Engagierter Filmemacher und Wegbegleiter der Kämpfe: Jean-Luc Godard ist tot
Der Filmemacher Jean-Luc Godard ist am Dienstag im Alter von 91 Jahren verstorben. Als Figur der Nouvelle Vague war er einer jener subversiven Künstler:innen, die ihr Talent in den Dienst der Kämpfe der Arbeiter:innenklasse, der kolonisierten Völker und der Jugend stellten.
Die Libération gab diesen Dienstag den Tod von Jean-Luc Godard bekannt. Der 91-jährige Künstler griff in der Schweiz zum assistierten Suizid. „Er war nicht krank, er war nur erschöpft. Es war seine Entscheidung und es war ihm wichtig, dass es bekannt wird“, bestätigte seine Ehefrau der Schweizer Nachrichtenagentur SDA.
Godard wurde im Dezember 1930 in Paris geboren und startete in den 1950er Jahren als Kritiker für verschiedene Filmzeitschriften in die Welt des Kinos. Zeitgleich begann er, einige Kurzfilme zu drehen, an denen andere junge Regisseure wie Éric Rohmer oder François Truffaut mitgearbeitet haben, mit denen er die Nouvelle Vague anführte.
Mit Godard stirbt eine der letzten Figuren dieser Strömung, die das Kino in technischer, filmischer und erzählerischer Hinsicht revolutioniert hat. 1960 war Außer Atem (Originaltitel: À bout de souffle), sein erster Spielfilm. Für den Filmkritiker Jacques Mandelbaum war es sein „Aufbruchsfilm“, „weil er die Form erfand, die dem innovativen Geist der Bewegung am besten entsprach, und weil er den Aufstieg einer Jugend feiert, die zur gleichen Zeit ihre Werte entdeckte und in der französischen Gesellschaft durchsetzte.“
Godard war ein engagierter Regisseur, der die Rebellion der Jugend gegen die kapitalistische Gesellschaft widerspiegelte und auch im Kontext kolonialer Konflikte gegen den Imperialismus Stellung bezog: Zum Algerienkrieg mit Der kleine Soldat (Originaltitel: Le petit soldat), zum Vietnamkrieg mit dem im Kollektiv entstandenen Dokumentarfilm Fern von Vietnam (Originaltitel: Loin du Vietnam) und sogar zu Palästina, mit dem unvollendeten Werk Bis zum Sieg der von ihm mitbegründeten Dziga Vertov-Gruppe. Im Mai 1968 beteiligte sich Godard an der Absage der Filmfestspiele von Cannes aus Solidarität mit Arbeiter:innen und Student:innen. In einer berühmten Sequenz forderte er: „die Solidarität des Kinos mit den Studenten- und Arbeiterbewegungen, die in Frankreich stattfinden“.
Godard spiegelte in seinen Filmen den Radikalismus der „1968er“ und 1970er Jahre wider und bewahrte diesen Geist der Subversion und Provokation bis zum Ende seiner Karriere. Der Titel eines seiner letzten Filme, Film Socialisme, erinnert an die Beharrlichkeit dieses Engagements, ebenso wie seine jüngsten Äußerungen, die seinen Respekt und seine Bewunderung für Assa Traoré ausdrücken.
Dieser Nachruf erschien am 13. September bei Révolution Permanente.