113 Femizide: Jeden dritten Tag wird eine Frau in Deutschland umgebracht
Die Zahl der Opfer von Partnerschaftsgewalt ist in den letzten 5 Jahren um 3,4 Prozent gestiegen, wie eine aktuelle Polizeistatistik zeigt.
Die Bundesfrauenministerin Lisa Paus hat gestern in Berlin zusammen mit der Bundesinnenministerin Nancy Faeser und dem Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, die Auswertung der Polizeistatistik für 2021 zur Gewalt in Partnerschaften vorgestellt.
Überwiegend Frauen werden durch (ehemalige) Partner Opfer häuslicher Gewalt
Die Zahl der Opfer von Partnerschaftsgewalt ist in den letzten fünf Jahren um 3,4 Prozent gestiegen, von 138.893 im Jahr 2017 auf 143.604 im Jahr 2021. Ganz überwiegend sind Frauen die Opfer dieser Gewalt, die Täter sind meist Männer: 80,3 Prozent der Opfer waren im Jahr 2021 weiblich, 78,8 Prozent der Tatverdächtigen männlich. Non-binäre Personen wurden in der Statistik nicht erfasst.
Bezüglich der Art der Delikte handelte es sich 2021 laut der Statistik unter anderem um vorsätzliche einfache Körperverletzung bei 59,6 Prozent der Fälle. Zu weiteren Gewalttaten zählen Bedrohung, Stalking, Nötigung, gefährliche Körperverletzung, Vergewaltigung sowie sexuelle Nötigung und Übergriffe.
Insgesamt wurden 369 Personen Opfer von versuchtem und vollendeten Mord und Totschlag im Jahr 2021. Die Zahl der Opfer bei vollendetem Mord und Totschlag lag bei 121, davon 109 weibliche und 12 männliche. Hinzu kommen bei Frauen vier Fälle von Körperverletzung mit Todesfolge durch Partnerschaftsgewalt, zwei Fälle bei Männern. Es läuft also immer noch jeden Tag mindestens eine in den meisten Fällen weibliche Person in Deutschland Gefahr, von ihrem Partner oder Ex-Partner umgebracht zu werden, und jeden dritten Tag gelingt der Versuch auch.
Die Auswertungen des bundesweiten Hilfetelefons “Gewalt gegen Frauen” ergaben zudem, dass die Zahl der Beratungskontakte während des Corona-Lockdowns zugenommen hat: 2021 wurden 54.000 Beratungen dokumentiert, ungefähr fünf Prozent mehr als 2020.
Aufbau einer feministischen Bewegung zur Bekämpfung patriarchaler Gewalt
Diese Zahlen sind mehr als alarmierend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Dunkelziffer der Opfer von Gewalt innerhalb einer Partnerschaft noch um einiges höher sein wird. Außerdem gibt es bundesweit noch immer nicht genügend Schutz- und Hilfsangebote für Frauen, die unter ihren gewalttätigen Partnern leiden. Wie so oft können wir uns auch hier nicht darauf verlassen, dass der Staat diese Gewalt, der Frauen seit Jahrhunderten ausgesetzt sind, bekämpfen wird. Er zwingt Frauen in wirtschaftliche Abhängigkeit von ihren Partnern, dadurch, dass er ein System von schlechterer Bezahlung von Frauen oder von überteuerten Mieten aufrechterhält. Gerichte, Polizei und Medien verharmlosen Femizide häufig als Beziehungsdramen und geben teils den Frauen Schuld. Der Staat ist für die Aufrechterhaltung der kapitalistischen Ordnung und die sexistische Arbeitsteilung verantwortlich und selbst Teil des patriarchalen Systems. Also müssen wir bei der Wurzel des Problems, dem Patriarchat, ansetzen und uns unabhängig vom Staat organisieren.
Um uns von patriarchaler Gewalt und dem Patriarchat an sich zu befreien, braucht es eine breite und wirklich feministische, sozialistische Bewegung. Wenn wir uns zusammenschließen und gemeinsam kämpfen, können wir die in den meisten Fällen durch Partner und Expartner ausgeübte, unfassbare Gewalt, der Frauen auch in Deutschland noch immer ausgesetzt sind, einerseits in das Bewusstsein der breiten Gesellschaft rücken und andererseits nachhaltig bekämpfen. Eines der wichtigsten Mittel hierfür ist es, gemeinsam auf die Straße zu gehen. Lasst uns direkt heute damit beginnen!
Kommt mit uns zu den Demos anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen, Freitag, den 25. November:
Berlin: 18 Uhr, Rosa-Luxemburgplatz
München: 18 Uhr am Josephsplatz (Treffpunkt: 17:45 Uhr Haupteingang St. Josephskirche)