„Tochtergesellschaften sind Diebstahl!“ Rede eines Vivantes-Arbeiters

01.07.2017, Lesezeit 5 Min.
Gastbeitrag

Beschäftigte bei Vivantes und Charité kämpfen gegen Niedriglöhne und Outsourcing. Wir dokumentieren hier die Rede von Mario Kunze, Arbeiter bei Vivantes und Mitglied der Gewerkschaft ver.di. (Etwas gekürzt, weil die rechtliche Situation der Kolleg*innen sehr komplex ist.)

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Hallo Vivantes! Hallo Charité!

Nach gefühlt hundert Jahren sind wir wieder zusammen gekommen, trotz der Hürden, die immer wieder hastig vor uns aufgebaut werden.

Eines muss man unseren Gegnern lassen: Sie sind kreativ! Aber sie alle können es nun nicht mehr verbergen. Ihre Scheinheiligkeit, ihre Heucheleien, ihre Lügen werden durch ihre undemokratischen, juristisch illegalen und ihre korrupten Entscheidungen sichtbar. Egal welche Maske sie gerade tragen, wir haben sie ihnen von den Visagen gerissen.

Die Onkel- und Tantentour der Geschäftsführung hatte keinen Erfolg! Durch illegale Hausverbote, Scheinzugeständnisse […] und lächerliche Entgelte […] haben sie euren Willen nicht brechen können. Ihr seid hier und zeigt ihnen den Stinkefinger! Ihr seid nicht billig zu haben und lasst euch nicht verarschen! Wir wollen, was uns zusteht – nicht mehr aber auch nicht weniger!

Warum reichen die [bisherigen Zugeständnisse bei] der VSG nicht aus, um euch zufrieden zu stellen? Weil schon jetzt die Ungerechtigkeit zu Tage tritt. Einige von euch bekommen [die Lohnerhöhung] gar nicht, andere weniger und andere mehr. Die Geschäftsführung bezahlt sie nach Nase! Das werden wir nicht hinnehmen!

TVÖD für Alle!

[Das] ist nur mit der Auflösung der verfluchten Töchter zu erreichen!

Auflösung und Rückabwicklung der Töchter!

Die Geschäftsführung der VSG stellte in der letzten Verhandlung klar: Wenn es um die Bezahlung nach TVÖD in der gesamten VSG ginge, müsse man sie von Seiten der Politik dazu zwingen.

Und damit zu euch, werte Damen und Herren aus der Politik:

Liebe SPD:

Es reicht nicht, dicke Backen zu machen. Ihr müsst auch konsequenterweise diesen zickigen Kapitalisten den Marsch blasen. Was ist euer Koalitionsvertrag wert, wenn sich der Finanzsenator auf einer DGB-Veranstaltung wortwörtlich gelangweilt rum lümmeln und verkünden darf: Tochtergesellschaften muss es in kommunalen Krankenhäusern weiterhin geben und der Koalitionsvertrag spielt keine Rolle?

Das ist ein Bruch eurer Versprechen an uns. Fangt den Mann wieder ein! Der ist gefährlich und verwaltet auch noch unsere Stadtkasse!

Der infiziert womöglich noch den Michi Müller – oder war der vorher schon krank? Beim 1. Mai wirkte er noch gesund.

Noch vertrauen wir euch und eurer Ankündigung, den Pfeffersäcken eine Gesellschafteranweisung für die Auflösung der VSG und VTD um die Ohren zu hauen. Aber wir können nicht bis nach der Wahl Däumchen drehen. Wir werden euch beim Wahlkampf begleiten, euch erinnern und auch auf die Nüsse gehen. Auch eine tausendprozentige Tochter CFM kommt für uns nicht in Frage!

Töchtergesellschaften sind Diebstahl an den darin Beschäftigten!

Liebe Linke:

Ihr tut euch gerade in den verantwortlichen Positionen sehr schwer, euer Profil klar hervor zu heben. Wieso haben wir das Gefühl, dass uns ein neuer Vereinigungsparteitag mit der SPD bevor steht?

Ihr wollt linke, sozial gerechte Politik machen. Wisst ihr überhaupt noch, was sich hinter diesen Worten verbirgt? Schönen Gruß an Herrn Lederer und Herrn Fischer – sie treten eure Vorstellungen gerade mit Unterwürfigkeit gegenüber Kollaps-Ahnen und mit Aussagen wie „Outsourcing ist kein Thema, solange es keine Kernbereiche betrifft“ in den Arsch. Einen linken Flügel der SPD gibt es schon, die brauchen euch nicht.

Auch euch werden wir mit Freude besuchen kommen, denn wir erwarten von euch mehr!

Liebe Grüne:

schlaft weiter und raucht noch eine! Wir sehen uns auf euren Wahlpartys! Dort werden wir euch das Häkeln beibringen.

Wie geht es in Zukunft weiter?

Wir geben nicht auf – ihr bekommt uns nicht klein!

No going back! Denn wenn wir nachlassen, haben sie gewonnen, getreu dem alten Spruch:

Dem Bösen reicht zum Sieg, wenn das Gute nichts tut!

Zusammen mit unserer Gewerkschaft und jedem*jeder, der*die uns unterstützt, werden wir Schulter an Schulter allen zeigen, wie entschlossen wir sind. Das schließt die hier anwesenden Vertreter der Politik und Medien genau so ein, wie die Vertreter aus den anderen prekär beschäftigten Bereichen in der Verantwortung des Landes Berlin.

Dieser Arbeitskampf muss mit Protestdemos und gemeinsamen Streiks geführt werden. Streik ist unsere schärfste und demokratischste Waffe im Kampf gegen Ungerechtigkeit und  Kapitalbürokratie.

Streik ist das Mittel, um unsere Gewerkschaft zu neuen Mitgliedern zu verhelfen, denn sie sind ein deutliches Zeichen für alle Wankenden, dass hier bei unserer Gewerkschaft nicht rumgeeiert wird.

Ein erfolgreicher Streik, liegt in unser aller Interesse.

Venceremos!

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