kerenskianisch, wenn man eine Analogie zur russischen Revolution herstellt –, die zwischen der Mobilisierung der Massen, die im August einen großen Generalstreik durchgeführt hatten, und den konterrevolutionären Kräften standen. Dies geschah vor dem Hintergrund der militärischen Besatzung eines Teils des Landes, der hohen Inflation, der Spaltung der Mittelschicht, des Erstarkens der KPD in den Gewerkschaften und des Phänomens der Selbstorganisation, das sich in der Entwicklung von Betriebsräten usw. ausdrückte. Für Trotzki zeigten diese Entwicklungen die Reifung der Bedingungen für die Vorbereitung der Machtübernahme. Ein weiterer wichtiger Faktor, der Trotzkis Charakterisierung bestätigte, war der anschließende Hamburger Aufstand, der trotz seiner Isolierung stattfand.
Gramsci selbst erhebt dieselben Kritikpunkte an Trotzkis Positionen wie Jones – auch wenn er sie nicht weiter ausführt. In einem Brief an Togliatti, Terrancini und andere sagt Gramsci: „Wenn es Fehler gab, wurden sie von den Deutschen begangen. Die russischen Genossen, d.h. Radek und Trotzki, haben den Fehler gemacht, den Täuschungsmanövern von Brandler und Co. Glauben zu schenken; aber selbst in diesem Fall war ihre Position keine rechte, sondern eine linke, was sie dem Vorwurf des Putschismus aussetzte“12. Es ist offensichtlich, dass Gramscis Behauptung, Trotzki habe sich auf falsche Informationen verlassen, nicht zutrifft: Trotzki war mit der deutschen Arbeiter:innenklasse sehr gut vertraut, hatte 1905 und 1917 den Petrograder Sowjet und 1917 den Oktoberaufstand angeführt und befehligte im russischen Bürger:innenkrieg eine Armee von fünf Millionen Menschen. Brandler selbst berichtete in einem Gespräch mit Isaac Deutscher, dass Trotzki eine ganze Nacht damit verbringen musste, ihn von der Richtigkeit der Entscheidung der Führung der Kommunistischen Internationale zu überzeugen, einen Termin für den Aufstand festzulegen.13
Es ging nicht um ein Missverständnis der Fakten, sondern um die Konsequenzen, die sich daraus ergaben. Brandler vertrat zum Beispiel die Auffassung, dass der Kampf, wenn er aus einer defensiven Position heraus begonnen werden muss, bereits zum Scheitern verdammt sei und nicht zur Vorbereitung einer Offensive dienen könne. Gleichzeitig unterschied er sehr scharf zwischen den Kämpfen der Arbeiter:innen für bessere Löhne und Bedingungen und denjenigen, die den Anstoß zur Machtübernahme gaben; für Brandler schien die Beziehung zwischen diesen beiden Zielen ein undurchdringliches Geheimnis zu sein. Infolgedessen akzeptierte Brandler formell die Ausrichtung der Partei auf den Aufstand, ohne jedoch völlig überzeugt zu sein, was für eine Führung, die im Begriff war, einen Machtkampf zu beginnen, nicht gefährlicher sein konnte.14
Wie bereits erwähnt, ging Trotzki in seinem strategischen Denken einen anderen Weg. Ausgehend von den Beziehungen zwischen Verteidigung und Angriff, Stellung und Manöver, dem Impuls der Massen und der bewussten Vorbereitung, bekämpfte er jede Form von Fatalismus. Er lehnte die Ansicht ab, dass die russische Erfahrung der militärischen Vorbereitung und der Entwicklung der Sowjets das einzig mögliche Modell sei. In Bezug auf die Sowjets wies er in seinem Text „Kann man eine Konterrevolution oder eine Revolution auf einen bestimmten Zeitpunkt ansetzen?“15 darauf hin, dass die Bedingungen für einen Aufstand auch dann reif sein können, wenn die Organe der Selbstorganisation nicht ausreichend entwickelt sind, und dass in diesem Fall die Schritte zur Bildung von Sowjets in den „Fahrplan“ vor dem Aufstand aufgenommen werden sollten. Das Gleiche gilt für die Bewaffnung der Massen, die Teil der Vorbereitungen sowie das Hauptziel des Aufstandes selbst sein sollte.
„Die Revolution“, schrieb Trotzki, „besitzt eine mächtige Kraft der Improvisation, aber sie improvisiert nie etwas Gutes für Fatalisten, Schlafmützen und Dummköpfe. Zum Siege gehört eine richtige politische Einstellung, Organisation und der Wille zum entscheidenden Schlag.“16
Einheitsfront und Aufstand
Die Lehren aus der Niederlage in Deutschland sollten zu einem entscheidenden Wendepunkt in der Strategie der Kommunistischen Internationale und insbesondere in der Geschichte der Einheitsfronttaktik werden. Da Lenin einige Monate zuvor gestorben war und das Triumvirat aus Stalin, Sinowjew und Kamenjew seinen Feldzug gegen Trotzki begonnen hatte, ignorierte der Fünfte Kongress der Dritten Internationale im Juli 1924 die wichtigsten Lehren der deutschen Revolution und begann stattdessen mit der Revision der Thesen des Dritten und Vierten Kongresses zur Einheitsfront und zur Taktik der Arbeiter:innenregierung.
Auf dem Fünften Kongress war Trotzki der einzige Verfechter der Einheitsfronttaktik, wie sie ursprünglich formuliert worden war. Wie er in Bezug auf Deutschland betonte: „Sinowjew sah die Katastrophe nicht, und er war nicht der einzige. Mit ihm ging der gesamte 5. Weltkongreß über diese größte Niederlage der Weltrevolution hinweg. […] Der Kongreß billigte in seiner Resolution, daß das EKKI ‚…das opportunistische Vorgehen des deutschen Zentralkomitees und in erster Linie seine falsche Anwendung der Einheitsfronttaktik während des sächsischen Regierungsexperiments verurteilt hat.‘ Das ist in etwa so, als ob man einen Mörder ‚in erster Linie‘ dafür verurteilen würde, daß er beim Betreten der Wohnung seines Opfers den Hut nicht abgenommen hat.“17
Das Hauptproblem war nicht die Tatsache, dass in Sachsen eine Arbeiter:innenregierung gebildet worden war – ein taktisches Manöver –, sondern dass sie nicht zum Nutzen der Offensive eingesetzt worden war; der Aufstand war nicht vorbereitet worden, und die Gelegenheit zur Machtübernahme war kampflos vertan worden. Das heißt, selbst wenn die Anführer:innen der KPD die Bildung von Koalitionsregierungen in Sachsen und Thüringen abgelehnt hätten, hätten sie sich im Rahmen der Legalität des bürgerlichen Regimes gehalten, da sie nicht für die Machtübernahme gekämpft haben. Darauf bezog sich Trotzki, als er sagte, dass der Hinweis darauf, dass der Hauptfehler darin bestanden hätte, in die Koalitionsregierung einzutreten, so sei, „als würde man einen Mörder ‚in erster Linie‘ dafür verurteilen, dass er seinen Hut nicht abgenommen hat“.
Für Trotzki bestand das Hauptproblem darin, dass die Führung der KPD sich als unfähig erwiesen hatte, im richtigen Moment die scharfe Wendung zur Offensive zu vollziehen, und dass sie nicht in der Lage gewesen war, den Übergang vom „Stellungskrieg“ zum „Bewegungskrieg“, um Gramscis Begriffe zu verwenden, auszuhandeln.
Gegenüber dem rechten Flügel der KPD unter der Führung von Brandler, der damals von Stalin darin unterstützt wurde, die revolutionären Tendenzen der Massen zu zügeln, anstatt sie zu entfesseln, erklärte Trotzki: „Zu einer Zeit, wo die ganze objektive Lage forderte, dass die Partei einen entscheidenden Schlag führt, handelte die Partei nicht, um die Revolution zu organisieren, sondern wartete weiter auf sie. […] Im Verlauf des Jahres 1923 erkannten oder spürten die Arbeitermassen, dass sich der Augenblick des entscheidenden Kampfes näherte. Aber sie sahen nicht die notwendige Entschlossenheit und Selbstvertrauen auf der Seite der Kommunistischen Partei. Und als letztere ihre fieberhaften Vorbereitungen für einen Aufstand begann, verlor sie sofort ihr Gleichgewicht und auch ihre Verbindung zu den Massen. […] Als sich daraus eine scharfe Verschiebung in den wechselseitigen Kräfteverhältnissen ableitete, […] kündigten manche Genossen schnell an, dass ‚wir die Lage überschätzten; die Revolution ist noch nicht herangereift‘. […] Aber in Wirklichkeit hat die Revolution nicht deshalb nicht zum Sieg geführt, weil sie allgemein ’noch nicht reif war‘, sondern weil das entscheidende Kettenglied – die Führung – im entscheidenden Moment aus der Kette sprang.“18
Später theoretisierte Trotzki dieses Thema weiter und polemisierte gegen diejenigen, die wie Sinowjew auf dem Fünften Kongress alles auf die Taktik der Arbeiter:innenregierung selbst reduzieren wollten: „Die deutsche Niederlage von 1923 hatte natürlich viel nationale Eigenart gehabt. Sie enthielt aber auch schon viele typische Merkmale, die eine allgemeine Gefahr signalisierten. Diese Gefahr konnte man als die Krise der revolutionären Führung am Vorabend des Übergangs zum bewaffneten Aufstand bezeichnen. Die Tiefen einer proletarischen Partei sind ihrer Natur nach schon weit weniger empfänglich gegenüber der bürgerlichen öffentlichen Meinung. Bestimmte Elemente der Parteispitze und der mittleren Parteischicht werden stets im entscheidenden Moment unfehlbar in größerem oder kleinerem Maße dem materiellen und ideologischen Terror der Bourgeoisie unterliegen. […] Gewiss, es gibt dagegen kein für alle Fälle gültiges Mittel. Jedoch der erste Schritt zu ihrer Bekämpfung – das bedeutet ihre Natur und ihre Quelle zu erfassen.“19 Gleichzeitig stellte Trotzki fest, dass diese Dynamik mit der Entwicklung rechter Gruppen in den kommunistischen Parteien in der Zeit vor dem Oktober zusammenhing, was sowohl die Schwierigkeiten des „Sprungs“, den der Aufstand mit sich bringt, als auch den Druck der bürgerlichen öffentlichen Meinung auf die Führung widerspiegelte.20
Das Fehlen einer strategischen Schlussfolgerung in dieser Hinsicht und ihre Ersetzung durch die Ablehnung der Einheitsfronttaktik selbst war für Trotzki die Quelle des Abenteurertums nach dem Fünften Kongress.21 Das Versäumnis der Führung der Kommunistischen Internationale, eine ernsthafte Bewertung der Bedeutung der Niederlage in Deutschland und ihrer Lehren vorzunehmen, stellte für Trotzki den „strategischen Grundfehler des 5. Kongresses“ dar.
Für Trotzki bestand die entscheidende Frage nicht darin, die Taktik der Einheitsfront zu revidieren, geschweige denn, sie zu putschistischen Abenteuern zu nutzen oder sie in eine Strategie zur Anpassung an die Linke der Sozialdemokratie umzuwandeln. Trotzki zufolge hätte die Hauptschlussfolgerung des Fünften Kongresses wie folgt lauten müssen: „Dies sind die extremen Gefahren von ‚links‘ und ‚rechts‘ – dies sind die Begrenzungen, zwischen denen die Politik der proletarischen Partei in unserer Epoche allgemein verläuft. Wir werden weiter fest hoffen, dass die deutsche Kommunistische Partei es bereichert durch Kämpfe, Niederlagen und Erfahrungen in nicht zu ferner Zukunft schaffen wird, ihr Schiff zwischen der ‚März‘-Skylla und der ‚November‘-Charybdis hindurch zusteuern und dem deutschen Proletariat zu sichern, was es so ehrlich verdient hat: den Sieg!“22
Die Revolution im „Westen“ und im „Osten“
Ähnlich wie Antonio Gramsci ging auch Trotzki auf die Unterschiede zwischen dem Staat im „Westen“ und im „Osten“ ein, wobei er diesen keinen absoluten Charakter zuwies. Weder die „massive Struktur“ der modernen Demokratien noch die größere Effizienz des Repressionsapparats wurden als unveränderliche Phänomene betrachtet. Bei der Unterscheidung zwischen der Revolution in Russland und den westlichen Ländern betonte er: „Unser großer Vorteil bestand darin, daß wir uns an den Sturz einer Regierung machten, die kaum Zeit gefunden hatte, sich zu bilden. Die außergewöhnliche Unbeständigkeit und der Mangel an Selbstvertrauen innerhalb des Apparates der Februar-Regierung erleichterte unsere Aufgabe und weckte das Selbstvertrauen der revolutionären Massen und der Partei selbst. […] Die proletarische Revolution im Westen wird es mit einem vollständig ausgebauten bürgerlichen Staatsapparat zu tun haben. Das heißt aber noch nicht mit einem festgefügten Staatsapparat, da doch die Möglichkeit der proletarischen Revolution selbst einen weit fortgeschrittenen Zerfallsprozeß des kapitalistischen Staates voraussetzt.“23
Aus diesem Grund vertrat Trotzki die Auffassung, dass die aus der Niederlage von 1923 resultierende Stabilisierung nur relativ war. Sie beruhte auf dem Klassenkampf und nicht auf den allgemeinen Merkmalen bestimmter imperialistischer Länder. Die grundlegende Frage war daher die Vorbereitung der kommunistischen Parteien und ihrer Führungen auf plötzliche Veränderungen der Situation, die einen schnellen Wechsel von einer defensiven zu einer offensiven Position und umgekehrt erforderlich machen würden.
Für Trotzki war die defensive Einheitsfront kein Selbstzweck, sondern die Voraussetzung, um in die Offensive für die Machtübernahme zu gehen. In einem bestimmten Moment des Kräfteverhältnisses musste die defensive Einheitsfront in die Offensive übergehen, d.h. über die Grenzen des bürgerlichen Regimes hinausgehen mit dem Ziel, es zu zerstören. Die Organisationsform dieser offensiven Einheitsfront waren für Trotzki gerade die Räte, also die Organisationen nach Art der Sowjets, die die Arbeiter:innenklasse in ihrem Kampf geschmiedet hatte. Der Übergang zur Offensive markierte auch den Beginn des Bürger:innenkrieges im Allgemeinen, den Beginn der Vorbereitung des Aufstandes.24
Es ist dasselbe strategische Denken, das Trotzki dazu brachte, die Politik des Eintritts in die Regierung von Sachsen und Thüringen im Jahr 1923 zu unterstützen. Im Zusammenhang mit der enormen sozialen Krise im Ruhrgebiet hielt er die Bedingungen für den Aufstand für reif, da das Regime in Auflösung begriffen war und die Massen bereit waren, aktiv zu werden. Das Fehlen einer ausreichenden Bewaffnung, wie von Brandler behauptet, oder die Unterentwicklung der Räteorgane akzeptierte er nicht als Einwände gegen den Beginn der Vorbereitung der Offensive. Dies seien Aufgaben, mit denen sich eine revolutionäre Führung, die diesen Namen verdiene, auseinandersetzen müsse.
Anstatt passiv abzuwarten, schlug Trotzki die kühne Taktik der Arbeiter:innenregierung als Teil einer aktiven Politik zur Vorbereitung des Aufstands vor. Dieser „Schützengraben“ musste der Bewaffnung des Proletariats und der Entwicklung der Betriebsräte und der Proletarischen Hundertschaften zu einem Netz von Selbstorganisations- und Selbstverteidigungsorganen dienen, unabhängig von ihrem Namen. Beide Aufgaben mussten in der Hitze der Vorbereitung der Offensive und als integraler Bestandteil der Offensive selbst entwickelt werden.
Gleichzeitig konnten die deutschen Arbeiter:innen nicht mechanisch das Modell der Russischen Revolution anwenden und hoffen, die Macht in Berlin zu erobern, in der Erwartung, dass die Macht in den übrigen Ländern durch einen Dominoeffekt fallen würde. Dieses Szenario, das an sich schon eine Vereinfachung der Art und Weise darstellt, wie sich die russische Revolution nach Petrograd ausbreitete, war im Deutschen Reich unwahrscheinlich, da jedes seiner Länder auf eine jahrhundertelange eigene Geschichte vor der Reichsgründung 1871 zurückblicken konnte. Vielmehr bestand eine Möglichkeit darin, die Schwachstellen Sachsens und Thüringens, wo die Armee im Vergleich zu Berlin und anderen Orten über weniger Einheiten verfügte, auszunutzen, um jedes dieser Länder während einer Vorbereitungszeit für den nächsten revolutionären Aufstand zu einer revolutionären Bastion zu machen.
Der Plan, der nie zustande kam, basierte auf der Annahme, dass beide Arbeiter:innenregierungen – die sich im Wesentlichen auf die Bewaffnung des Proletariats und die Entwaffnung der konterrevolutionären Kommandos geeinigt hatten – für die Reichslregierung untragbar sein würden. Und das war tatsächlich der Fall, denn von Anfang an wurde mit einer militärischen Intervention gedroht. Der Plan war, die Armee und die reaktionären Kräfte durch einen Aufstand nach Sachsen und Thüringen zu locken und gleichzeitig im übrigen Deutschland unter der Losung der Verteidigung der „Bastionen der Revolution“ zum Generalstreik und zum Aufstand aufzurufen. Mit anderen Worten: eine defensive taktische Position einnehmen, um eine strategische Offensive im nationalen Maßstab zu entfesseln. Der Hamburger Aufstand wäre Teil dieses allgemeinen Plans gewesen, wurde aber aufgrund seiner Isolation niedergeschlagen.
In Trotzkis Übergangsprogramm wurde die 1923 ausgearbeitete praktische Formulierung der Taktik der „Arbeiter:innenregierung“ Teil einer allgemeineren Definition, die das Verhältnis zwischen dieser Taktik und der revolutionären Strategie in jeder ihrer konkreten Varianten klar festlegte.
Wie Trotzki im Übergangsprogramm schrieb: „Die Losung der ‚Arbeiter und Bauernregierung‘ wird von uns einzig und allein in dem Sinne gebraucht, den sie 1917 im Munde der Bolschewiki hatte, d. h. als eine antibürgerliche Losung, aber auf keinen Fall im ‚demokratischen‘ Sinn, den ihr später die Epigonen unterlegten. Damit haben sie die Losung, die eine Brücke zur sozialistischen Revolution darstellt, zur Hauptbarriere auf diesem Weg gemacht.“25 Mit anderen Worten, das einzige strategische Ziel, das in der Formel einer „Arbeiter:innenregierung“ – und ebenso in der einer „Arbeiter- und Bauernregierung“ – impliziert ist, ist das der Stärkung der revolutionären Kräfte, um gegen die Bourgeoisie und den Kapitalismus in die Offensive zu gehen. Es handelt sich immer um eine taktische Losung ohne eigenständigen Wert jenseits dieses strategischen Ziels, das, wie Trotzki betonte, auf verschiedene Weise erreicht werden kann, mit oder ohne das Entstehen einer solchen Regierung.
Einerseits würde der erzieherische Wert der Losung für die Massen, die noch nicht die Notwendigkeit einer Diktatur des Proletariats sehen, aber wollen, dass ihre traditionellen Führungen die Macht von der Bourgeoisie ergreifen, den Revolutionär:innen erlauben, diese Erfahrung zu beschleunigen und folglich ihren Einfluss zum Nachteil der versöhnlerischen Parteien zu vergrößern. Wie Trotzki hervorhebt, „hatte die an die Menschewiki und Sozialrevolutionäre gerichtete Forderung der Bolschewiki: ‚Brecht mit der Bourgeoisie, nehmt die Macht in eure eigenen Hände!‘ einen unschätzbaren erzieherischen Wert für die Massen. Die hartnäckige Weigerung der Menschewiki und Sozialrevolutionäre, die Macht zu ergreifen, die in den Julitagen auf so tragische Weise offenbar wurde, verurteilte sie endgültig in der Meinung des Volkes und bereitete den Sieg der Bolschewiki vor.“26 Andererseits schrieb Trotzki: „Wenn die Menschewiki und die Sozial-Revolutionäre wirklich mit den (liberalen) Kadetten und dem ausländischen Imperialismus gebrochen hätte, dann hätte die von ihnen geschaffene ‚Arbeiter- und Bauernregierung‘ nur die Errichtung der Diktatur des Proletariats beschleunigen und erleichtern können.“27 Mit anderen Worten: Wäre der taktische Vorschlag der Bolschewiki aufgegangen, wären sie besser in der Lage gewesen, für ein revolutionäres Programm in den Sowjets zu kämpfen.
In beiden Fällen ging es darum, das Kräfteverhältnis zugunsten der Revolutionäre zu verändern, um die Voraussetzungen für eine Offensive zu schaffen. Aus diesem Grund warteten die Bolschewiki ab September 1917, als der Einfluss der Bolschewiki exponentiell zunahm, nachdem die versöhnlerischen Führungen kein Interesse an der Machtergreifung gezeigt hatten, nicht ab, ob eine „Arbeiter- und Bauernregierung“ zustande kommen würde, sondern rückten als Partei in die Bezirke vor, um den Aufstand vorzubereiten. Wäre dieser Übergang von einem Stellungskrieg zu einem Bewegungskrieg nicht vollzogen worden, hätte sich die Taktik in ihr Gegenteil verkehrt und wäre damit nicht mehr die „Brücke zur sozialistischen Revolution“, sondern die „Hauptbarriere auf diesem Weg“ gewesen.
Dennoch schlugen die Bolschewiki nach dem Sieg des Oktoberaufstands und der Spaltung der Bauernpartei den Linken Sozialrevolutionären (LSR) erneut die Taktik einer „Arbeiter- und Bauernregierung“ vor, die eine Koalitionsregierung bilden sollte, um die soeben errungene Macht zu konsolidieren. Aber es handelte sich dabei immer um eine Taktik, die dem Vormarsch zur Diktatur des Proletariats untergeordnet war. Es wurde versucht, diese Koalition aufrechtzuerhalten – die formal bis zum Rücktritt der LSR-Minister im März 1918 andauerte, aber bis zu einem gewissen Grad bis Mitte des Jahres fortgesetzt wurde –, ohne jedoch die aktuellen Aufgaben auszusetzen, wie die militärische Verteidigung durch den Abschluss eines Friedensvertrags mit Deutschland und die Offensive im Innern, indem die Verstaatlichung der Produktion in Angriff genommen wurde.
Dieselbe dynamische Beziehung zwischen Position und Manöver wurde von Trotzki 1923 auch für Deutschland entwickelt, allerdings unter anderen Bedingungen. Trotzki stellte fest, dass die Bourgeoisie und der Staat im „Westen“ den größten Widerstand leisteten, bevor die Macht ergriffen wurde, und dass der von der KPD in bestimmten Regionen gewonnene Einfluss sie zu einem unverzichtbaren Faktor bei der Bildung einer „Arbeiter:innenregierung“ machte, und schlug eine kühne Umsetzung dieser Taktik mit dem Ziel vor, „revolutionäre Bastionen“ zur Vorbereitung der Offensive zu erobern.
Über die Kombination von „Position“ und „Manöver“
Trotzdem war es für viele „zentristische“ Strömungen innerhalb des Trotzkismus üblich, die Tatsache, dass Trotzki 1923 die Taktik einer „Arbeiter:innenregierung“ verteidigt hatte, als angebliche Rechtfertigung für die Kapitulation vor verschiedenen bürgerlichen Regierungen zu verwenden. Eine der Rechtfertigungen dieser Art wurde von Daniel Bensaïd in „Über die Rückkehr der politisch-strategischen Frage“ sowie von anderen Anführer:innen der ehemaligen Revolutionär-Kommunistischen Liga Frankreichs entwickelt, nachdem sie die Losung der „Diktatur des Proletariats“ aufgegeben hatten und bevor sie sich in die Neue Antikapitalistische Partei (NPA)28 auflösten.
„Die Debatten auf dem fünften Kongress der Kommunistischen Internationale (1924) über die Bilanz der deutschen Revolution und der sozialdemokratisch-kommunistischen Regierungen in Sachsen und Thüringen im Spätsommer 1923 […] zeigen die ungelöste Zweideutigkeit der Formeln, die von den frühen Kongressen der Kommunistischen Internationale ausgegangen sind, und die Bandbreite der Interpretationen, die sie in der Praxis hervorrufen konnten“, so Bensaïd.29 In diesem Sinne arbeitete er seine eigene Interpretation der Voraussetzungen für die Teilnahme an einer „Arbeiter:innenregierung“ aus, in der er das Vorhandensein der subjektiven Bedingungen, die notwendig sind, um mit der Vorbereitung eines Aufstandes zu beginnen, durch einen „bedeutenden Anstieg der sozialen Mobilisierung“ ersetzt. „Bescheidener als die von Sinowjew [sic] geforderte Bewaffnung der Arbeiter“, schlägt Bensaid Minimalforderungen in Form einer Reihe linker Maßnahmen vor, die von der betreffenden Regierung zu ergreifen sind. Als letzte Bedingung formuliert er schließlich, dass die „Revolutionäre“ über die nötige Kraft verfügen müssen, „auch wenn sie nicht garantieren können, dass die Nichtrevolutionäre in der Regierung ihre Verpflichtungen einhalten, damit diese einen hohen Preis für die Nichteinhaltung dieser Verpflichtungen zahlen müssen“. Diese ganzen Überlegungen zielten darauf ab, die Teilnahme eines Anführers des Vereinigten Sekretariats30 als Minister in Lulas Regierung zu rechtfertigen: „…wir haben uns entschieden, dies nicht zu einer Frage des Prinzips zu machen (obwohl wir den Genoss:innen mündlich unsere Vorbehalte gegen eine Beteiligung mitgeteilt und sie auf die Gefahren hingewiesen haben). Wir zogen es vor, uns auf das Experiment einzulassen, um an der Seite der Genoss:innen die Bilanz zu ziehen, anstatt Lektionen ‚aus der Ferne‘ zu erteilen“31.
Eine halbwegs seriöse Analyse der Kontroverse um die deutsche Revolution von 1923 zeigt, dass man in den Thesen des Siebten Kongresses der Kommunistischen Internationale zur Volksfront zwar Argumente für die Unterstützung von oder die Beteiligung an Regierungen der Klassenkollaboration finden kann, nicht aber in der von Trotzki vertretenen Politik, um es vorsichtig auszudrücken. Wie wir bereits erwähnt haben, hat Trotzki angesichts des Stalinismus und der Tendenzen zugunsten der Volksfront im Übergangsprogramm klar die antibürgerliche und antikapitalistische Bedeutung der Losung „Arbeiter:innenregierung“ erklärt, im Gegensatz zu dem „‚demokratischen‘ Sinn, den ihr später die Epigonen unterlegten“.
Das andere Extrem zu denjenigen, die „Arbeiter:innenregierungen“ unter allen Umständen bilden wollen, zeigt sich beispielsweise in den Spartakisten der Internationalen Kommunistischen Liga (IKL). Sie interpretieren die aus dem Übergangsprogramm zitierte Aussage Trotzkis derart, dass der Gründer der Roten Armee seine eigene Politik für Deutschland 1923 implizit abgelehnt habe. Nach Trotzkis Auffassung war die Losung der Arbeiter:innenregierung jedoch sowohl 1923 als auch 1938 stets als „antibürgerlich und antikapitalistisch“ konzipiert und stand im Gegensatz zu der „demokratischen“ Bedeutung, die ihr später von allen möglichen Strömungen, die die Volksfront favorisierten, zugewiesen wurde.
In der Tat hatte Trotzki keine Skrupel, die Bildung der „Arbeiter:innenregierung“ in Sachsen mit der bolschewistischen Taktik im Oktober 1917 zu vergleichen. „Unter gewissen Bedingungen“, so erklärte er, „kann die Parole der Arbeiterregierung Wirklichkeit in Europa werden. Das heißt, ein Augenblick kann kommen, wenn die Kommunisten zusammen mit den linken Elementen in der Sozialdemokratie eine Arbeiterregierung errichten werden, ähnlich wie bei uns in Russland, als wir zusammen mit den Linken Sozialrevolutionären eine Arbeiter- und Bauernregierung schufen. Solch eine Phase würde einen Übergang zur proletarischen Diktatur darstellen, zur vollen und vollständigen.“32
Die IKL antwortete auf das, was sie als Trotzkis „Häresie“ ansieht, wie folgt: „Diese Analogie ist ganz und gar unpassend. Die linken Sozialrevolutionäre traten nach der proletarischen Machtergreifung und auf der Basis der Sowjetmacht in die Regierung ein, wohingegen es in Deutschland um ein bürgerliches Landesparlament in einem kapitalistischen Staat ging!“33
Trotzki wandte sich jedoch nachdrücklich gegen diese Art der Idealisierung der Oktoberrevolution mit dem Ziel, sektiererische Passivität und Fatalismus durch die Verteidigung eines angeblichen „russischen Modells“ zu rechtfertigen. Der Gründer der Vierten Internationale erklärte: „Nicht nur bis zum Brest-Litowsker Frieden, sondern noch bis in den Herbst 1918 hinein beschränkte sich der soziale Inhalt der Revolution auf die kleinbürgerliche Agrarumwälzung und die Arbeiterkontrolle über die Produktion. Das heißt, die Revolution ging ihren Taten nach noch nicht über die Grenzen der bürgerlichen Gesellschaft hinaus. In dieser ersten Periode herrschten neben den Arbeiterräten, und oft sie verdrängend, die Soldatenräte. Erst im Herbst 1918 tritt das kleinbürgerlich-agrarische Element allmählich in die Ufer, und nehmen die Arbeiter die Sozialisierung der Produktionsmittel in Angriff. Erst mit dieser Zeit kann man vom Anbruch der wirklichen Diktatur des Proletariats reden. Aber auch hier noch ist ein großer Vorbehalt vonnöten. Die Diktatur beschränkte sich in den ersten Jahren geographisch auf das ehemalige Moskauer Fürstentum, und zwar gezwungen, einen dreijährigen Krieg von Moskau aus in allen Himmelsrichtungen nach der Peripherie zu führen. Das bedeutet, dass bis 1921, d. h. genau bis zur NEP, noch der Kampf ging um die Errichtung der Diktatur des Proletariats im gesamtstaatlichen Maßstab.“34
In Anlehnung an den Ausspruch des preußischen Generals Clausewitz können wir sagen, dass Trotzki die Auffassung vertrat, dass „der Bürgerkrieg nichts anderes ist als die gewaltsame Fortsetzung des Klassenkampfes mit anderen Mitteln“. „Der Bürgerkrieg“, sagte er, „ist ein bestimmtes Stadium des Klassenkampfes, in dem er den Rahmen der Legalität durchbricht und die gegnerischen Kräfte auf die Ebene der Konfrontation bringt, öffentlich und in gewissem Maße auch physisch“35. Er umfasst mindestens drei Phasen: die Vorbereitung des Aufstandes, den Aufstand selbst und die Konsolidierung des Sieges.
Wie führte der Vierte Kongress der Kommunistischen Internationale unter diesem Gesichtspunkt die Taktik der Bolschewiki im Oktober 1917 weiter aus? Indem er festlegte, dass die „Arbeiterregierung“ sich auf die erste Phase des Bürgerkriegs erstreckt, um „revolutionäre Bastionen“ zu errichten, die die Vorbereitung der Machtergreifung in einem Land vorantreiben.
Die IKL zitiert die Historikerin Evelyn Anderson, die ihrer Meinung nach „scharfsinnig“ [sic] feststellte: „Die Position der Kommunisten war offensichtlich absurd. Die Politik, einerseits Regierungsverantwortung zu übernehmen, andererseits eine Revolution vorzubereiten, hob sich gegenseitig auf. Dennoch verfolgten die Kommunisten beide Wege zu gleicher Zeit; die unvermeidliche Folge war ein kompletter Versager.“36
Man braucht nicht viel Scharfsinn, um zu erkennen, dass die Spartakisten Trotzki nicht verstehen. Das passive Sektierertum, das sich mit einem vereinfachenden Schema schützt, endet damit, dass es denselben Vorgang reproduziert, der opportunistische Interpretationen wie die von Bensaïd auszeichnet. Nämlich die Trennung der Formel der „Arbeiter:innenregierung“ von der Strategie als Ganzes. Nach Trotzki sind die beiden untrennbar miteinander verbunden.
Im Sinne einer Schlussfolgerung
Die deutsche Revolution von 1923 war ein echter Wendepunkt für die Revolution im Westen und gleichzeitig die erste große Niederlage für die Kommunistische Internationale. Sie markierte den Beginn einer Art „Ebbe“ im strategischen Denken in den Reihen der Komintern und die schrittweise Abkehr von den wichtigsten Schlussfolgerungen ihrer ersten vier Kongresse. Die ersten Schritte dieser Revision fanden auf dem Fünften Kongress der Komintern über die Taktik der Einheitsfront und der Arbeiter:innenregierung statt. Dies war eine Folge der Leugnung der Niederlage in Deutschland und der Weigerung, die strategischen Lehren daraus zu ziehen.
Keine der trotzkistischen Strömungen, die nach der Spaltung der Vierten Internationale 1953 entstanden sind, hat diese Debatte eingehend aufgegriffen, um Trotzkis revolutionäres Erbe zu verstehen. Vielmehr gab es diejenigen, die opportunistisch versuchten, seine Verteidigung der Taktik der Arbeiter:innenregierung im Jahr 1923 zu nutzen, um die Unterordnung unter stalinistische und kleinbürgerliche Führungen zu rechtfertigen und bürgerliche Regierungen zu unterstützen und ihnen sogar beizutreten. Auf der anderen Seite gab es Sektierer:innen, die Trotzkis politische Position in jenen Jahren als opportunistischen Fehler interpretierten. Viele, wie Isaac Deutscher, messen diesem Teil von Trotzkis Leben keine große Bedeutung bei, weil sie der Meinung sind, dass er die revolutionären Möglichkeiten in Deutschland überschätzt hat.
Seine politische Intervention als Mitglied des Exekutivkomitees der Dritten Internationale und seine Schlussfolgerungen zu den Ereignissen in Deutschland im Jahr 1923 zeigen jedoch die wahre Größe Trotzkis als Stratege – auf gleicher Höhe wie seine Intervention in Petrograd sechs Jahre zuvor – und seine Fähigkeit, das Konzept der Einheitsfront und die Taktik der Arbeiter:innenregierung weiterzuentwickeln, ausgehend von der Schaffung eines komplexen Verhältnisses zwischen Angriff und Verteidigung, das auf den besten Ausarbeitungen von Carl Clausewitz beruht. Insgesamt wurde dies zu einem Schlüsselelement seiner politischen Arbeit und seiner Überlegungen zur Strategie, ohne die es unmöglich wäre, sein revolutionäres Vermächtnis zu verstehen.
Anmerkung der Redaktion: Derzeit übersetzen wir das Buch „Sozialistische Strategie und Kriegskunst“ von Emilio Albamonte und Matías Maiello, welches diese und viele weiteren strategischen Schlussfolgerungen Trotzkis gründlich bearbeitet, zum ersten Mal für ein deutsches Publikum. Wenn du uns dabei unterstützen willst, freuen wir uns über eine Spende.
Fußnoten
18. Leo Trotzki: Einleitung zu „Fünf Jahre Komintern“, https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/trotzki/trotzki-kommunistische-taktik/leo-trotzki-einleitung-zu-fuenf-jahre-komintern, unsere Hervorhebung.
19. Leo Trotzki: Die Strategie und Taktik in der imperialistischen Epoche, In: Die Internationale Revolution und die Kommunistische Internationale, https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1928/kritik/teil2a.htm#s4, unsere Hervorhebung.
20. Laut Trotzki nehmen die Massen in solchen Momenten aufgrund ihrer gesammelten Erfahrungen, die zeigen, dass es unmöglich ist, die Macht ohne eine entschlossene Führung an der Spitze zu übernehmen, eine vorsichtigere Haltung ein. Trotzki nannte dies „die Ruhe vor dem Sturm“. Die rechte Gruppe, die sich gegen die Notwendigkeit der Vorbereitung des Aufstandes stellt, stützte sich auf die Interpretation dieses Phänomens als „Konservatismus“ der Massen, als Rückzug, während es in Wirklichkeit Ausdruck von etwas ganz anderem ist, nämlich dass sie praktische Erfahrungen mit den Grenzen der Spontaneität als Mittel zum Sieg gemacht haben.
21. So zum Beispiel der Aufstand in Reval, Estland, Ende 1924, der ohne Berücksichtigung der Lage der Massen und des Kräfteverhältnisses durchgeführt wurde und natürlich zum Scheitern verurteilt war, oder der Angriff auf die Kathedrale in Sofia, Bulgarien.
22. Leo Trotzki: Einleitung zu „Fünf Jahre Komintern“, https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/trotzki/trotzki-kommunistische-taktik/leo-trotzki-einleitung-zu-fuenf-jahre-komintern, unsere Hervorhebung.
23. Leo Trotzki: 1917. Die Lehren des Oktober, https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1924/lehren/kap6.htm.
24. Leo Trotzki: Problems of Civil War, in: Ders.: The Challenge of the Left Opposition (1923-25), Pathfinder, New York 1975, S. 175ff.
25. Leo Trotzki: Das Übergangsprogramm, https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1938/uebergang/ueberg2.htm.
26. Ebd.
27. Ebd.
28. Für eine Debatte mit Bensaïd über diesen Punkt siehe: Claudia Cinatti: Welche Partei für welche Strategie?, in: Estrategia Internacional Nr. 24, https://www.estrategiainternacional.org/Welche-Partei-fur-welche-Strategie-1544?lang=de.
29. Daniel Bensaïd: On the return of the politico-strategic question, https://www.marxists.org/archive/bensaid/2006/08/polstrat.htm, eigene Übersetzung.
30. Es geht um Miguel Rossetto, den Minister für landwirtschaftliche Entwicklung der PT in Brasilien.
31. Bensaïd: On the return of the politico-strategic question, eigene Übersetzung.
32. Leo Trotzki: Bericht über den Vierten Kominternkongress, https://www.sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/trotzki/trotzki-kommunistische-taktik/leo-trotzki-bericht-auf-einer-versammlung-der-kommunistischen-fraktion.
33. o.A.: Eine trotzkistische Kritik. Deutschland 1923 und die Komintern, in: Spartakist 22 (Sommer 2001), https://www.icl-fi.org/deutsch/dsp/22/deutschland1923.html.
34. Leo Trotzki: Die 4. Internationale und die UdSSR (Die Klassennatur des Sowjetstaates), https://www.sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/trotzki/1933/leo-trotzki-die-4-internationale-und-die-udssr.
35. Leo Trotzki: Problems of Civil War., S. 180, eigene Übersetzung.
36. o.A.: Eine trotzkistische Kritik. Deutschland 1923 und die Komintern.