Brief 1

(Ohne Datum. Übersetzung aus dem Französischen)

Lieber Charles,

während ich Dir das erste Mal einen Brief auf Französisch schreibe, empfinde ich eine wahre Freude. Der erste Gebrauch einer neuen Sprache ist eine zweite Geburt, das ist der Beginn einer völlig neuen Epoche im Leben eines Menschen, es ist die Eroberung eines völlig neuen Teils der Welt.

Nach diesem ziemlich feierlichen Vorwort werde ich mich an den praktischen Teil des Briefes begeben und erzähle Dir [unleserlich]

Ich habe [unleserlich] Brief erhalten [unleserlich] Stimmungsumschwung unserer Schwester und ich denke, daß der erfreuliche Wechsel [unleserlich] mehr als vier Zeilen, d.h. mehr als 10% seines Briefes über Eure graue Katze, ich weiß nicht, ob jung ode alt.

Die Pflege allein würde nicht ausreichen, um diesen Brief zu füllen. Diese Bilder gefielen mir. Ich könnte noch einmal feststellen, daß Ihr keine professionellen Fotografen seid. Lotte hatte deswegen Bedenken, daß das Portrait von Hans und Dir zu hell ist. Ich werde besonders das Foto von Hans und Lotte in ihrer seltsamen Inszenierung, die sie als orientalisches Paar zeigt [unleserlich]

Lotte schrieb mir auch die Ursache, die Dich [unleserlich] den Kibbuz zu verlassen [unleserlich]. Kurz, ich beglückwünsche Dich zu Deiner recht schnellen Entscheidung. Ich habe kaum Neuigkeiten von hier zu erzählen und der physische Himmel entspricht dem politischen perfekt. Draußen fallen abwechselnd Schnee und Regen.

Selbst heute kann ich das exakte Datum meiner Reise noch nicht festlegen. Ich schrieb Dir, daß ich die Genehmigung (zur Einreise) nach England erhalten werde, daß sie eintrifft, ist so sicher wie die Ankunft des Frühlings. Inzwischen, ich habe das schon geschrieben, bereite ich mit Fleiß meine Studien vor.

Hast Du schon eine Korrespondenz mit dem kleinen Walter begonnen? Das, was Ihr für Herbert erreicht habt? Geht Walter so früh wie möglich zu Dr. Davidson? Man muss die Sache durchdrücken und beschleunigen, weil die Wartezeit ohne jeglichen Anschluss (menschliche Beziehungen) nicht gut für den Jungen ist.

Grüße,
Euer Monte

Entschuldigt das Papier. Ich schreibe nicht von zu Hause und habe nichts besseres bei mir. Außerdem habe ich – davon bin ich überzeugt – viele Fehler gemacht. Du verstehst mich und entschuldigst mich.

Quelle: Archiv von Rodolphe Prager, Ordner 301, Martin Monat
Im Internationalen Institut für Sozialgeschichte (IISG), Amsterdam