1000 Ärzt:innen streiken in Berlin
Seit heute Morgen streiken über tausend Ärzt:innen gegen Personalmangel und für bessere Arbeitsbedingungen in Berliner Kliniken. Ein Auszubildender zur Pflegefachkraft ruft auf: Unterstützt den Streik der Berliner Ärzt:inneninitiative!
Erschöpfung, Schlafstörung, Burnout. Das sind nur einige der Auswirkungen der schlechten Arbeitsbedingungen des medizinischen Personals an der Charité. Genau gegen diese wehren sich aktuell über tausend Ärzt:innen in Berlin, die heute im Streik waren.
Seit sechs Monaten verhandelten sie ergebnislos mit der Klinikleitung der Charité für eine Verbesserung der Bedingungen. Der vorgelegte Grund, warum die Forderungen der Ärzt:innen nicht erfüllt werden könnten: mangelnde Finanzierung. Doch wie kann es sein, dass die größten Kliniken in Berlin nach zwei Jahren Pandemie immer noch unterfinanziert ist? Der rot-rot-grüne Berliner Senat hat die Verantwortung, die Forderungen der Ärzt:innen zu erfüllen, genauso wie die Forderungen der Pflegekräfte und des Service-Personals.
Ein Arzt berichtete auf der Streikkundgebung: „Ich komme gerade aus dem Bereitschaftsdienst, habe 17 Stunden auf der Intensivstation gearbeitet und gehe mit Minus-Stunden nach Hause. Das muss man sich überlegen!“ Als Auszubildender zur Pflegefachkraft kann ich die Überlastung der Ärzt:innen auch aus meiner eigenen Erfahrung auf Station bestätigen.
Die neugegründete Berliner Ärzt:inneninitiative will gemeinsam mit Pflegekräften und anderen Krankenhausbeschäftigten für ein nachhaltiges Gesundheitssystem kämpfen. Besonders nach den Streiks der Berliner Krankenhausbewegung ist es notwendig, dass alle Berufsgruppen der Berliner Kliniken gemeinsam kämpfen. Nicht zuletzt, weil die Klinikleitungen gerne versuchen, die Interessen der Ärzt:innen und des nicht-medizinischen Personal voneinander zu trennen.
Um der Profitorientierung im Gesundheitssystem und der Kürzungspolitik der Regierungsparteien entgegenzutreten, braucht es ebenfalls politische Kämpfe, die diese herausfordern. Es braucht Milliardeninvestitionen in die Kliniken, um die Arbeitsbedingungen und die Vergütung zu verbessern. Die Berliner Krankenhausbewegung bereitet sich im Rahmen des Tarifstreits im öffentlichen Dienst (TVöD) ab dem Frühjahr auf Streiks vor. Wäre es nicht Zeit, dass dann das gesamte Personal der Charité und aller Berliner Kliniken gemeinsam streiken?