Erklärung 4

Ich, der Unterzeichnete, Leo (Jehuda) S C H I F F M A N N, erklaere hiermit nachstehendes :

Ich wurde geboren am 19.8.1911 in Berlin SO 36. Mein letzter Wohnsitz in Deutschland war Berlin SO 36, Skalitzerstr. 100 bis zur Auswanderung im Jahre 1938. Heute wohne ich in Tel-Aviv, Rambam Str.1 /Israel/ bei Luwisch.

Mit dem Bruder des Herrn Karol W I T T L I N, letzterer heute wohnhaft in Tel-Aviv, Rambam Str. 6, Herrn Martin WITLIN, war ich seit 1922 sehr befreundet. Wir waren Schulkameraden. Durch die Besuche bei der Familie Wittlin, lernte ich auch Karol WITTLIN kennen. Er besuchte damals die Volksschule in Berlin, Koeppencikerstr. Ungefaehr im Jahre 1926 ging er in ein Reformrealgymnasium und ca. vom Jahre 1932 in das Realgymnasium Karl Marx-Schule in Berlin/Neukoelln.

Sowohl mit seinem Bruder Martin als auch mit Karol unterhielt ich mich oefters ueber deren Zukunftsplaene. Martin Wittlin ging damals in die Techn. Hochschule Berlin, [durchstrichen]um Mathamtiker zu werden[/durchstrichen] und Karol wollte nach Beendigung des Gymnasiums Maschinenbau studieren.

Der Vater der beiden Brueder, Bernhard MONAT (Wittlin) hatte ein gutgehendes Herren-Garderobegeschaeft in Berlin, Skalitzerstr. 123 und legte grossen Wert darauf, dass seine Soehne akademische Berufe ergreifen sollen.

Im Juni 1933 war Karol gezwungen die Schule zu verlassen, da seine Lehrer ebenso wie sein Direktor ihm nahelegten als Jude nicht mehr dem Unterricht teilzunehmen, nachdem sich verschiedentlich Zwischenfaelle mit den arischen Mitschuelern ereignet hatten.

Um sich auf seine Auswanderung nach Palästina vorzubereiten ging Karol Wittlin in ein Umschulungskurs fuer Metallarbeit der juedischen Gemeinde in Berlin. Diese besuchte er bis 1935.-

Nach Beendigung des Umschulungskurses arbeitete er in der juedischen Organisation „Hehalutz“, um andere junge Juden fuer die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Er wartete waehrend dieser Zeit auf sein Palästina-Zertifikat, das er aber nicht bekommen konnte und wurde schliesslich im Jahre 1938 als polnischer Staatsangehoeriger aus Deutschland ausgewiesen. Ich selbst wurde am gleichen Tage naemlich den 28. Oktober 1938 ausgewiesen und wir fuhren zusammen nach einem Aufenthalt von 3 Monaten in Polen mit einem illegalen Transport nach Palästina.

Bis zu seiner Auswanderung wohnte Herr Karol Wittlin zusammen mit seinem Bruder Martin in der Gutenbergstr. 4, Berlin, bei einer Familie Blumenfeld.

Mit Herrn Karol W I T T L I N bin ich weder verwandt noch verschwaegert.

Tel-Aviv, den 19. Oktober 1955, Leo (Jehuda) S C H I F F M A N N

Quelle: Entschädigungsbehörde Berlin, Reg. Nr. 274 068 (Karol Wittlin)