Frankreich: Die Gelbwesten kehren zum Jahrestag des Sturms auf die Bastille auf die Straßen zurück
Die Gelbwesten stahlen Emmanuel Macron zum französischen Nationalfeiertag die Show: Sie störten seine Militärparade und forderten erneut seinen Rücktritt. Außerdem forderten sie das Auftauchen von Steve, einem Jugendlichen, der nach einer Polizeirepression verschwunden war. Mehr als 170 Personen wurden verhaftet.
Die Militärparade am 14. Juli – dem Gedenktag des Sturms auf die Bastille im Jahr 1789 – ist eine klassische Zurschaustellung der französischen Militärmacht. In diesem Jahr nutzte Emmanuel Macron sie zur Präsentation nationaler Symbolik und europäischer Einheit. Panzer, Flugzeuge, Soldaten und sogar ein fliegender Mann marschierten entlang der Champs Elysées, zusammen mit Abordnungen aus den Ländern, die Teil der „Europäischen Interventionsinitiative“ (IEI) sind, dem von Macron geförderten Projekt der europäischen Militärkooperation. Neben ihm befanden sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere Führungskräfte oder hohe Vertreter*innen der neun Länder, die an dem Projekt beteiligt sind.
Aber das stärkste Symbol des Tages war der Auftritt der Gelbwesten, die den Präsidenten auspfiffen und Barrikaden auf den Champs Elysées errichteten. Seit dem Morgen standen die Demonstrant*innen an den Straßenrändern der Champs Elysées, um ihre Entschlossenheit im Kampf gegen die Regierung zu zeigen. Während Macron versucht, den Gelbwesten ein Ende zu setzen, riefen diese „Macron soll zurücktreten!“ und „Wo ist Steve?“ – in Anspielung auf den 24-jährigen Steve Maia Canico, der nach der Polizeirepression in Nantes bei der Fête de la Musique seit über drei Wochen vermisst wird.
Macron trat der Wut der Gelbwesten, wie er es seit sieben Monaten jeden Samstag tut, mit einer brutalen Repression entgegen. Etwa 173 Personen wurden verhaftet. Drei emblematische Persönlichkeiten der Bewegung – Eric Drouet, Maxime Nicole und Jerome Rodríguez – wurden an diesem Sonntag verhaftet und dann im Laufe des Tages freigelassen. Repression und politische Verhaftungen (insbesondere gegen die Anführer*innen der Bewegung) zeugen von dem Willen der Regierung, die Gelbwesten ein für alle Mal zu liquidieren.
Das symbolischste Bild vom Sonntag waren die Tränengaswolken, die sich mit den Rauchsäulen aus den brennenden Müllcontainern verbanden, während Polizeiabsperrungen verhindern sollten, dass die Gelbwesten die Straßen in der Nähe des Triumphbogens auf den Champs Elysees besetzten.
Macron sagte: „Die Gelbwesten sind vorbei.“ Aber ihre Rückkehr auf die politische Bühne – an einem derart symbolischen Tag, an dem das Staatsoberhaupt der Welt sein futuristisches Militär, seine Spezialeinheiten, einen Weltraumkommandanten und all seine modernisierten Waffen zeigte – war eine ziemliche Überraschung. „Revolution“, sangen die Gelben Westen, die ihre Westen an dem Tag durch Pappschilder, Banner und Ballons in dieser Farbe ersetzt hatten, um von den Polizeikontrollen nicht entdeckt zu werden, da die Mobilisierung auf der Allee verboten war.
Der Protest beinhaltete auch die Forderung nach dem Auftauchen des 24-jährigen Steve Maia Canico. Steve fiel zusammen mit 14 anderen jungen Leuten während der brutalen Polizeirepression bei der Fête de la Musique in Nantes ins Wasser. Steve konnte nicht schwimmen, und im Moment wird er noch vermisst. Die Empörung führte zu Demonstrationen in Nantes, die am Stuhl von Innenminister Cristophe Castaner rüttelten.
Die Schwierigkeit für die Polizei, während des 14. Juli die „Ordnung“ aufrechtzuerhalten, zeigt einmal mehr die Schwächen und Schwierigkeiten der Macron-Regierung, den sozialen Protest zu beenden und die Gelbwesten zu besiegen. Die aber zeigen, dass sie eine Bewegung sind, die gekommen ist, um zu bleiben.
Dieser Artikel erschien zuerst bei La Izquierda Diario.