Lehrer*innen in Chile nach Streiks verfolgt

25.01.2016, Lesezeit 3 Min.
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Im vergangenen Jahr streikten die Lehrer*innen 57 Tage lang gegen neue Kontrollen und für bessere Arbeitsbedingungen. Im Norden des Landes werden nun zwei Gewerkschaftsaktivistinnen aufgrund ihrer Tätigkeit im Streik entlassen.

Es war ein schwarzer Tag für Patricia Romo, Macarena Figueroa und Milka Cerna. Sie alle drei sind Lehrerinnen aus Antofagasta im Norden Chiles. Und sie alle wurden vor wenigen Wochen aus ihren Schulen entlassen, um nach dem Ende der Sommerferien in einer neuen Schule angestellt zu werden.

Doch sie haben noch etwas gemeinsam: Sie alle sind gewerkschaftlich aktiv und haben den fast zweimonatigen Streik, der im vergangenen Juni begann, an ihren Schulen organisiert. Die Verbindung ist offensichtlich: Die drei Lehrerinnen werden für ihre Kampfbereitschaft bestraft. Damit wollen die Schulleiter*innen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde wichtige Aktivist*innen der Lehrer*innengewerkschaft CdP von ihrer Basis trennen und damit die gesamte Gewerkschaft schwächen.

Die Hauptforderung des Streiks, der von tausenden Lehrer*innen im ganzen Land durchgeführt wurde, war das Fallenlassen eines neuen Gesetzes zur Reglementierung der Lehrer*innenlaufbahn. Das Gesetz sollte verpflichtende Prüfungen für alle Lehramtsstudierenden einführen, sowie die Konkurrenz unter den Kolleg*innen verschärfen. Es ging auch um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch kleinere Klassen und weniger Unterrichtszeit.

Doch der Vorsitzende des CdP, Jaime Gajardo, ist auch der Chef der Kommunistischen Partei Chiles und damit Teil der Mitte-Links-Regierung unter Michelle Bachelet. Um die Kontrolle nicht zu verlieren, musste er zum Streik aufrufen. Schon 2014 gab es einen monatelangen Streik der Lehrer*innen, der nicht von der Gewerkschaftsführung getragen wurde und deshalb als „Rebellion der Basis“ bekannt wurde. Gleichzeitig versuchte er in Verbund mit der Gewerkschaftsspitze und der Regierung, den Streik zu ersticken.

Zwar wurden einige Paragraphen des Gesetzes verändert, letztlich blieb es jedoch in Takt und wurde vom Senat verabschiedet. Und nach dem Ausstand kommt die Repression. Schon wenige Monate nach dem Streik wurden in der Hauptstadt Santiago 33 Lehrer*innen aufgrund von „Fehltagen“ während des Streiks entlassen. Zum Ende des Jahres werden klassisch hunderte Lehrer*innen entlassen, um wenige Monate später nach den Sommerferien wieder eingestellt zu werden – oder auch nicht. Diesmal traf es besonders diejenigen, die im Streik besonders auffielen.

Deshalb kämpfen jetzt Patricia, Macarena und Milka gemeinsam mit vielen anderen Kolleg*innen im ganzen Land für die Wiedereinstellung und gegen die Repression. Ihre Bitten um Unterstützung stoßen bei der Gewerkschaftsführung auf taube Ohren. Schnell bekamen sie jedoch Solidarität von einer Basisgruppe von Lehrer*innen aus Mexiko. Auch in Berlin haben tausende Lehrer*innen in den vergangenen Jahren immer wieder mit Warnstreiks auf sich aufmerksam gemacht und in wenigen Tagen geht der Kampf in eine neue Runde. Die Solidarität der Lehrer*innen auf beiden Seiten des Atlantiks im Kampf für bessere Bildung ist eine wichtige Waffe.

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