Red Brain Sondernummer: Für eine radikale Bildungsbewegung!

21.04.2012, Lesezeit 4 Min.
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// Flugblatt von Red Brain für die Vollversammlung vom Bündnis Streikkomitee Berlin (BSKB) //

Die bundesweite Bildungsbewegung steckt in einer Krise. Haben die Forderungen nach bessrere Bildung im Sommer 2009 noch eine Viertelmillion Lernende auf die Straßen getrieben und wurden dadurch auch einzelne Erfolge und eine weitreichende Politisierung der SchülerInnen erreicht, so ist die Tendenz (trotzdem) sinkend. Beim letzten Bildungsstreik im Herbst 2011 waren es nur einige Zehntausende, die protestierten. Eine ähnliche Entwicklung ist leider auch beim neugegründeten Bündnis Streikkomitee Berlin (BSKB) zu erkennen. Diese beiden Phänomene lassen sich schließlich auf mangelnde Motivation, die einer mangelnden Perspektive entspringt, zurückführen. Folgende Punkte erachten wir bei der weiteren Perspektive als zentral.

Einheit von Arbeitenden und Lernenden!

Die Prekarisierung der Lebensverhältnisse weiter Teile der Gesellschaft nimmt durch die Krise immer krassere Formen an. Gerade Schlecker und die Entlassung von Tausenden (zum Großteil weiblichen) Beschäftigten ist ein gutes Beispiel dafür. Wir denken, dass gerade heute der gemeinsame Kampf von ArbeiterInnen und SchülerInnen enorm wichtig ist. Deshalb besuchte Red Brain eine Kundgebung der Schlecker-Beschäftigten vor dem Roten Rathaus und eine Versammlung der CFM-Streikenden, bei der wir in einem Redebeitrag für diese Einheit warben.

Die oben erwähnte Prekarisierung hat die gleichen Ursachen wie es auch Kürzungen im Bildungssektor haben. Schließlich sind die SchülerInnen von heute auch nur die ArbeiterInnen von morgen und müssen dann in ihren Betrieben die Sparmaßnahmen zu Gunsten von Banken und der Großindustrie hinnehmen. Schließlich sind wir es, deren unbezahlte Praktika sich in naher Zukunft mehren und mehren werden, die bei ihren Jobs zu den niedrigsten Löhnen ausgebeutet werden. Schließlich werden wir es sein, die mit Rentenkürzungen für die kommenden Krisen bezahlen werden müssen. Desweiteren hat diese Einheit einen noch viel konkreteren Grund: Nur durch die Ausübung von wirtschaftlichem Druck durch Streiks kann die herrschende Klasse zu Verbesserungen gezwungen werden.

Hoch die Internationale Solidarität!

Doch da sich die deutsche herrschende Klasse zur Zeit mit Kürzungen zurückhält, entsteht bei vielen der Eindruck, dass es nicht mehr vonnöten sei, gegen sie zu kämpfen. Aber ein einfacher Blick auf die Europakarte zeigt die Orte, wo diese Kürzungen hinverlagert wurden. Die Lernenden wie auch die ArbeiterInnen in Griechenland, im Spanischen Staat usw. haben unter den massiven Kahlschlägen zugunsten der europäischen und vor allem deutschen Banken und Konzerne zu leiden. Die Proteste der SchülerInnen in Valencia bieten ein gutes Beispiel dafür: Sie gingen gegen die gewaltigen Kürzungen auf die Straße, die zum Verfall der Infrastruktur, ungeheizten und gestrichenen Klassenräumen, Entlassungen von LehrerInnen und vielen anderen Problemen beitrug. Dieser Protest wurde mit brutaler Repression niedergeprügelt. Unsere Aufgabe ist es, die Unterstützung dieser und vieler anderer Proteste gegen die Kürzungen, die ihnen die deutsche Regierung auferlegt. Unsere Politik muss die des Kampfes gegen Merkel, Ackermann und Co. und die der Unterstützung der Kämpfe lohnabhängigen und lernenden Massen in Griechenland und sonstwo sein.

Radikale Aktionsformen!

Und gerade dieser Blick in die „nahe Ferne“ lässt uns auch neue Ansätze für die bildungspolitischen Kämpfe hier finden. Deshalb wollen wir die Besetzung der Schulen durch SchülerInnen und der Fabriken durch ArbeiterInnen vorantreiben. Denn die heutigen Probleme brauchen radikale Lösungen, da sich nur so Veränderungen erzielen lassen. Gerade die Besetzung und die Selbstverwaltung der Schule durch die Lernenden und Lehrenden – in Zusammenhang mit Arbeitskämpfen – bringt nicht nur die Frage der Kontrolle der Schule auf den Tisch. Wenn der komplette Schulbetrieb unter die demokratische Kontrolle der SchülerInnen und LehrerInnen gestellt wird, liegt die Frage nahe, wer denn in unserer Gesellschaft die Kontrolle über die Produktion und die ganzen Reichtümer besitzt.

Der eintägige Streik als Aktionsform für die Bildungsbewegung ist beim Mobilisierungs- und Veränderungspotential an Grenzen gestossen. Unbegrenzte Streiks hingegen bieten eine Dynamik, deren Potential nicht nur wirkliche Veränderungen herbeiführen, sondern sogar eine antikapitalistische Perspektive bieten. Denn nur ein revolutionärer Wandel der Gesellschaft bietet die Möglichkeit für eine freie, selbstbestimmte Bildung.

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