Semesterauftakt von Waffen der Kritik: Marx ist zurück!

14.10.2014, Lesezeit 7 Min.
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// Flyer für den Semesterauftakt im Wintersemester 2014/2015 //

Mitten in einer historischen Krise des Kapitalismus wird der Marxismus wieder stärker diskutiert – sogar an der Uni! Der Marxismus in den Seminaren allerdings kann ziemlich abstrakt klingen.

Doch der Marxismus ist mehr als eine Kritik der politischen Ökonomie – er ist eine “Anleitung zum Handeln” (Friedrich Engels). Der alte Marx hat den Kapitalismus nicht nur analysiert, sondern eine revolutionäre Organisation der Arbeiter*innen mit aufgebaut, um den Kapitalismus zu stürzen. Denn: “Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt drauf an, sie zu verändern.”

Als marxistische Gruppierung versuchen wir, revolutionäre Theorie mit revolutionärer Praxis zu verbinden. Denn Studierenden können gesellschaftliche Veränderungen herbeiführen, wenn wir den akademischen Elfenbeinturm verlassen und im Bündnis mit den Arbeitenden und Unterdrückten kämpfen – wie zum Beispiel 1968 in Frankreich.

Der Marxismus bietet ein Programm gegen imperialistische Kriege, gegen die Klimakatastrophe, gegen Sexismus, Rassismus und alle Formen der Unterdrückung – kurz, gegen die Übel der kapitalistischen Produktionsweise. An seiner Stelle wollen wir eine freie, sozialistische Gesellschaft, in der die Menschen demokratisch die Produktion kontrollieren.

Das ist ein großes Vorhaben, aber irgendwo müssen wir anfangen, und deswegen haben wir uns an den Unis zusammengeschlossen.

Für die Einheit von Arbeitenden und Studierenden!

Anders als es so manches Klischee will, müssen Studierende auch manchmal arbeiten. Und wenn wir das tun, dann meistens zu miserablen Bedingungen. Niedrige Löhne, befristete Verträge und kurzfristige Schichtpläne – Prekarisierung betrifft uns alle, wenn noch nicht jetzt, dann doch sehr bald. Deshalb ist es wichtig, dass wir Studierende die Kämpfe der Arbeitenden unterstützen.

Das “Modell Amazon” steht für schlechte Löhne und unsichere Verträge. Doch dagegen streiken die Arbeiter*innen seit über einem Jahr. Wir wollen – gemeinsam mit anderen linken Gruppen an der Uni – Solidarität mit den Arbeiter*innen bei Amazon leisten – zum Beispiel mit Veranstaltungen, Kundgebungen und Solidaritätsbesuchen. Bei Amazon kämpfen wir um unsere eigenen Arbeitsbedingungen, denn wenn sich Arbeiter*innen in so einem wichtigen Unternehmen durchsetzen, hat das eine Signalwirkung für viele weitere Kämpfe.

Arbeiter*innen sind durch ihrer Position im Produktionsprozess in der Lage, durch Streiks einen sehr großen Druck auf die Kapitalist*innen auszuüben. Mit diesem Potential wollen wir uns verbünden und eine Einheit von Arbeitenden und Studierenden herstellen.

Geflüchtete – der Kampf geht weiter!

Dieses Jahr erlitt die Bewegung der Geflüchteten in ihrem Kampf um elementarste Rechte in Berlin eine Reihe herber Rückschläge: Es kam zu rassistischen Angriffen und Räumungen des Camps auf dem O-Platz, der besetzten ehemaligen Schule in der Ohlauer Straße und der Unterkunft in der Gürtelstraße durch den skandalösen Bruch des “O-Platz- Agreements”. Auf Bundesebene wurde eine noch weitere Verschärfung des sog. “Asylrechts” mit Hilfe der Grünen durchgebracht.

Doch der Kampf geht weiter! An vorderster Front brachten wir mit vielen Jugendlichen im Bündnis Refugee Schul- und Unistreik das Thema auf die Straße – und gemeinsam mit offenen Streikkomitees an die FU und HU. Diese Arbeit wollen wir fortführen.

An der Universität kämpfen wir für einen freien Zugang zu Bildung für Geflüchtete – sei es zu Uni, Deutschkurs oder Schule.

Wir forderten immer wieder die Gewerkschaften zum Handeln auf. Nun forderten Geflüchtete erneut Solidarität vom DGB ein – als entrechtetster Teil der Arbeiter*innenklasse. Doch die skandalöse Bürokratie ließ sie mit Bullengewalt aus dem Gewerkschaftshaus räumen! Dies stellt unsere Allianz vor eine neue Etappe, in der wir mehr denn je – gemeinsam mit Euch – eine kämpferische Strömung innerhalb der Gewerkschaften für den Kampf der Refugees formieren wollen!

Für einen klassenkämpferischen Feminismus!

Ist dir das auch schon aufgefallen: die knappe Mehrheit der Studierenden sind Frauen, aber nur sehr wenige der Professor*innen sind weiblich? Dafür sind aber wiederum die Mensabeschäftigten und Putzkräfte in der Regel Frauen. Die Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen ist – obwohl immer wieder gerne behauptet – noch lange nicht Vergangenheit. Auch die Uni ist ein Raum, in dem Sexismus täglich stattfindet. Wir wollen dieses Semester unseren Widerstand gegen Alltagssexismus an der Uni sichtbar machen – mit Stickern, Plakaten und Aktionen. Diesen Widerstand wollen wir auch mit einem antikapitalistischem Kampf verbinden.

Das kapitalistische System braucht die Unterdrückung von Frauen, um zu funktionieren. Aus diesem Grund denken wir, dass es eine klassenkämpferische Frauenbewegung geben muss, die einerseits für konkrete Rechte der Frauen und Arbeiterinnen kämpft und andererseits Teil einer revolutionären Bewegung gegen den Kapitalismus ist.

Im letzten Semester haben wir eine Veranstaltungsreihe zum Thema “Marxismus und Geschlecht” unterstützt. Das wollen wir dieses Semester weiter vertiefen und veranstalten deshalb einen Lesekreis zu materialistischem Feminismus.

Gegen Kürzungen an den Unis!

Im Zuge der kapitalistischen Krise standen in den letzten Jahren wieder Kürzungen an den Unis auf dem Programm. An der HU und an anderen Unis in Deutschland gingen Tausende Studierende zu Versammlungen und Demonstrationen. Wir Studierende müssen unsere Rechte verteidigen und gegen Kürzungen kämpfen. Unsere Aktionen sollten wir auf demokratischen Versammlungen abstimmen und beispielsweise gemeinsam mit Unibeschäftigten streiken. Wir wollen eine revolutionäre Studierendenbewegung mit aufbauen. Um erfolgreich zu sein, müssen wir uns aber auch mit den Arbeiter*innen verbinden und unsere Kämpfe zusammenführen.

Die Uni im Kapitalismus wird immer ein Ort der Ideologieproduktion im Sinne des Systems bleiben. Gegen die herrschende Ideologie wollen wir einen Kampf führen und zwar auch, in dem wir unsere Theorien in die Praxis umsetzen. So durchbrechen wir die universitäre Käseglocke.
Werde aktiv!

“Waffen der Kritik” ist eine offene marxistische Gruppierung an der Uni, und wir wollen die Welt nicht nur interpretieren, sondern auch verändern. Deswegen organisieren wir Veranstaltungen, Lesekreise und Demonstrationen – auch in Bündnissen mit möglichst vielen linken Gruppen. Außerdem geben wir regelmäßig eine Zeitschrift heraus. Wir arbeiten unsere Politik gemeinsam und demokratisch durch kontroverse Diskussionen aus.

Unsere Strategie ist auf eine Revolution ausgerichtet – d.h. wir setzen nicht auf “Regierungssozialist*innen”, die Programme über Sozialismus schreiben, um bei der ersten Gelegenheit einen Ministersessel in einer kapitalistischen Regierung anzunehmen. Stattdessen treten wir für den Aufbau einer revolutionären Organisation der Arbeitenden und auch der Studierenden ein.

Wir sind an vier Universitäten in Berlin und Potsdam aktiv (an der FU sind wir im Studierendenparlament vertreten). Außerdem arbeiten wir mit der roten Hochschulgruppe “These XI” aus München zusammen.

Wenn du selbst aktiv werden willst, bieten wir Workshops an verschiedenen Universitäten an, um eine Einführung in den Marxismus zu geben. Komm vorbei und diskutiere mit – es ist kein Vorwissen nötig!

Bei unserem Semesterstart-Treffen werden wir unsere Schwerpunkte gemeinsam definieren – wir haben uns auch schon einige Gedanken gemacht. Du kannst eigene Ideen einbringen, Artikel schreiben und Aktionen vorbereiten. Bei unseren Treffen werden wir jede Woche kleine Referate und Diskussionen zu politischen Themen haben.

Workshops: Was ist Marxismus?

Freie Universität
Donnerstag, 16. Oktober, 16 Uhr
im Foyer vor der Mensa II in der Silberlaube
(im Rahmen der kritischen Orientierungswoche)

Humboldt Universität
Mittwoch, 15. Oktober, 16 Uhr
Treffpunkt im Foyer des Hegelbaus, Dorotheenstraße 24

Universität Potsdam
Mittwoch, 22. Oktober, 16 Uhr
Treffpunkt im Foyer vor der Mensa im Campus Griebnitzsee (Haus 6)

Semesterstart-Treffen (für Berlin und Potsdam)

Politisches Thema: Warum sind deutsche Universitäten so langweilig? Eine Bestandsaufnahme.

Montag, 20. Oktober, 19 Uhr
O.T. Projektraum, Weichselstraße 55,
nahe U-Bahnhof Rathaus Neukölln

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